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Zverev "flieht" zum Davis Cup – die Zweck-Ehe als Stimmungsretter?

Alexander Zverev bei den ATP Finals 2025
Alexander Zverev bei den ATP Finals 2025IPA / Sipa Press / Profimedia

Für Alexander Zverev ist die Saison auf der ATP-Tour mit einer weiteren Enttäuschung zu Ende gegangen. Der Davis Cup wird zum letzten Hoffnungsschimmer.

Viel Frust, wenig Selbstvertrauen, kaum Vorfreude – und doch die Hoffnung auf einen versöhnlichen Abschluss: Nach seinem bitteren Aus in der Gruppenphase der ATP Finals geht der Blick von Alexander Zverev noch ein letztes Mal in diesem komplizierten Tennisjahr nach vorne. Bei der Endrunde des Davis Cup in Bologna soll mit dem deutschen Team der erste Titel seit 1993 her.

Am Donnerstag wird es für das DTB-Team ernst. Im Viertelfinale wartet Argentinien – und dank Zverevs Teilnahme und der Absage einiger Topstars ist Deutschland plötzlich ein Mitfavorit. Dem Modus mit nur zwei Einzelpartien und einem möglicherweise entscheidenden Doppel sei Dank. Allerdings scheint Zverevs Teilnahme an dem prestigeträchtigen Nationenwettbewerb eine Zweck-Ehe zu sein.

Im Vorjahr holte Italien den Titel
Im Vorjahr holte Italien den TitelČTK / imago sportfotodienst / Francisco Macia

"Ich spiele, weil die Jungs mich gebeten haben und das Gefühl haben, dass die deutsche Mannschaft, so wie sie jetzt momentan in der Zusammensetzung ist, nicht mehr viel Zeit hat", erklärte Zverev: "Da habe ich gesagt: Dann spiele ich halt einmal."

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Kritik am "Showturnier"

In der Tat ist der Kern des Teams ein wenig in die Jahre gekommen. Davis-Cup-Urgestein Jan-Lennard Struff ist 35, Deutschlands Spitzendoppel Kevin Krawietz (33) und Tim Pütz (37) sind ebenfalls nicht mehr jung.

Noch ist Struff der große Leader im Davis Cup
Noch ist Struff der große Leader im Davis CupMasatoshi Okauchi / Shutterstock Editorial / Profimedia

Zverev kritisierte in Turin zudem noch das viel gescholtene Format des heutigen Davis Cup. Zum wiederholten Male sprach er sich für eine Rückkehr zum alten System mit Heim- und Auswärtsspielen aus – dem "wahren Davis Cup", wie er sagte. Das Event in Bologna sei lediglich ein "Showturnier", das diesen Namen trage.

"Unglaublich unbefriedigende Saison"

Von Vorfreude war beim Hamburger vor seiner Reise nach Bologna also wenig zu spüren. Und dann musste er nach der hochverdienten Niederlage gegen Félix Auger-Aliassime im entscheidenden Gruppenspiel auch noch seine Wunden lecken.

"Das war eine unglaublich unbefriedigende Saison", hatte der Tennisstar nach dem Ende eines bitteren Jahres auf der Tour im Presseraum von Turin gesagt. "Die Tennissaison ist lang, mit vielen Ups und Downs, aber für mich gab es diesmal nicht viele Ups."

Die Saison endete für Zverev mit einer herben Enttäuschung
Die Saison endete für Zverev mit einer herben EnttäuschungDomenico Cippitelli / LiveMedia / DPPI via AFP / Profimedia

Gegen den Kanadier Auger-Aliassime fehlte es Zverev merklich an Selbstvertrauen, er agierte viel zu passiv. Und so wurde das Match zu einem stimmigen Sinnbild der ernüchternden Saison mit nur einem Titel (beim Turnier in München).

Nach seinem Einzug ins Australian-Open-Finale zu Jahresbeginn gelang Zverev kaum mehr etwas. Der Rückstand auf Carlos Alcaraz und Jannik Sinner ist derzeit nicht nur in Sachen Weltranglistenpunkten riesig.

Schlagabtausch mit Becker

Auch Boris Becker äußerte am Samstagabend bei Sky erneut seine Bedenken. "Er muss einen gesunden Körper und einen gesunden Geist bekommen", sagte der einstige Wimbledonsieger: "Das Umfeld ist gefordert, den Sascha wieder nach oben zu heben."

Tennis-Legende Boris Becker
Tennis-Legende Boris BeckerShutterstock Editorial / Profimedia

Zuvor hatten sich die beiden deutschen Tennisgrößen ein kleines verbales Fernduell geliefert. Zverevs Aussage, er habe "keine Lust mehr auf seine Kommentare", nachdem Becker sich kritisch geäußert hatte, wollte dieser nicht überbewerten. "Ich bin Sportler, mir macht das nichts aus", sagte Becker.

Zverev konzentriert sich nun ohnehin erst einmal auf den Davis Cup – erst danach beginnt für ihn die Saisonanalyse. "Dann nehme ich mir eine Auszeit und habe Zeit, um darüber nachzudenken", schloss er, ehe er sich in Richtung Bologna verabschiedete.