Revierderby: Schalke kämpft gegen den Abstieg, Dortmund um die Titelchance

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Revierderby: Schalke kämpft gegen den Abstieg, Dortmund um die Titelchance
Jude Bellingham (li.) im Lafuduell mit Florian Flick (re.)
Jude Bellingham (li.) im Lafuduell mit Florian Flick (re.)Profimedia
Am Samstag (18:30 Uhr) treffen in der Veltins Arena der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund im Spitzenspiel des 24. Bundesliga-Spieltags aufeinander. Es ist das 140. Revierderby insgesamt, sowie das 100. in der Bundesliga. Die Fans dürfen sich auf ein intensives und hitziges Duell freuen. Während die Gastgeber um den Klassenerhalt kämpfen, peilt Dortmund im Titelrennen mit den Bayern erneut drei Punkte an. Ein Unentschieden hilft niemand weiter.

Das Spiel am Dienstag hat seine Spuren hinterlassen. Borussia Dortmund hatte nach einem umkämpften Champions-League-Rückspiel das Nachsehen. Die Gründe waren vielfältig.

Zum einen präsentierte sich Chelsea von seiner besseren Seite. Die Londoner begannen das Spiel mit hohem Druck und viel Risiko in der Offensive. Zum anderen musste mit Julian Brandt jener Spieler frühzeitig vom Feld gehen, der in den vergangenen Wochen zur absoluten Schlüsselfigur beim BVB wurde. Die bittere Diagnose: Muskelfaserriss, Ausfall bis zur Länderspielpause Ende des Monats. 

Brandt zog sich gegen Chelsea einen Muskelfaserriss zu
Brandt zog sich gegen Chelsea einen Muskelfaserriss zuProfimedia

Für viel Aufsehen hatte das entscheidende 2:0 gesorgt. Aus kurzer Distanz war der Ball an den Arm von Marius Wolf gesprungen — Elfmeter für Chelsea. Eine harte Entscheidung vom niederländischen Schiedsrichter Danny Makkelie.

Havertz setzte den Ball beim ersten Versuch an den Pfosten. Dann folgte die Wiederholung: Spieler beider Mannschaften waren zu früh in den Strafraum eingelaufen. Der VAR hatte entgegen den Vorgaben der IFAB eingegriffen. Emre Can brachte das auf die Palme: "Es ist mir scheißegal, wer vorher reingelaufen ist! Er trifft den Pfosten, fertig, aus."

Eine wesentlich reflektiertere Sicht auf die Dinge hatte Trainer Edin Terzic. Auf der abschließenden Pressekonferenz in London wollte er wenig von Schiedsrichterdiskussionen wissen: "Natürlich gab es einige Momente, in denen wir kein Glück hatten. Aber das ist nun mal Teil des Spiels. (...) Wir sind heute sehr enttäuscht. Aber morgen werden wir aufstehen und uns erholen. Und dann fokussieren wir uns auf das nächste Spiel. Und das wird für uns ein großes Spiel sein, das Derby."

Gemeint ist natürlich das Revierderby am Samstag auf Schalke (18:30 Uhr, live mitverfolgen in der Flashscore Audioreportage). Die Rahmenbedingungen sind speziell. Der BVB liefert sich in der Bundesliga ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem FC Bayern. Das erklärte Ziel der Schwarz-Gelben ist es, Ende Mai den ersten Meistertitel seit 2012 zu feiern. Bevor es am 1. April zum direkten Duell mit den Münchnern kommt, sind Siege gegen den Erzrivalen aus Gelsenkirchen und im Heimspiel gegen den 1. FC Köln daher Pflicht. 

Can als Schlüsselfigur: Dortmunds neue Stabilität

Rein auf die im Kader vorhandene Qualität bezogen ist Dortmund natürlich der große Favorit gegen abstiegsbedrohte Schalker. Allerdings befinden sich beide Teams in starker Verfassung.

Der FC Schalke 04 kassierte in den letzten sechs Partien nur ein Gegentor, gewann zwei wichtige Spiele gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf (2:1 gegen Stuttgart, 2:0 gegen Bochum). Erstmals seit dem 11. Spieltag ist man nicht mehr das Tabellenschlusslicht. Genau wie Bochum, Stuttgart und Hoffenheim liegt man bei 19 Punkten.

Enger könnte es im Tabellenkeller nicht zugehen
Enger könnte es im Tabellenkeller nicht zugehenFlashscore

Der Klassenerhalt ist möglich. Allein das ist ein kleines Wunder — angesichts der aussichtslosen Lage nach den ersten 17 Spieltagen. Da lag man noch fünf Punkte hinter dem Vorletzten, Hertha BSC. 

Auch Dortmund hatte in den Wochen vor dem schmerzhaften Ausscheiden gegen Chelsea einen Aufschwung erlebt. Zunächst war man mit knappen Erfolgen gegen Augsburg und Mainz ins neue Jahr gestartet. Vorn erarbeitete man sich Chance um Chance, doch hinten leistete sich der BVB dumme Fehler, kassierte vermeidbare Gegentore.

Die Unkenrufe waren nicht zu überhören. Fußballkommentatoren im ganzen Land waren sich einig: Vorne hui, hinten pfui — das ist typisch Dortmund. Tatsächlich waren die Probleme in der Abwehr nicht zu übersehen. Vor dem Spiel gegen Leverkusen entschied sich Terzic für einige Personalrochaden. Im 4-1-4-1 übernahm Emre Can die Position im defensiven Mittelfeld, wurde von offensiven Aufgaben fast komplett entbunden. Im Gegenzug rückte Salih Özcan eine Position nach vorne. Mats Hummels musste auf der Bank Platz nehmen, Niklas Süle hat seinen Stammplatz neben Schlotterbeck mittlerweile sicher.

Emre Can hat sich in seiner Rolle eingefunden
Emre Can hat sich in seiner Rolle eingefundenAFP

Rasch sollte sich die neue Mischung als goldrichtig herausstellen. In sieben Partien setzte Terzic auf das aus Schlotterbeck, Süle und Can bestehende Defensivtrio. Viermal behielt Dortmund in diesen Spiele eine Weiße Weste, insgesamt kassierte man nur vier Gegentore. Ein weiterer Vorteil: Schlotterbeck wagt immer öfter, auch seine offensiven Qualitäten ins Spiel einzubringen. Er geht vermehrt ins Dribbling oder spielt riskante, den Raum öffnende Pässe. Weil er weiß, dass — sollte etwas schiefgehen — Emre Can ihm durch seine Zweikampfstärke den Rücken freihält.

Im Angriffsdrittel erwies sich Sebastien Haller als wichtiges Puzzlestück. Durch seine körperliche Präsenz kann er Bälle festmachen. Außerdem entscheidet sich der Franzose für kluge Laufwege, zieht immer wieder den gegnerischen Innenverteidiger aus der Kette heraus und öffnet dadurch Räume in der Tiefe. Haller ist durch die Nachwehen seiner langwierigen Reha noch kein eiskalter Torjäger à la Erling Haaland. In 8 Bundesliga-Spielen erzielte er einen Treffer, bereitete einen weiteren vor. Trotzdem hat sich herausgestellt, dass Haller ein Stürmer ist, der seine Mitspieler besser macht.

Schalke im Aufwind

Das wird am Samstag unbedingt nötig sein. Zwischen dem 18. und dem 21. Spieltag sorgte Schalke für einen kuriosen Rekord und spielte viermal in Folge 0:0. Die Defensive ist seit der Verpflichtung von Moritz Jenz und der Entscheidung, den Ur-Schalker Ralf Fährmann wieder in den Kasten zu stellen, ungeheuer stabil. Im Mittelfeld überzeugten Alex Kral und Tom Krauß mit viel Kampfkraft. 

Gegen den VfB Stuttgart und in Bochum begann dann auch mit dem Toreschießen. Marius Bülter netzte in beiden Partien. Michael Frey ist durch seine Physis und Spielintelligenz ein ähnlich wichtiger Faktor wie Haller in München. Die Rückkehr von Rodrigo Zalazar ins Team bringt auch wieder etwas Schöngeist in die Veltins Arena. Ein Mittelfußbruch hatte ihn zu drei Monaten Pause gezwungen.

Die Stimmung ist top
Die Stimmung ist top AFP

Noch ist der Klassenerhalt nicht gelungen. Aber Schalke hat das Momentum endlich auf seiner Seite. Wie das gelingen konnte? Mentalität ist in Gelsenkirchen das Stichwort.

Trainer Thomas Reis übernahm Ende Oktober das Zepter auf Schalke. Und brachte mit markanten Aussagen und Malocher-Mentalität die leidgeplagten Fans sofort auf seine Seite. Im Vorjahr führte Reis überraschenderweise den VfL Bochum zum Klassenerhalt. Mittlerweile gibt es eine realistische Chance, dass ihm das auch mit den Königsblauen gelingt.

Thomas Reis (re.) und sein Co-Trainer Markus Gellhaus
Thomas Reis (re.) und sein Co-Trainer Markus GellhausProfimedia

Für Reis ist es das erste Revierderby, in welchem er nicht nur neutraler Zuseher ist: "Jetzt bin ich erstmals mittendrin, anstatt nur dabei", ließ der 49-Jährige auf der Abschluss-Pressekonferenz entsprechende Vorfreude durchblicken.

Seine persönliche Bilanz gegen Dortmund ist fast makellos. Als Bochum-Trainer traf er in der Vorsaison zweimal auf die Borussia. Trotz Außenseiterrolle konnte er einmal gewinnen, einmal trennte man sich remis. Am Samstag werde ihm diese Statistik aber nicht viel helfen: "Es ist jetzt komplett anders als noch bei Bochum. (...) Das Derby hat eigene Gesetze."

Vor dem kommenden Gegner hat Reis höchsten Respekt: "Wir wissen, dass der BVB eine unglaublich ballsichere Mannschaft ist. Trotzdem werden sie uns auch Möglichkeiten geben, erfolgreich zu sein." Ein passendes Gegenmittel gegen die schwarz-gelbe Spielstarke hat der Schalker Übungsleiter bereits gefunden: "Wir müssen Mentalität an den Tag legen, dann kann es eine ausgeglichene Partie werden."

Verletzungssorgen auf beiden Seiten

Auf der Linksverteidiger-Position wird Thomas Reis gezwungenermaßen erneut auf Henning Matriciani setzen. Thomas Ouwejan (Muskelverletzung) und Jere Uronen (Leiste) sind beide nicht einsatzbereit.

Der japanische Senkrechtstarter Soichiro Kozuki hatte im Januar mit viel Tempo und Unbekümmertheit einen guten Eindruck erweckt. Eine Verletzung am Knöchel warf Kozuki in seiner Entwicklung zurück. Kozuki forciert ein rasches Comeback, beklagt sich jedoch über teils heftige Schmerzen. Thomas Reis betonte, dass seine Gesundheit im Vordergrund stehe, er daher auf einen Einsatz verzichtet.

Selbiges gilt für Sepp van den Berg. Der 21-jährige Niederländer ist noch bis Saisonende vom FC Liverpool ausgeliehen. Seine Rückkehr ist nach einem im Oktober erlittenen Bänderriss im Sprunggelenk unverändert offen. Auch Dortmund blieb vom Verletzungspech nicht verschont.  

Wie bereits erwähnt: Julian Brandt wird bis Ende März ausfallen. Eine Nachricht, die den BVB hart traf. Marius Wolf erklärte: "Jule war zuletzt ein enorm wichtiger Spieler für uns — wenn nicht sogar der wichtigste in der Offensive." Mit Karim Adeyemi und Youssoufa Moukoko fehlen im Angriff zwei weitere wichtige Kräfte. Zur Erinnerung: Moukoko avancierte im engen Revierderby im Herbst (1:0) zum Siegestorschützen für Dortmund. 

Moukoko war zur Stelle, erzielte in der 79. Minute das entscheidende Tor
Moukoko war zur Stelle, erzielte in der 79. Minute das entscheidende TorProfimedia

Edin Terzic gehen allmählich die Optionen aus. Marco Reus nähert sich Schritt für Schritt wieder seinem alten Leistungsniveau. Logischerweise wurde seine berüchtigte Verletzungsanfälligkeit  im Alter von 33 Jahren aber nicht kleiner. Haller muss nach der kräfteraubenden Krebsbehandlung immer wieder geschont werden.

Am Samstag könnte entweder Giovanni Reyna oder der junge Bynoe-Gittens (18) anstelle von Brandt in die Startelf rücken. Zumindest Gregor Kobel wird aller Voraussicht nach fit genug fürs Revierderby. In den schwierigen Spielen gegen Leipzig und Chelsea wurde er von Alexander Meyer ersetzt. Meyer machte einen sehr sauberen Job, doch Kobel gilt als einer der besten Schlussmänner der Liga.   

Mögliche Aufstellungen:

Schalke 04 (4-2-3-1):

Fährmann — Brunner, Yoshida, Jenz, Matriciani — Kral, Krauß — Drexler, Zalazar, Bülter — Frey

Borussia Dortmund (4-1-4-1):

Kobel — Wolf, Süle, Schlotterbeck, Guerreiro — Can — Bynoe-Gittens, Bellingham, Özcan, Reus — Haller