Deutsche Nationalmannschaft: Neue Rollen für Manuel Neuer und Toni Kroos

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Weltmeister kehren ins DFB-Team zurück - "Heilsbringer" oder nur "Helfer"?
Neuer (l.) und Kroos (r.) kommen gemeinsam auf 223 Länderspiele für Deutschland.
Neuer (l.) und Kroos (r.) kommen gemeinsam auf 223 Länderspiele für Deutschland.Profimedia
Manuel Neuer und Toni Kroos sind wieder da. Wie Julian Nagelsmann mit den Routiniers plant.

Eine Kampfansage an seinen "ewigen" Stellvertreter ging Manuel Neuer auch im Überschwang des Vaterglücks nicht über die Lippen. "Ich werde versuchen, meine Leistung zu bringen, der Trainer wird entscheiden", sagte die langjährige Nummer 1 vor der Rückkehr in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft über den brisanten Zweikampf mit Marc-Andre ter Stegen.

Neuer gibt sich cool - ganz wie sein Mit-Rückkehrer Toni Kroos. "Es ist alles entspannt", behauptete der Torhüter. Wirklich? Mit dem Comeback der beiden Weltmeister von 2014 wirft Bundestrainer Julian Nagelsmann drei Monate vor dem Eröffnungsspiel der Heim-EM die Hierarchie in seiner Auswahl komplett über den Haufen. So sehr Neuer und Kroos betonen, dass sie lediglich "helfen" wollten, so klar ist auch: Beide wollen und werden sofort wieder Anführer sein einer völlig verunsicherten Mannschaft.

Die kommenden Herausforderungen für das DFB-Team.
Die kommenden Herausforderungen für das DFB-Team.Flashscore

Und das auch ohne Kapitänsbinde. Diese, das hatte Nagelsmann bei der Bekanntgabe seines Aufgebots für den Start in das EM-Jahr mit den Länderspielen in Frankreich am Samstag (21 Uhr/ZDF) und drei Tage später gegen die Niederlande klargestellt, bleibt bei Ilkay Gündogan. Und die Nummer 1, die ter Stegen bei seinen bislang letzten Länderspielen im vergangenen Oktober noch getragen hatte?

Zum Match-Center: Frankreich vs. Deutschland

Bundestrainer denkt über Rollenverteilung nach

Nagelsmann will ab Montag bei der Zusammenkunft seines 26-köpfigen Kaders in Frankfurt "Gespräche mit allen über ihre Rollen" führen. Dass er dann einen Zweikampf um den EM-Platz im deutschen Tor ausrufen wird, ist unwahrscheinlich. Es laufe "darauf hinaus", dass Neuer als Stammtorwart zurückkehren werde, sagte er vor drei Monaten. Und am vergangenen Freitag: "Marc ist ein intelligenter und reflektierter Spieler, der Dinge auch vorhersehen kann." Nämlich, dass er sich wieder hinter Neuer anstellen muss.

Schließlich, meinte dessen Klubcoach Thomas Tuchel, sei der 37-Jährige "einzigartig" und "absolute Weltklasse in allen Bereichen". Ein Comeback wie Neuer nach dem komplizierten Beinbruch schaffe nur "einer von 20 Millionen Spielern. Das kann man nicht hoch genug bewerten." Als frischgebackener Vater des kleinen Luca schwebt Neuer außerdem auf einer Wolke. "Das", sagte er, "ist privat das größte Glück."

Kroos hat das schon dreimal erlebt und seine Familie selbstredend auch vor seiner Rückkehrentscheidung befragt - Mama Birgit war dagegen, Ehefrau Jessica stimmte zu. Das Comeback nach fast drei Jahren und 106 Länderspielen (17 Tore) "rechne ich ihm hoch an, er hätte auch im Sommer am Meer liegen können", sagte Nagelsmann. Zwar betonte er wie Kroos selbst, der 34-Jährige werde "nicht der alleinige Heilsbringer" sein. Doch Kroos ist im Mittelfeld sofort wieder Boss.

Und die alte Garde?

Ex-Chef Joshua Kimmich wurde von Nagelsmann bereits zum Rechtsverteidiger auserkoren, Gündogan von der Doppel-Sechs auf "eine der drei Zehner-Positionen" zwischen die Zauberfüße Jamal Musiala und Florian Wirtz verschoben. Kroos soll dahinter als "genialer Verbindungsspieler" (Nagelsmann) wirken. "Wer noch von Querpass-Toni schreibt", betonte Nagelsmann, "der hat keine Ahnung vom Fußball." Einzig die Frage, welcher "Worker" neben Kroos bei der EM die Löcher stopfen soll, ist offen.

Um die neuen, alten Machtverhältnisse zu zementieren, brauchte es nicht mal eine Kampfansage - im Gegenteil. "Es ist schön", sagte Kroos über seine Rückkehr, "wieder 'Wir' zu sagen."