2. Liga: Bielefeld verspielt 3-Tore-Führung — Nächste Pleite für Hansa

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2. Liga: Bielefeld verspielt 3-Tore-Führung — Nächste Pleite für Hansa
Hasan Kurucay (li.) im Zweikampf mit Fabian Klos (re.)
Hasan Kurucay (li.) im Zweikampf mit Fabian Klos (re.)
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Arminia Bielefeld erwischte beim Gastspiel in Braunschweig einen absoluten Traumbeginn, lag nach 20 Minuten bereits 3:0 in Führung — tritt die Heimreise dennoch ohne drei Punkte im Gepäck an. Immanuel Pherai mit einem Doppelpack und Anthony Ujah mit dem Ausgleich sorgten für ein Remis. Die Hansa bleibt dem Abstiegskampf treu, verlor gegen einen formstarken KSC klar. Fürth und Hannover trennten sich in einer von Schiedsrichterdiskussionen geprägten Partie mit 1:1.

Eintracht Braunschweig vs. Arminia Bielefeld 3:3

Der Fußballgott hatte großes Erbarmen mit den Zusehern in Braunschweig: fünf Treffer fielen allein in der ersten Hälfte.

Die Arminia war vom ersten Moment an wie elektrisiert. Fabian Klos bat Schiedsrichter Deniz Aytekin um einen Seitenwechsel — im modernen Profi-Fußball höchst unüblich. Klos hatte seine Gründe, er wollte die Partie unbedingt vor den über 2.000 Gästefans beginnen. Daniel Scherning sprach im Vorfeld der Partie vom "wichtigsten Spiel der Saison". Mit einem Sieg hätte die Arminia sich zumindest kurzfristig der Abstiegssorgen entledigen können. 

Besonders die Qualitäten von Immanuel Pherai bereiteten dem Trainer der Ostwestfalen Sorgen: Er bezeichnete ihn als "absoluten Unterschiedsspieler". Zurecht. Der Niederländer sollte in einem temporeichen, wilden Spiel den Arminia-Fans die Reise nach Niedersachsen ordentlich verderben. Doch fangen wir von vorn an:

In der 6. Minute erzielten die Gäste den ersten Treffer. George Bello war in die Tiefe geschickt worden. Ein ungenaues Zuspiel, dank seines enormen Tempos kratzte der US-Amerikaner den Ball aber noch von der Grundlinie und flankte an den langen Pfosten. Das Spielgerät gelangte zum am Strafraumrand lauernden Jomaine Consbruch (6.). Dessen Schuss knallte an den Pfosten, von dort auf den Rücken von Eintracht-Torhüter Jasim Fejzic — der Ball kullerte schließlich hinter die Torlinie.

Fünf Minuten später jubelte erneut die Arminia. Nach einem Freistoß zog wiederum Consbruch ab. Fejzic ließ die Kugel abprallen, Bryan Lasme war sofort zur Stelle, stellte auf 2:0. Nach 20 Minuten war der Traumstart perfekt, die Arminia erzielte bereits den dritten Treffer. Wieder hatte Consbruch seine Beine im Spiel — jener Spieler also, der im Vorjahr noch an die Eintracht verliehen war. Seine Flanke wurde von Guilherme Ramos verwertet.

Pherai hatte der DSC bis dahin gut in Griff gehabt. Doch ein Unterschiedsspieler bleibt nun mal ein Unterschiedsspieler. Der 21-Jährige tankte sich in Minute 22 durch die gegnerische Abwehr, versenkte der Ball im Grätschen ins lange Eck. 12 Minuten später begeisterte sein Teamkollege Maurice Multhaup mit einem Hackentrick und klugen Pass auf Pherai: Der zog scharf ins kurze Eck ab, erzielte sein bereits sechstes Saisontor.

Mit zwei Treffern brachte Pherai die Eintracht zurück ins Spiel
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Der zweite Durchgang wurde der Spannung im ersten nicht ganz gerecht. Seinen großen Auftritt hatte der 30-fache Bundesliga-Torschütze Anthony Ujah in Minute 72. Mit einem satten Rechtsschuss erzielte er den Ausgleich — und vermieste den mitgereisten Bielefeldern damit ordentlich den Tag. Aus einer 3:0-Führung wurde noch ein leistungsgerechtes Unentschieden.

Hansa Rostock vs. Karlsruher SC 0:2

Die Hansa wartet weiterhin auf den ersten Heimsieg unter Trainer Patrick Glöckner. Glöckner weist mittlerweile einen deutlich schlechteren Punkteschnitt als sein Vorgänger auf. Jens Härtel übergab Rostock auf dem zwölften Platz. In der laufenden Saison konnte er immerhin einen Punkteschnitt von 1,13 pro Spiel erzielen, in insgesamt 159 Partien erreichte er einen Schnitt von 1,58. Der Anfang November gekommene Glöckner hingegen kommt in acht Partien nur auf einen Schnitt von 0,88. 

Seine Mannschaft beauftragte er damit, die Gästen aus Karlsruhe mit hohem Pressing häufig in Drucksituationen zu bringen. Doch aus diesen konnten sich die formstarken Gäste (zuletzt vier Siege in Folge) meist ohne Probleme befreien.

Glöckner hat noch immer nicht das passende Rezept gefunden, bleibt ohne Heimsieg
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Mit einem ungeschickten Zweikampf brachte Hansa-Abwehrchef Damian Roßbach sein Team in die Bredouille. Er umklammerte Mikkel Kaufmann, der Däne fiel zu Boden, Roßbach wurde verwarnt — und der KSC bekam einen Elfmeter zugesprochen. Marvin Wanitzek schnappte sich die Kugel, schritt zum Punkt und blieb seelenruhig (16.). Das achte Saisontor für Wanitzek, die verdiente Führung für die Gäste. Die Mainz-Leihgabe Paul Nebel erhöhte nach 25 Minuten.

Die Verunsicherung bei den Rostockern war klar zu spüren. Zwei Minuten nach dem 2:0 fand Wanitzek den nächsten Hochkaräter vor, traf aber nur das Außennetz. In der 42. Minute rettete Markus Kolke gegen Fabian Schleusener. Die Heimfans quittierten die schwache Leistung der Hansa mit zahlreichen Pfiffen. 

Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Gastgeber vieles schuldig. Kaufmann erzielte in der 61. Minute das nächste KSC-Tor. Wegen einer Abseitsstellung wurde dieses aber zurecht aberkannt. Der Abstiegskampf bleibt im hohen Norden weiterhin bittere Realität. Dass sich Rick van Drongelen eine schmerzhafte Sprunggelenksverletzung zuzog, Haris Duljevic bereits in Minute 33 verletzt ausgetauscht werden musste — verkleinert die Sorgenfalten von Patrick Glöckner nicht.

SpVgg Greuther Fürth vs. Hannover 96 1:1

"Wir müssen wieder in die Punkte kommen", sagte Stefan Leitl vor Anpfiff bei Sky. Das Mittel hierfür: drei personelle Wechsel. Muroya, Weydandt, Besuschkow und Monju Momuluh kamen neu in die Startelf. Leitl haben die Fans der Kleeblätter einst zugejubelt, dem 45-Jährigen gelang mit der Spielvereinigung einst der Aufstieg in die Bundesliga. Im Juli folgte der Wechsel nach Hannover, die ersten Verhandlungen waren ohne Freigabe der Spielvereinigung geführt worden. Am Sonntag wurde er im Sportpark Ronhof darum mit gemischten Gefühlen empfangen.

Beim neuen Arbeitgeber durchlebt Leitl eine Krise. Am 8. November 2022 sammelte man das letzte Mal drei Punkte (2:0 gegen Düsseldorf), seit mittlerweile sieben Ligaspielen ist 96 ohne Sieg. Die Niedersachsen gelten mittlerweile eher als Abstiegskandidat, denn Aufstiegsaspirant, in der Tabelle ist man bereits auf den 10. Platz abgerutscht.

Das Spiel in Fürth war von intensiven Zweikämpfen und Schiedsrichterdiskussionen geprägt. Gleich viermal gab es akuten Elfmeteralarm. Immer wieder versuchte die Defensive der 96er, den mit Tempo durchbrechenden Ragnar Ache mit harten Zweikämpfen zu stoppen. In Minute 35 stellte sich Luka Krajnc in den Weg, Ache kam zum Fall. Schiedsrichter Florian Heft zeigte auf den Punkt, revidierte seine Entscheidung aber, nachdem er sich die Wiederholung am Monitor angesehen hatte. In der Nachspielzeit forderte Ache erneut Strafstoß, Heft winkte aber sofort ab.

Zweikämpfe, an denen Ragnar Ache beteiligt war, sorgten bei Schiedsrichter Heft in der Regel für Sorgenfalten
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Davon abgesehen bot die erste Hälfte zwei gefährliche Torraumszenen: Hendrik Weydandt brachte den Ball zur Mitte, Momuluh verpasste die Flanke knapp (10.). Ache tanzte in Minute 43 Phil Neumann aus, schoss aufs Tor — der Abpraller landete vor den Füßen von Max Christiansen. Der brachte den Ball aber nicht aufs Tor.

Nach der Pause erzielte Weydandt das erste Tor des Spiels (54.). Krajnc verlängerte eine hohe Hereingabe, der 27-jährige Weydandt hatte sich von seinen Gegenspielern abgesetzt und donnerte das runde Leder in die Maschen. Zwei Minuten später gab es erneut Elfmeter für Fürth — wogegen der VAR diesmal nichts hatte. Momuluh erwischte Branimir Hrgota unglücklich, der Schwede verlud anschließend Ron-Robert Zieler und erzielte den Ausgleich. 

In der 60. Minute reklamierten erstmals die Gäste aus Hannover Strafstoß: Griesbeck soll Beier gefoult haben. Erneut griff Schiedsrichter Heft auf die technischen Hilfsmittel zurück, entschied schließlich, dass Beier kurz zuvor das Bein oben hatte. Statt Elfmeter für 96 gab es einen indirekten Freistoß für die Spielvereinigung. Die große Chance auf das Siegestor fand Ache in der 85. Minute vor. Hrgota spielte seinen Angreifer schöne frei, der 24-Jährige setzte den Ball aber nur an die Stange.