Spitzenspiel in Leipzig: Roses Unbesiegbare gegen die perfekten Köpenicker

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Spitzenspiel in Leipzig: Roses Unbesiegbare gegen die perfekten Köpenicker

Im Hinspiel an der Alten Försterei hatten die Unioner Grund zum Jubeln.
Im Hinspiel an der Alten Försterei hatten die Unioner Grund zum Jubeln.AFP
Das Top-Spiel des 20. Bundesliga-Spieltags steigt am Samstagabend in Leipzig, wenn RB den 1. FC Union Berlin empfängt. Während die Gäste aus der Hauptstadt ihre beeindruckende Siegesserie im Jahr 2023 ausbauen wollen, ist Leipzig wettbewerbsübergreifend seit 18 Spielen ungeschlagen. Eine wichtige Rolle könnte einmal mehr einer spielen, den vor der Saison wohl nur die Wenigsten auf der Rechnung hatten.

Mit RB Leipzig und Union Berlin treffen nicht nur zwei Top-Teams der Bundesliga aufeinander, sondern auch zwei Mannschaften in bestechender Form. Das unbezwingbare RB gegen das 2023 perfekte Union, das verspricht einen echten Knaller zur Topspiel-Zeit am Samstagabend (ab 18:30 Uhr live bei Sky und in der Flashscore-Audioreportage). Die Berliner, die im ersten Bundesliga-Spiel ihrer Geschichte im August 2019 mit 0:4 von den Messestädtern an der Alten Försterei willkommen geheißen wurden, haben sich seitdem im Rekordtempo weiterentwickelt und konnten vier der folgenden sieben Duelle für sich entscheiden.

Im Hinspiel gewann die Elf aus Köpenick vor heimischer Kulisse durch Tore von Jordan Siebatcheu und Sheraldo Becker mit 2:1, nun geht es 200 Kilometer gen Südwesten in die Red Bull Arena. Dort hat Leipzig in der Liga zuletzt vor mehr als neun Monaten verloren – der Gegner damals: Union Berlin. Es gibt also Anlass zur Wiedergutmachung für die Roten Bullen, außerdem würde das Team von Trainer Marco Rose mit momentan 36 Punkten mit einem Sieg tabellarisch zu den Gästen (39 Punkte) aufschließen.

RB unter Rose besser als die Bayern

Der Trainer ist es auch, der die Statistikfreunde zu durchaus interessanten Spielereien befähigt: In der imaginären "Rose-Tabelle" (also der Wertung aller Bundesliga-Spiele, seit der 46-Jährige den Klub aus seiner Heimatstadt übernommen hat) liegen die Leipziger tatsächlich auf Platz eins, noch vor dem FC Bayern und vor Union Berlin. Aus den 14 Bundesliga-Spielen unter dem ehemaligen Gladbach-Trainer holten die Sachsen satte 31 Zähler. Die Serie von 18 ungeschlagenen Spielen in Folge bedeutet sogar einen Vereinsrekord für den amtierenden DFB-Pokalsieger.

Union steht momentan drei Punkte vor Leipzig auf Rang zwei.
Union steht momentan drei Punkte vor Leipzig auf Rang zwei.Flashscore

Die Zahlen sprechen also für RB, das sogar die Aussicht darauf hat, noch stärker zu werden. Unter dem Jubel von gut 300 Zuschauern kehrte Top-Star Christopher Nkunku am Dienstag ins Mannschaftstraining zurück, nachdem er sich beim Training der französischen Nationalmannschaft im Vorfeld der Weltmeisterschaft einen Außenbandriss im linken Knie zugezogen hatte. Der 25-Jährige, der 2019 von Paris Saint-Germain nach Leipzig kam, war bis dahin der Dreh- und Angelpunkt der Leipziger Offensive und hatte in 23 Pflichtspielen 19 Scorerpunkte gesammelt.

Auch wenn er gegen Union noch nicht zur Verfügung stehen dürfte, kann seine Rückkehr sich nur positiv auf die Mitspieler auswirken, die beim 0:0 im vergangenen Ligaspiel gegen den 1. FC Köln leichte Ladehemmungen an den Tag legten. Trotz vieler Möglichkeiten blieben die Leipziger zum ersten Mal seit dem 17. September 2022 wieder torlos, was zugegeben auch am starken Marvin Schwäbe im Tor der Kölner lag. 

Basteln muss der Coach der Ostdeutschen dagegen in der Defensive: Während Innenverteidiger Mohamed Simakan unter der Woche nach Adduktorenproblemen wieder ins Training eingestiegen ist, wird Abdou Diallo weiterhin mit einer Kniereizung ausfallen. Der 26-Jährige, der wie Nkunku aus der französischen Hauptstadt nach Leipzig gewechselt war, plagt sich schon seit Wochen mit der Verletzung herum und konnte im Kalenderjahr 2023 noch nicht für die Bullen auf dem Platz stehen. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass sich die Leipziger Verantwortlichen einem Bericht der "Bild" zufolge dazu entschlossen haben, die Kaufoption für den Senegalesen am Ende der Saison nicht zu ziehen.

Der Ausfall Diallos fällt umso mehr ins Gewicht, da auch Urgestein Willi Orban das Spiel am Sonnabend wohl verpassen wird. Der ungarische Nationalspieler hatte sich bereits 2017 als Stammzellenspender registrieren lassen, nun hat sich tatsächlich ein möglicher Empfänger gefunden. Da die Spende unter der Woche erfolgt, ist es unwahrscheinlich, dass Orban schon am Wochenende wieder Leistungssport betreiben kann. In der Abwehrreihe ist RB gut besetzt und hat mit Josko Gvardiol, Marcel Halstenberg und Benjamin Henrichs weitere Optionen, doch der Ausfall von Dauerbrenner Orban wiegt schwer.

Die unendliche Reise des 1. FC Union

In puncto Verletzungssorgen lebt Union Berlin dagegen weitesgehend sorgenfrei. Lediglich Orbans ungarischer Landsmann Andras Schäfer muss momentan verletzungsbedingt aussetzen, ansonsten steht Trainer Urs Fischer der gesamte Kader zur Verfügung. Und der weist Woche für Woche seine Qualität nach: Mit vier Siegen aus vier Bundesliga-Spielen 2023 sowie dem Weiterkommen im Pokal gegen den VfL Wolfsburg sind die Südost-Berliner perfekt in das neue Jahr gestartet.

Nach den Plätzen 11, 7 und 5 in den ersten drei Bundesliga-Jahren deutet vieles darauf hin, dass es für die Hauptstädter in diesem Jahr noch weiter hinaus geht. Die "Sport Bild" hat zuletzt ausgerechnet, dass der Tabellenzweite nach 19 Spielen in den bisherigen 59 Bundesliga-Saisons zu 88 Prozent der Fälle am Ende der Saison auch die Champions League erreicht hat. Nach dieser Rechnung liegt die Wahrscheinlichkeit auf eine europäische Teilnahme (Europa League und Europa Conference League mit eingerechnet) sogar bei 95 Prozent. Nicht schlecht für ein Team, das offiziell weiter von der magischen 40-Punkte-Marke als Saisonziel spricht.

Diese Marke können die Eisernen bereits mit einem Unentschieden in Leipzig erreichen, ein Sieg würde sie sogar auf sechs Punkte von den Sachsen davonziehen lassen. Dafür werden sie vermutlich auf ähnliche Mittel zurückgreifen wie im erfolgreichen Hinspiel an der Alten Försterei: Mit nur 32 Prozent Ballbesitz hatten die Berliner damals zwar deutlich weniger Spielanteile, nutzten diesen aber nahezu optimal aus. Nicht untypisch für Union, das nach der Expected Goals-Rechnung die zweiteffizienteste Mannschaft der Bundesliga ist: Über die bisherigen Spiele hinweg hat das Team von Urs Fischer 8,8 Tore mehr geschossen, als es die Qualität der Chancen hergegeben hätte. Bei allen vier Bundesliga-Siegen 2023 schoss Union nie öfter als fünfmal auf das gegnerische Tor, doch erzielte in allen Partien mindestens zwei Treffer.

Neben Sheraldo Becker, der laut xGoals der effizienteste Spieler der Bundesliga ist, ist dafür momentan vor allem Kevin Behrens verantwortlich. Der 32-jährige Angreifer, der Anfang der Woche seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag bei den Eisernen verlängert hat, ist vor der Saison wohl für kaum einen Experten ein Kandidat für viel Spielzeit gewesen. Im Laufe der Hinrunde und vor allem zu Beginn der Rückrunde hat sich ehemalige Sandhäuser aber mit starken Leistungen am bis dahin gesetzten Jordan Siebatcheu vorbeigeschoben. In den letzten acht Bundesliga-Spielen hat der gebürtige Bremer viermal getroffen und will auch gegen Leipzig seine starke Form unter Beweis stellen.

Die Effizienz in Person: Kevin Behrens im Kalenderjahr 2023.
Die Effizienz in Person: Kevin Behrens im Kalenderjahr 2023.StatsPerform/AFP

Und wenn aus dem Spiel nichts geht, können sich die Unioner immer noch auf ihre Stärke bei Standardsituationen verlassen: Mit vier Treffern nach Ecken sind sie einsame Spitze im deutschen Oberhaus, gerade die Innenverteidiger Danilho Doekhi und Robin Knoche (jeweils schon vier Pflichtspieltore in dieser Spielzeit) sind für jeden Gegner gefährlich. 

Vor Flutlicht und ausverkauftem Haus in der Red Bull Arena deutet sich am Samstagabend ein Bundesliga-Spitzenspiel an, das so vor zehn Jahren undenkbar gewesen wäre. Zwei Vereine mit zwei komplett unterschiedlichen Strategien, die sie beide an die Spitze der Bundesliga geführt haben. Aus neutraler Sicht darf man sich auf ein echtes Spektakel freuen.

Union-Trainer Fischer äußerte sich vor der Partie auch zu den Randgeschichten.
Union-Trainer Fischer äußerte sich vor der Partie auch zu den Randgeschichten.StatsPerform/AFP