In unserem großen Saison-Rückblick lassen wir das vergangene Tennisjahr Revue passieren. Dabei werfen wir einen Blick auf die Leistungen der besten österreichischen Tennisasse, analysieren die Leistungen im Davis Cup sowie im Billy Jean King Cup und fassen die Eindrücke der heimischen Top-Turniere zusammen. Darüber hinaus widmen wir uns den prägenden Momenten der Top-Stars bis zu den Grand-Slam-Siegern.
Licht und Schatten bei den ÖTV-Stars
Die Saison 2025 brachte bei den österreichischen Akteuren starke Entwicklungen, solide Leistungen aber auch einige Rückschläge. Während sowohl die Damen als auch die Herren auf Challenger-Ebene immer wieder für Furore sorgen, läuft es auf der ATP- und WTA-Ebene noch nicht rund. Wir nehmen die heimischen Topspieler genauer unter die Lupe.
Julia Grabher
Julia Grabher spielte eine gute Saison und steht aktuell als 92. unter den Top-100 der Weltrangliste. Die 29-jährige Vorarlbergerin durfte insgesamt drei ITF-Titel bejubeln und stand oft im Halbfinale oder Finale. Der größte Erfolg im heurigen Jahr war aber der Sieg beim WTA-125-Turnier in Florianopolis. Dort besiegte sie im Endspiel Carole Monnet mit 3:6, 6:4, 6:0.
Sinja Kraus
Ähnlich starke Leistungen zeigte auch Sinja Kraus. Sie gewann vier Titel auf ITF-Ebene, unter anderem bei den Heimturnieren in Wien und Amstetten. Für ihre konstanten Leistungen wurde sie im März zur ITF World Tennis Tour „Player of the Month“ gekürt. Anfang November durfte sich die 23-jährige Wienerin über ihren ersten Challenger-Titel freuen. Sie gewann das Finale in Cali gegen Panna Udvardy klar mit 6:2, 6:0. Ihre starke Form spiegelte sich auch in der Weltrangliste wider. Im Laufe des Jahres erreichte sie ein neues Karrierehoch von Platz 105.
Lilli Tagger
Österreich hat eine neue Tennishoffnung! Lilli Tagger spielte eine unglaublich eindrucksvolle Saison 2025. Mit nur 17 Jahren holte sie sich den Juniorinnen Titel bei den French Open, ohne einen Satz abzugeben. Sie erreichte mit einer Wildcard bei ihrem ersten WTA-Hauptfeldauftritt in Jiujiang direkt das Finale. Dort musste sie sich aber Anna Blinkowa geschlagen geben. Besonders stark war ihr September: Sie gewann zwei ITF W75-Titel in Folge und wurde von der ITF zur „Player of the Month“ gekürt. Zudem kletterte sie in der WTA Rangliste deutlich nach oben und erreichte mit Platz 152 im November ein neues Karrierehoch.
Filip Misolic
Filip Misolic konnte heuer zwei Challenger-Turniere gewinnen. Bei den French Open kämpfte er sich von der Qualifikation bis in die dritte Runde. Dort war allerdings gegen Novak Djokovic Endstation. Beim ATP-Turnier in Bastad im Juli drang er bis ins Viertelfinale vor und zog erstmals in die Top-100 ein. Bei den Hartplatz-Turnieren ab August lief es dann nicht mehr nach Wunsch. Er scheiterte oft schon in der Qualifikation oder spätestens in der ersten Runde. Nur in Wien gelang ihm ein Auftaktsieg, bevor er sich Alex de Minaur geschlagen geben musste. Dennoch ist er aktuell die Nummer 79 der Welt und erreichte sein neues Karrierehoch.
Sebastian Ofner
Sebastian Ofner kämpfte sich Anfang des Jahres nach seiner Verletzungspause wieder ins Tour Geschehen zurück. Besonders stark war sein Auftritt in Genf, wo er ins Halbfinale einzog. Außerdem erreichte er in Wimbledon in die dritte Runde. Das war sein letztes Erfolgserlebnis, denn danach musste der Steirer acht Auftaktniederlagen in Folge einstecken. Kurz vor Wien zog er die Notbremse und beendete seine Saison aufgrund von wiederkehrenden Problemen mit beiden Fersen und dem Handgelenk.
Jurij Rodionov
Jurij Rodionov zeigte 2025 vor allem auf der Challenger-Tour eine sehr solide Saison. Er gewann den Challenger-Titel in Bonn und feierte damit seinen achten Triumph auf diesem Level. Auf ATP-Ebene will es aber weiterhin nicht laufen. Der 26-jährige Niederösterreicher überstand kein einziges Mal die Qualifikation. Nur in Wien stand er dank einer Wildcard im Hauptbewerb. Die Auslosung meinte es aber nicht gut mit dem Lokalmatador und er verlor in der ersten Runde gegen De Minaur.
Lukas Neumayer
Lukas Neumayer zeigte erneut, dass er zu den vielversprechendsten jungen ÖTV-Spielern zählt. Im August erreichte er sein Karriere Hoch von ATP 157. Trotz zweier Finalniederlagen im heurigen Jahr auf Challenger-Ebene bleibt er optimistisch. Er hat bereits fünf Endspiele erreicht und sieht den Titel als eine Frage der Zeit. Insgesamt machte Neumayer 2025 wichtige Fortschritte, auch wenn der ganz große Durchbruch noch aussteht.
Joel Schwärzler
Joel Schwärzler erreichte beim Challenger in Sofia das Finale - ein Meilenstein, mit dem er erstmals in die Top 300 der Weltrangliste vordrang. In Tulln und in Bonn zeigte er ebenfalls ansprechende Leistungen und spielte sich bis ins Halbfinale. Beim Heimturnier in Kitzbühel erhielt er eine Wildcard und gewann dort zumindest einen Satz gegen Marton Fucsovics.
Starke Leistungen im Davis Cup
Das österreichische Davis-Cup-Team erlebte 2025 einen echten Durchbruch. Nach einem souveränen 4:0-Sieg gegen Finnland qualifizierte sich Österreich mit einem dramatischen 3:2-Auswärtssieg in Ungarn für das prestigeträchtige Final 8 in Bologna.
In Debrecen gewannen Jurij Rodionov und Lukas Neumayer in Abwesenheit von Filip Misolic ihre beiden Einzel. Das starke Doppel Alexander Erler/Lucas Miedler vergab mit einer knappen 6:7, 6:7-Niederlage aber den ersten Matchball und Neumayer musste sich dritten Einzel ebenfalls geschlagen geben. Rodionov zeigte aber im Entscheidungsspiel sein bestes Tennis, ließ Fucsovics keine Chance und buchte das Ticket nach Bologna.
Beim Finale trafen die ÖTV-Stars auf die Gastgeber aus Italien und mussten sich mit 0:2 geschlagen geben. Im ersten Einzel verlor Rodionov gegen Matteo Berrettini mit 3:6, 6:7– ein enges Match, in dem er sich aber teuer verkaufte. Im zweiten Einzel unterlag Misolic dem starken Flavio Cobolli mit 1:6, 3:6, wodurch Italien den Sieg fixierte und das Doppel gar nicht mehr gespielt wurde.
Am Ende verließen die Österreicher das Turnier mit erhobenem Haupt. Der Einzug in die letzten acht Nationen war ein großer Erfolg, auch wenn das Weiterkommen nicht gelang.
Abstieg im Billie Jean King Cup
Das ÖTV Damenteam trat ersatzgeschwächt beim Billie Jean King Cup 2025 in der Europa/Afrika Gruppe I in Vilnius an. Topspielerinnen wie Sinja Kraus und Lilli Tagger standen nicht zur Verfügung. Mit drei Debütantinnen im Kader - Arabella Koller, Ekaterina Perelygina und Mavie Österreicher – war das Team jung und unerfahren, was die Kapitänin Marion Maruska vor eine große Herausforderung stellte.
Im ersten Match verlor Österreich knapp mit 1:2 gegen Kroatien. Das entscheidende Doppel mit Grabher/Perelygina ging nach starkem Fight im Match-Tiebreak verloren. Am zweiten Spieltag folgte eine klare 0:3-Niederlage gegen Lettland. Im abschließenden Gruppenspiel gegen Portugal war Österreich erneut chancenlos und musste ins Abstiegs-Play-off gegen Litauen. Dort konnte man die Abstiegssorgen nicht abwenden und Österreich stieg in die Europa/Afrika-Gruppe II ab.
Großer Ansturm bei den Heimturnieren
Die heimischen Tennis-Turniere 2025 boten den Fans wieder einmal hochklassigen Sport und spannende Momente. Das WTA-Turnier in Linz bot erneut eine Bühne für das Damentennis. Mit Julia Grabher und Sinja Kraus waren auch zwei ÖTV-Asse im Einsatz. Das Event wird immer beliebter und zieht immer mehr Topspielerinnen an. 2025 war mit Ekaterina Alexandrova auch eine Top-10 Spielern am Start.
In Kitzbühel beeindruckte vor allem das hochkarätige Teilnehmerfeld auf Sand, bei dem Alexander Bublik sich den Titel sichern konnte und damit das Turnier international noch attraktiver machte. Die Stimmung in der Arena war gewohnt ausgelassen und sorgte für eine gute Atmosphäre in den österreichischen Bergen.
Der ATP-500-Klassiker in Wien war nahezu die ganze Woche ausverkauft und die Fans verwandelten die Stadthalle in einen Hexenkessel. Erstmal gab es heuer in der Marx Halle zwei weitere Match-Courts und einen Trainingsplatz. Die Organisation von Turnierdirektor Herwig Straka wurde erneut gelobt. Von der Fan-Zone bis zu den Hospitality-Bereichen war alles professionell vorbereitet. Nicht umsonst gilt die Veranstaltung als Lieblingsturnier vieler Topstars.
Grand-Slam-Turniere ein Fall für zwei bei den Herren
Die beiden Ausnahmekönner Jannik Sinner und Carlos Alcaraz teilten sich die Grand-Slam-Titel untereinander auf. Sinner stand bei allen vier großen Turnieren im Finale. Er gewann die Australien Open gegen Alexander Zverev und in Wimbledon gegen Alcaraz. Der Spanier stand dreimal im Endspiel und war bei den French Open sowie bei den US Open erfolgreich.
Vier unterschiedliche Grand-Slam-Siegerinnen
Bei den Damen stand zwar Aryna Sabalenka dreimal im Finale ein, doch es gab vier verschiedene Siegerinnen. Bei den Australien Open musste sich die 27-jährige Russin Madison Keys in drei Sätzen geschlagen geben und bei den French Open verlor sie gegen Coco Gauff. In Wimbledon setzte sich Iga Swiatek gegen Amanda Anisimova durch. Bei den US Open gewann Sabalenka dann gegen Anisimova.
Dopingsperre von Sinner als Aufreger der Saison
Im Februar 2025 akzeptierte Jannik Sinner eine dreimonatige Dopingsperre von der WADA, gültig vom 9. Februar bis 4. Mai, nachdem ein Test positiv auf das verbotene Mittel Clostebol ausfiel. Laut Sinner sei die Substanz versehentlich über sein Betreuerteam in seinen Körper gelangt, ein Vorsatz oder Leistungsvorteil habe nicht bestanden. Die WADA bestätigte, dass er keinen bewussten Regelverstoß begangen habe, betonte aber die Verantwortung für das Umfeld. Während der Sperre durfte Sinner weder an Wettkämpfen teilnehmen noch als Zuschauer zu Sportevents gehen. Er nutzte die Zeit zur Reflexion, bevor er im Mai wieder auf die Tour zurückkehrte.
