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Kommentar: Neue Rolle für Lys – Deutsche Tennis-Damen ringen um Orientierung

Eva Lys
Eva LysMathias Schulz / Zuma Press / Profimedia

Deutschlands Tennis-Frauen droht nach einer Niederlage gegen die Türkei der Abstieg aus der Weltgruppe im Billie Jean King Cup. Durch das Fehlen der erfahrenen Spielerinnen Tatjana Maria und Laura Siegemund hat sich ein Vakuum entwickelt, welches die aufstrebende Eva Lys füllen soll. Noch hat die 23-Jährige ihre Rolle aber nicht gefunden. Ein Kommentar von Micha Pesseg.

Zweifelsohne: Die Ausfälle von Tatjana Maria (38) und Laura Siegemund (37) haben die deutschen Tennis-Damen im Kampf gegen den Abstieg im Billie Jean King Cup erheblich geschwächt.

Beide Spielerinnen verfügen über enorm viel Routine in diesem besonderen Setting und waren in den vergangenen Jahren echte Fixpunkte – nicht nur auf dem Court. Auch in der Außendarstellung und Menschenführung verfügen Maria und Siegemund über Qualitäten, die nur durch gelebte Erfahrungen entstehen können.

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Neue Rolle für Lys

Dass die 23-jährige Eva Lys dieses Vakuum für die bereits verlorene Partie gegen die Türkei und das noch ausstehende Duell mit Belgien übernommen hat, wirkt stimmig.

Auf der WTA-Tour ist der Hamburgerin in diesem Jahr endgültig der Durchbruch gelungen. In der Weltrangliste ist sie aktuell die deutsche Nummer eins. Zudem hat Lys im Umgang mit den Medien und Kolleginnen ein beeindruckendes Feingefühl bewiesen.   

Dass sie ihr nervenaufreibendes Einzel gegen die Türkin Zeynep Sönmez überraschend klar verloren hat (2:6, 6:4, 0:6), macht sie allerdings angreifbar – obwohl sie selbst nach der Niederlage ihre schärfste Kritikerin war. Sie sei "echt enttäuscht", habe "wirklich alles gegeben", aber versuche noch "ein bisschen, meine Position zu finden."

Lys, Seidel, Friedsam, Niemeier (v.l.n.r.)
Lys, Seidel, Friedsam, Niemeier (v.l.n.r.)ČTK / imago sportfotodienst / Juergen Hasenkopf

Friedsam überraschend kritisch

Trotzdem wählte ihre Teamkollegin Anna-Lena Friedsam – die im Doppel mit Jule Niemeier die DTB-Pleite nicht verhindern konnte – äußerst harte Worte, die eindeutig auf die Leistung von Lys abzielten. "Es ist bitter", sagte die 31-Jährige, ohne echte Verantwortung für die eigene Leistung zu übernehmen: "Wir sind ein gutes Doppel. Wir hatten mit den Einzelspielern auch die Möglichkeit, in Führung zu gehen."

Aussagen, die eine schwierige Gemengelage widerspiegeln. Friedsam trägt seit Jahren ein hohes Maß an Erfahrung in die Mannschaft – und doch scheint es durch das Fehlen von Maria und Siegemund ein Vakuum zu geben, welches weder sie noch Lys fühlen können.

Von offenem Streit kann nicht die Rede sein, doch Unstimmigkeiten sind zu spüren. Unstimmigkeiten, die vor dem Duell mit Belgien am Sonntag (13 Uhr/Tennis.de) besser aus dem Weg geräumt werden sollten.

Ein Kommentar von Micha Pesseg
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