Leverkusen gibt den Ton an — nächste Auswärtspleite für Hertha

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Leverkusen gibt den Ton an — nächste Auswärtspleite für Hertha
Ein Treffer, ein Assist, mit 35,7 km/h der schnellste Spieler auf dem Platz: Auf Diabys Qualitäten fanden die Berliner nicht die passende Antwort
Ein Treffer, ein Assist, mit 35,7 km/h der schnellste Spieler auf dem Platz: Auf Diabys Qualitäten fanden die Berliner nicht die passende Antwort Profimedia
Bayer Leverkusen hatte mit der Berliner Hertha keinerlei Schwierigkeiten. Schon zur Halbzeit lagen die Gastgeber 2:0 in Führung. Insbesondere über die rechte Seite erzeugte Bayer viel Dynamik. Diaby und Frimpong erzielten beide jeweils einen Treffer und gaben eine Torvorlage. Die Hertha verpasste die Chance, sich im Abstiegskampf nach vorne hin abzusetzen.

Die Hertha bleibt ihren Prinzipien treu. Im elften Auswärtsspiel dieser Saison setzte es die bereits neunte Niederlage. Lediglich in Augsburg (2:0-Sieg) und in Mainz (1:1) konnten die Hauptstädter Punkte sammeln. Mit der gewaltigen Dynamik von Bayer 04 hatte die Alte Dame von Anfang an enorme Probleme. Bei teils strömenden Regen hatte Leverkusen alles im Griff. 

Anfang Februar war Trainer Sandro Schwarz auf den Geschmack gekommen, entdeckte das 3-5-2 als mögliche Anfangsformation für sich. Die taktische Umstellung trug schnell erste Früchte. Marco Richter überzeugte als rechter Schienenspieler, gab beim 4:1 gegen Mönchengladbach eine Vorlage und erzielte beim 2:0 gegen Augsburg sein 4. Saisontor. Das Mittelfeld-Trio Tousart, Cigerci, Serdar sah sich durch die drei Innenverteidiger seltener zu Defensivaktionen gezwungen, konnte sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren, den geordneten Spielaufbau.

Die Hertha befindet sich weiterhin in schlechter Verfassung
Die Hertha befindet sich weiterhin in schlechter VerfassungFlashscore

Gegen die Werkself durfte auch Dodi Lukebakio wieder von Anfang an ran. Die letzten drei Partien hatte der Belgier von der Bank aus begonnen, nun durfte er sich als zweiter Stürmer neben Florian Niederlechner beweisen. Auch Marvin Plattenhardt stand erneut auf dem Rasen. Der 31-jährige Kapitän galt bereits als fixer Abgang im Sommer. Sein Vertrag läuft aus, die Hertha hatte sich fest vorgenommen, das Arbeitspapier auslaufen zu lassen. Plattenhardt beackerte seine linke Seite mit Feuereifer, bewarb sich somit für eine Kehrtwende bei den anstehenden Verhandlungen.

Frimpong bereitet vor, Frimpong trifft — Frimpong verletzt sich

Doch gegen enorm starke Leverkusener sollte Plattenhardts Fleiß nicht reichen. Immer wieder wirkte der Routinier überfordert. Das Prunkstück von Xabi Alonsos Mannschaft — der unfassbar schnelle rechte Flügel, mit Jeremie Frimpong und Moussa Diaby — wusste seine Geschwindigkeitsvorteile auszunutzen.

In Minute 12 überzeugte Frimpong mit seinem schnellen Antritt, ließ sämtliche Herthaner stehen und beförderte den Ball zur Mitte. Sardar Azmoun hatte sich erfolgreich freigelaufen. Aus der Drehung heraus brachte er den Ball aufs Tor. Richter versuchte, für seinen bereits geschlagenen Schlussmann zu klären. Die Technik machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Sowohl die Torlinientechnologie, als auch der VAR bestätigten, dass der Ball die Linie bereits überquert hatte.

Beinahe gelang den Gästen die direkte Antwort. Marco Richter zog drei Minuten nach dem ersten Leverkusener Tor zur Mitte, versuchte, die Kugel mit seinem schwachen Linken auf den gegnerischen Kasten zu schlenzen. Er verpasste knapp das lange Eck.

In Minute 21 erzielte ihrerseits die Heimmannschaft das nächste Tor. Erneut fiel es über den rechten Flügel. Kossounou und Frimpong spielten Steil-Klatsch, schickten Diaby in die Tiefe. Der stürmte anschließend mit vollem Karacho auf das Gehäuse von Oliver Christensen zu, legte im richtigen Moment auf seinen mitgelaufenen Rechtsverteidiger ab. Frimpong erzielte ohne Probleme das 2:0.

Der Torschütze konnte das Glücksgefühl nicht lange genießen. In der 29. Minute später zog er sich mutmaßlich eine Oberschenkelverletzung zu und musste durch Timothy Fosu-Mensah ersetzt werden.

Im ersten Durchgang war Jeremie Frimpong der auffälligste Mann auf dem Platz
Im ersten Durchgang war Jeremie Frimpong der auffälligste Mann auf dem PlatzProfimedia

Bis zur Pause blieben die Gäste eine Antwort schuldig. Leverkusen war immer wieder am Drücker, kamen im ersten Durchgang auf eine beeindruckende Passquote von 89 Prozent. Die Hereingaben der Hertha — sowohl aus dem Spiel heraus, als auch bei Standardsituationen — fanden nur selten den Weg zum Mitspieler. Alonsos Truppe verpasste es, die zahlreichen klug kreierten Überzahlsituationen in weitere Treffer umzumünzen.

Leverkusen bleibt am Drücker

In der 50. Minute prüfte Dodi Lukebakio mit einem Distanzschuss aus gut 20 Metern erstmals die Qualitäten von Lukas Hradecky. Obwohl der Finne den Ball erst spät zu sehen bekam, reagierte er gut, lenkte das Spielgerät entscheidend ab. Moussa Diaby nahm sich ein Beispiel am Hertha-Stürmer — zwang Christensen fünf Minuten später aus ähnlicher Distanz zu einer Flugparade. Der Berliner Schlussmann ließ die Kugel abprallen, hatte Glück, dass die Werkself den blau-weißen Strafraum nicht ausreichend besetzt hatte.

Schwarz reagierte auf die offensichtlicher werdende Chancenlosigkeit seiner Mannschaft, brachte Jovetic und Boetius anstelle von Suat Serdar und Flo Niederlechner ins Spiel. Eine Umstellung, die aber keinen Einfluss aufs Spiel nahm. Die Gastgeber wurden bloß noch mutiger.

Der grundsätzlich eher defensiv veranlagte, als Linksverteidiger aufgebotene Piero Hincapie wagte einen mutigen Vorstoß, scheiterte aus kurzer Distanz an Christensen. Der anschließende Eckball fand seinen Weg zu Moussa Diaby, welcher das Leder mit viel Wucht an die Latte setzte (60.). Eine Minute darauf sollte es der Franzose deutlich besser machen.

Florian Wirtz war lange farblos geblieben, in dieser Situation offenbarte der 19-jährige Ausnahmekönner jedoch seine Fähigkeiten als Spielmacher. Mit einer klugen Drehung verschaffte er sich den nötigen Raum, um anschließend einen überaus intelligenten Steilpass auf Diaby zu spielen. Der macht alles richtig, tunnelte Christensen und erzielte sein achtes Saisontor.

Diaby hatte mit der Alten Dame seine helle Freude
Diaby hatte mit der Alten Dame seine helle FreudeProfimedia

In der 67. Minute machten sich die klar überlegenen Leverkusener selbst das Leben schwer. Tapsoba hob die Abseitsfalle auf, wodurch der aufgerückte Plattenhardt regelkonform angespielt werden konnte. Der Kapitän drang in den Strafraum ein, Fosu-Mensah traf ihn höchst ungeschickt in der Kniekehle. Eine klare Sache für den sehr souveränen Schiedsrichter Patrick Ittrich. Den fälligen Strafstoß verwertete Lukebakio cool, der Belgier traf zum zehnten Mal in der laufenden Spielzeit.

Ordentlich zu tun bekam Ittrich auch in der 75. Minute: Jessic Ngankam sicherte seinem Team einen Eckball, Jonathan Tah wollte die Kugel aber nicht hergeben, schirmte sie vor dem 22-Jährigen ab. Das Hertha-Eigengewächs verlor die Nerven, attackierte Tah und zupfte an dessen Trikot — der Leverkusener fühlte sich offensichtlich in seiner Ehre beleidigt und bot dem aufbrausenden Ngankam die Stirn. Ein kleiner Tumult entstand. Der Schiedsrichter löste die Situation klug auf, verzichtete auf einen Platzverweis, zeigte stattdessen den beiden Streithähnen Gelb.

Zu diesem Zeitpunkt führten die Schwarz-Roten bereits mit 4:1: Der für Diaby eingewechselte Amine Adli hatte in der 73. Minute von einer schlecht koordinierten Berliner Abwehrkette profitiert. Sowohl Kempf als auch Uremovic attackierten den ballführenden Spieler, in ihrem Rücken öffnete sich viel Raum. Adli verwertete trocken.

Sandro Schwarz ist erneut als Krisenmanager gefragt
Sandro Schwarz ist erneut als Krisenmanager gefragtProfimedia

Wenngleich Bayer Leverkusen der Alten Dame eine bittere Pleite hinzufügte — sie war erwartbar. Qualitative Unterschiede waren nicht zu leugnen, im Anlaufverhalten agierte man häufig zu spät, am Ball agierte an oft zu hektisch. Die über 2.000 mitgereisten blau-weißen Fans machten auch nach dem 4:1 gute Stimmung, wollten sich ihren Sonntagsausflug nach Nordrhein-Westfahlen nicht verderben lassen. In der Tabelle liegt die Truppe von Sandro Schwarz unverändert nur einen Punkte vor Bochum, Schalke, Stuttgart und Hoffenheim (je 19 Punkte).