Recap 23. Spieltag: Das schiefe Tor von Wolfsburg und der Schal(k)e-Kampf

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Recap 23. Spieltag: Das schiefe Tor von Wolfsburg und der Schal(k)e-Kampf
Der rechte Torpfosten von Kevin Trapps Tor steckte nicht vollständig im Wolfsburger Rasen. Der Frankfurter Keeper legte selbst Hand an.
Der rechte Torpfosten von Kevin Trapps Tor steckte nicht vollständig im Wolfsburger Rasen. Der Frankfurter Keeper legte selbst Hand an.Profimedia
Der Bundesligaspieltag brachte zwei klare Gewinner im Rennen um die Schale hervor, Schalke landete einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf.

Welche beiden Mannschaften sind in der Bundesliga seit Beginn der Rückrunde noch ungeschlagen? Die erste Mannschaft mag leicht ersichtlich sein: Ja, es ist der BVB: Die Schwarzgelben surfen auf einer Erfolgswelle, garniert mit einigem an Spielglück. Und die zweite Mannschaft? Heinweis gefällig? Es sind nicht die Bayern, die haben ja gegen Gladbach verloren. Tatsächlich muss man in der Tabelle sogar weit nach unten wandern. Sehr weit sogar. Bis auf den 17. Platz, um genau zu sein. Dort stehen die in der Rückserie noch unbesiegten Schalker und hamstern sich Punkt um Punkt zusammen. Zuletzt konnte man sogar zwei Siege landen. Aber der Reihe nach.

Can der BVB tatsächlich Meisterschaft? 

Borussia Dortmund hat im Kampf um die Schale RB Leipzig die Rücklichter gezeigt. Die Sachsen wachten zu spät aus ihrer winterschlafartigen Raumverteidigung auf und konnten den dadurch in der ersten Hälfte entstandenen 2:0-Rückstand trotz bester Gelegenheiten in der Schlussphase des Spiels nicht mehr umbiegen. 

Trotz eines guten Starts Leipzigs übernahm Dortmund schnell das Heft des Handelns und hebelte die Bullen-Defensive mit langen Bällen hinter die letzte RB-Kette aus. Brand(t)gefährliche Situationen in Leipzigs Strafraum waren an der Tagesordnung, der erste BVB-Treffer des Abends durch den 26-Jährigen zählte jedoch wegen eines Handspiels nicht. 

Kurz darauf traf Marco Reus vom Punkt und ein mal wieder starker Emre Can brachte den BVB vor der Pause auf die Siegerstraße. Für Reus war es der 159. Treffer im schwarzgelben Dress, damit zog der gebürtige Dortmunder mit Michael Zorc als zweitbestem Torjäger in der BVB-Geschichte gleich.

Leipzigs Sturmlauf in Hälfte zwei brachte nur noch den Anschlusstreffer, Timo Werners Riesenchance in der Nachspielzeit überlebte der BVB dank der schlotterbeckschen Schulter und machte sich so zum zwischenzeitlichen Tabellenführer. Es war der zehnte Pflichtspielsieg in Serie für die Borussia.

Der zehnte Pflichtspielsieg in Folge für den BVB
Der zehnte Pflichtspielsieg in Folge für den BVBAFP

Unterschiedliche Begrüßungen für zwei Ex-Trainer

In Bochum ist ein Sack Reis umgefallen. Oder um genauer zu sein: wurde auf das Spielfeld geworfen. Er hat dem nunmehrigen Schalke-Trainer Thomas Reis gegolten. Einen freundlichen Empfang an alter Wirkungsstätte bekam er nicht. Mit besonders gutem Gedächtnis ausgestattete Bochum-Fans hatten das Transparent mit der Aufschrift “Wenn du kein ehrenloser Bastard bist, wer dann?” geschaffen. Eine Anspielung auf Reis' Aussage kurz vor seiner Entlassung “Wenn ich kein Bochumer bin, wer dann?” Ein paar Wochen später wurde er bei Schalke, dem verhassten Lokalrivalen, vorgestellt.

Thomas Reis wurde in Bochum unschön empfangen
Thomas Reis wurde in Bochum unschön empfangenProfimedia

Wie dem auch sei, Schalke bestätigte seine formidable Form, nahm aus dem Ruhrstadion drei Punkte mit. Manuel Riemann boxte sich kurz vor der Halbzeit den Ball ins eigene Tor, Marius Bülter legte nach der Pause mit seinem fünften Saisontor nach. Schalke gab die Rote Laterne somit an den VfL ab, kassierte in den letzten sechs Partien nur ein Gegentor und feierte den zweiten Sieg in Folge.

Zwei Siege in Folge — davon kann man in Mönchengladbach nur träumen. Die angezählte Truppe von Daniel Farke zeigte sich beim 0:0 gegen Freiburg von der besseren Seite, zumindest in Halbzeit eins. Danach fanden die Breisgauer einen Weg ins Spiel, die Borussia machte hingegen mit unschönen Aktionen auf sich aufmerksam. 

Nur 0:0? Nun ja, was willste machen?
Nur 0:0? Nun ja, was willste machen?AFP

Marcus Thuram war vom VAR bei einer peinlichen Schwalbe erwischt worden. Schiedsrichter Brand hatte zunächst auf Elfmeter gegen Freiburg entschieden. Den nahm er zurück, vergaß aber, Thuram zu verwarnen (65.). Kurz vor dem Schlusspfiff saß die Karte etwas lockerer: Im Mittelfeld wurde auf Foul gegen Gladbach entschieden. Bensebaini schoss daraufhin wütend den Ball weg, sah die Gelbe Karte. Der Algerier applaudierte höhnisch — und sah sofort seine zweite Gelbe. Die letzten Minuten mussten die Gastgeber mit einem Mann weniger über die Zeit bringen. Eine semi-intelligente Aktion von Bensebaini, wenngleich Benjamin Brand das Fingerspitzengefühl in dieser Situation etwas vermissen ließ.

Bensebaini handelte sich eine unnötige Ampelkarte ein
Bensebaini handelte sich eine unnötige Ampelkarte einProfimedia

Der VfL Bochum — bis vor wenigen Wochen noch ein Synonym für Heimstärke — kassierte bekanntlich im Ruhrstadion die zweite Heimniederlage hintereinander. Kurzerhand schritt der FC Augsburg in die Fußstapfen und gewann am Samstag zum bereits vierten Mal hintereinander.

Was wiederum schlecht für Werder Bremen ist. Zwar war das Team von Ole Werner die offensiv deutlich gefährlichere Mannschaft, eine schwache Chancenverwertung und individuelle Fehler in der Defensive sorgten aber für zwei Gegentreffer. Die kurzfristigen Ausfälle von Milos Veljkovic und Niklas Stark waren deutlich zu spüren. 

Dion Beljo (5.) debütierte als Bundesliga-Torschütze, Stage glich aus (16.). Eine Minute nach dem Seitenwechsel schlug Arne Maier zu, erzielte das Siegtor. Der achte Saisonsieg für Augsburg — der achte Saisonsieg mit exakt einem Treffer Unterschied. Ein gutes Pferd springt eben nicht höher, als es muss.

Wo wir gerade von Pferden sprechen: echte Pferdelungen dürften die Spieler von Union und Köln haben. Niemand absolvierte in absoluten Zahlen in der bisherigen Saison mehr Kilometer als diese beiden Teams.

Dementsprechend durfte man im Stadion An der Alten Försterei ein intensives Spiel erwarten. Aber nichts da. Erinnerungen an die ödeste Nullnummer aller Zeiten — das 0:0 zwischen Union und Schalke vor zwei Wochen — wurden wach. Beide Teams neutralisierten sich. Und wenn die Gäste gefährlich vors Tor kamen, war Frederik Rönnow zur Stelle.

Erwähnenswert ist die Rückkehr von Steffen Baumgart an die alte Wirkungsstätte. Die fiel etwas freundlicher aus als bei Thomas Reis. Das hat seine Gründe.

Steffen Baumgart (li.) war in Berlin-Köpenick ein gern gesehener Gast
Steffen Baumgart (li.) war in Berlin-Köpenick ein gern gesehener GastProfimedia

2003 und 2004 wurde der ehemalige Stürmer als “Unioner des Jahres” ausgezeichnet. Er verliebte sich in den Verein, der Verein verliebte sich in ihn. Eine schöne Geschichte, er posierte mit den eisernen Fans eifrig für Selfies, umarmte Urs Fischer herzhaft. Das Gastgeschenk vergaß Baumgart aber, drei Punkte ließ er nicht liegen.

Der 1. FSV Mainz 05 feierte unterdessen den vierten Sieg in Folge, Hoffenheim blieb zum dreizehnten Mal in Folge sieglos. Leandro Barreiro erzielte den entscheidenden Treffer in Minute 33. Der FSV blieb im weiteren Spielverlauf cool, hatte die sichtlich verunsicherten Gäste fast über die gesamte Spielzeit im Griff. 

Pellegrino Matarazzo blieb weiterhin vieles schuldig, der erhoffte Trainereffekt blieb aus. Er setzt im Prinzip auf dieselben Methoden wie sein Vorgänger André Breitenreiter — und bringt dieselben Resultate. Mittlerweile ist die TSG auf den Relegationsplatz 16 abgerutscht. Mainz geht es deutlich besser, auf Platz 6 hat man nur noch vier Punkte Rückstand.  

Doppelrolle für de Ligt 

Die Generalprobe vor Paris glückte für die Bayern gegen solide Stuttgarter. VfB-Keeper Bredlow war erst überragend gegen Goretzka, dann aber unglücklich, als Matthijs de Ligt aus der Distanz draufknallte. Der Niederländer hatte wohl die Worte seines Coaches Julian Nagelsmann im Ohr, der zu Beginn der Saison "sechs oder sieben Tore" von seinem Innenverteidiger gefordert hatte, vor allem nach Standardsituationen. Da aber die Ecken von Joshua Kimmich weiter mehr als ausbaufähig bleiben, musste de Ligt eben zu anderen Mitteln greifen. Sein Distanzschuss schlug etwas glücklich hinter Bredlow ein, der den Ball zu spät gesehen hatte, weil der Koloss von Rhodos, namentlich Konstantinos Mavropanos, seinen Körper wegzog.

De Ligt (mittig) glänzte als Torschütze und Abwehrchef
De Ligt (mittig) glänzte als Torschütze und AbwehrchefAFP

De Ligt überzeugte jedoch nicht nur offensiv, sondern auch defensiv. Immer wieder stürzte er sich in seine Zweikämpfe hinein und entschied dem Gefühl nach fast alle für sich. Einen wichtigen Luftzweikampf verlor er jedoch: Beim Anschluss der Stuttgarter verlor er das Kopfballduell gegen Perea, der Stuttgart nochmal heranbrachte und den Münchner Verwaltungsmodus beendete. 

Bayern musste noch die Kopfballchance des "spiegeleigroßen" Tanguy Coulibaly überstehen, siegte aber am Ende verdient gegen den Abstiegskandidaten und kann sich jetzt voll und ganz auf den Pariser Ansturm vorbereiten.

Zwei Topsprinter sind zwei zu viel für die alte Dame

Das Thema Abstiegskampf wird die Hertha wohl noch bis zum Saisonende begleiten. In Leverkusen fiel man in alte Muster zurück, ließ sich von der extremen Dynamik von Frimpong und Diaby überrumpeln, lag bereits nach 21 Minuten mit 2:0 in Rückstand.Die Hertha lief viel — die meiste Zeit aber dem Ball hinterher. Das direkte Passspiel der Werkself stellte die Berliner vor massive Probleme, viele einfache Ballverluste luden den Gegner zu Umschaltsituationen ein. Lukebakio konnte per Strafstoß nur verkürzen. Symptomatisch war das Abwehrverhalten von Kempf und Uremovic vor dem 4:1 durch Amine Adli, welches auch den Endstand bedeutete. Beide Hertha-Verteidiger attackierten den ballführenden Spieler und ließen im eigenen Rückraum viel offenen Raum zu.Bei Leverkusen ist hingegen Xabi Alonsos Handschrift mittlerweile deutlich erkennbar. Mit dem Auftritt seiner Mannschaft war El Maestro dementsprechend zufrieden: “Es war wirklich eine souveräne Leistung.

Moussa DIaby (re.) bekam die Hertha überhaupt nicht in den Griff
Moussa DIaby (re.) bekam die Hertha überhaupt nicht in den GriffProfimedia

Das Spiel in Wolfsburg lieferte ein Kuriosum und zwei grundverschiedene Halbzeiten. Zunächst stellte sich heraus, dass das Tor von Kevin Trapp schief war. Wie das? Der rechte Torpfosten steckte nicht vollständig im für ihn vorgesehenen Loch im Rasen. Die Querlatte war so auf der rechten Seite des Tores deutlich höher als auf der linken Seite. Trapp konnte das Problem mit vollem Körpereinsatz beseitigen und das Spiel nach kurzer Unterbrechung in Minute drei fortgesetzt werden. Doch auch Trapps Einsatz half gegen den frühen Rückstand der Frankfurter nichts, wurde der SGE-Schlussmann nach 10 Minuten doch von Marmoush umkurvt. Frankfurt schaffte es dann zwischen der 22. und 26. Minute das Spiel zu drehen. Kolo Muani und Ndicka trafen jeweils sehenswert. Noch vor der Ende der rasanten ersten Hälfte glich Gerhardt für die Wölfe aus. Der zweite Durchgang brachte wenige Torraumszenen, das Spiel verkam zu einem eher müden Kick. 

Kolo Muani (li.) nach seinem elften Saisontor
Kolo Muani (li.) nach seinem elften SaisontorAFP

Team der Woche: Schalke 04

Schalke lebt! Nach 17 Spieltagen hatten die Königsblauen noch einsam und weit entfernt vom rettenden Ufer die rote Laterne geschwenkt. Einiges hatte nach deutlichen Niederlagen in Frankfurt (0:3) und zuhause gegen Leipzig (1:6) nach dem direkten Wiederabstieg mit einer womöglich ähnlich verheerenden Bilanz wie vor zwei Jahren ausgesehen. Neun magere Punkte standen nach der komplettierten Hinrunde zu Buche. Bochum auf dem Relegationsplatz war schon sieben Punkte enteilt, hatte also fast doppelt so viele Punkte wie Königsblau! Doch dann machte es auf Schalke klick. Mit der Rückkehr von Ralf Fährmann in den Schalker Kasten setzte eine Serie ein. Fährmann, der zwischenzeitlich wegen zu ausgeprägtem Kuchenkonsum keine Rolle mehr gespielt hatte, kassierte in seinen sechs Einsätzen nur einen einzigen Gegentreffer. Zwar machten die Knappen ihrem Spitznamen in der Offensive alle Ehre und verfehlten das gegnerische Tor weiter häufig und um Haaresbreite, doch mit vier Nullnummern in Folge robbte man sich wieder Richtung rettendem Ufer. Nun kann Schalke auch wieder treffen, wie sie gegen Stuttgart und jetzt auch Bochum bewiesen. Zwar war dazu auch die Hilfe des Gegners nötig, aber Geschenke nimmt man auf Schalke eben gerne an. Durch den Sieg an der Castroper Straße hat Schalke den Pottkonkurrent überholt und steht zum ersten Mal seit Spieltag elf nicht mehr auf dem letzten Platz. In der Rückrunde hat man in sechs Spielen schon mehr Punkte geholt (10) als in der 17 Spieltage langen Hinrunde (9 Punkte).

Feiernde Schalker nach dem Sieg über Bochum.
Feiernde Schalker nach dem Sieg über Bochum.Profimedia

Spieler der Woche: Jeremie Frimpong & Moussa Diaby

29 Spielminuten waren Jeremie Frimpong am Sonntag nur vergönnt, danach wurde er als Vorsichtsmaßnahme ausgewechselt. Dass man in 29 Minuten  jedoch einiges ausrichten kann bewies der wieselflinke Niederländer gegen die vollkommen überforderten Herthaner: Das 1:0 bereitete er vor, den zweiten Treffer erzielte er höchstpersönlich. Vorbereitet wurde Frimpongs bereits sechtses (!) Saisontor von Moussa Diaby, dem zweiten Außenbahnflitzer auf der rechten Seite der Werkself. Die Leverkusener Flügelzange mit Frimpong und dem Diaby war mindestens 6 km/h zu schnell für die alte (und langsame) Dame aus Berlin. Folgerichtig wusste Diaby, nachdem Frimpong schon nach einer halben Stunde vom Platz gegangen war, sein Tempo auch im zweiten Durchgang einzusetzen und entwischte der Herthaner Verteidigung vor seinem 3:0 erneut. 

Diaby (links) und Frimpong (rechts) nahmen die Hertha auseinander.
Diaby (links) und Frimpong (rechts) nahmen die Hertha auseinander.Profimedia

Tor der Woche: Evan Ndicka

Sein Vertrag läuft zum Ende der Saison aus, Barca und Arsenal sind interessiert. Wie kann man sich da noch besser ins Schaufenster stellen? Klar neben guten Leistungen in der Frankfurter Dreierkette kann man auch noch offensiv in Erscheinung treten. Genau das hat Evan Ndicka gegen den VfL Wolfsburg getan. 26 Minuten waren gespielt als Paulo Otavio eine Flanke unzureichend klärte und den Ball per Kopf an die Strafraumgrenze beförderte. Ndicka stand bereit, nahm den Ball einmal kurz mit und schweißte ihn dann humorlos links oben in den Knick. Es war das erste Saisontor des Franzosen und mit Sicherheit eines der schönsten seiner Karriere. Durch solche Leistungen Ndickas wird das Interesse aus London und Barcelona nur noch weiter steigen.

Ndicka (links) schweißt den Ball unter den Querbalken, Casteels im Kasten der Wölfe ist machtlos.
Ndicka (links) schweißt den Ball unter den Querbalken, Casteels im Kasten der Wölfe ist machtlos.Profimedia