Bundesliga-Vorschau: "Entscheidendes Spiel" - BVB mit großem Respekt vor Leverkusen

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Bundesliga-Vorschau: "Entscheidendes Spiel" - BVB mit großem Respekt vor Leverkusen
Bundesliga-Vorschau: "Entscheidendes Spiel" - BVB mit großem Respekt vor Leverkusen
Bundesliga-Vorschau: "Entscheidendes Spiel" - BVB mit großem Respekt vor LeverkusenAFP
Der 18. Spieltag bringt einige brisante Begegnungen. Neben dem direkten Duell zwischen dem großen Titelfavoriten aus Bayern und dem Tabellenvierten aus Frankfurt, wird das Wochenende mit dem Spiel zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund (Sonntag, 17:30 Uhr/live auf DAZN und im kostenlosen Flashscore Audioreport) abgeschlossen. Während sich Leverkusen auch dank der Rückkehr von Nachwuchshoffnung Wirtz zunehmend stabilisierte, brach beim BVB nach zwei Zittersiegen gegen Augsburg (4:3) und Mainz (2:1) leichte Panik aus. Dass Jude Bellingham nach Gelbsperre zurückkehrt, macht Hoffnung.

Es waren 53 Minuten gespielt, Bayer Leverkusen führte 1:0 gegen Bochum. Die Werkself hatte das Spiel im Griff, wenngleich der Abstiegskandidat aus dem Ruhrgebiet eine beherzte Leistung ablieferte. Die Führung für die Elf von Xabi Alonso wackelte in Hälfte eins mehrmals, unter anderem hatte der japanische WM-Held Takuma Asano eine Minute nach dem 1:0 für B04 bereits den Ausgleich auf dem Fuß - Kapitän Hrádecký parierte.

Hoffnungsträger Wirtz

Leverkusens Plan, schnell den Deckel zu machen, schien nicht aufzugehen. Als die schwarz-roten Fans bereits eine Zitterpartie befürchteten, kam der große Moment von Rückkehrer Florian Wirtz. Deutschlands große Nachwuchshoffnung hatte sich im März einen Kreuzbandriss zugezogen. Seine Absenz war während der 15 Bundesliga-Spieltage vor der WM in Katar deutlich zu spüren gewesen. Ohne ihn war Leverkusen in eine heftige Krise geschlittert, trotz eines vor Qualität strotzenden Kaders. Patrick Schick traf das Tor nicht mehr, Moussa Diaby verzettelte sich häufig in Einzelaktionen, die Abwehr rund um Jonathan Tah erinnerte eher an eine Schülerliga-Mannschaft als an einen Bundesligisten.

Vorgänger Gerardo Seoane fand keine passenden Antwort auf die Krise. Ein blamabler Schnitt von 0,67 Punkten pro Spiel in der neuen Saison 22/23 besiegelte sein Aus. Der Schweizer Chefcoach musste Platz machen, Alonso übernahm. Dem Spanier war ob seiner großen Spielerkarriere gebührender Empfang bereitet worden. Fans und Fachkreise erhofften sich viel. Von Tiki-Taka im schwarz-roten Trikot war die Rede, davon, dass seine Verpflichtung wieder internationales Flair in die Bundesliga bringe. Erwartungen, die Alonso nicht sofort erfüllen konnte.

Alonso beim Debüt als Leverkusen-Trainer gegen Schalke
Alonso beim Debüt als Leverkusen-Trainer gegen SchalkeProfimedia

Im ersten Spiel unter seiner Ägide gewann man gegen Kellerkind Schalke klar mit 4:0. Dann folgten zwei heftige Klatschen gegen den FC Porto (0:3) und Eintracht Frankfurt (1:5). Die Euphorie war rasch verflogen, die Aufbruchsstimmung zu Ende. Statt vom Heilsbringer Alonso sprachen die deutschen Boulevard-Medien nun von einem gescheiterten Projekt. Erst allmählich stabilisierte sich Leverkusen - und seit Florian Wirtz wieder auf dem Feld steht, ist wieder etwas von echter spielerischer Klasse zu spüren.

Gegen Bochum bereitete er das 2:0 durch Adam Hložek mustergültig vor. Wirtz hatte sich am Flügel abgesetzt, eher zufällig sprang der Ball vor seine Füße. Anstatt ins Dribbling zu gehen oder selbst den Abschluss zu suchen, erkannte er, dass Hložek auf den kurzen Pfosten durchstartet. Der 20-jährige Tscheche bekam den Ball perfekt serviert, verwertete die flache Hereingabe von Wirtz problemlos. Die Selbstverständlichkeit, mit der Wirtz nach fast zehnmonatiger Spielpause sofort seine alte Genialität wieder fand - war beeindruckend.

Wirtz und Hlozek nach dem 2:0 gegen Bochum
Wirtz und Hlozek nach dem 2:0 gegen BochumProfimedia

Mit Adam Hložek könnte der junge Spielmacher den perfekten Partner gefunden haben. Nach schwieriger Eingewöhnungsphase erledigte er seine Aufgabe zuletzt außergewöhnlich gut, beim 3:2 gegen Mönchengladbach gab er zwei Vorlagen, gegen Bochum erzielte er das 2:0. Im exklusiven Interview mit Flashscore erklärte der Tscheche: "Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich eingewöhnt hatte. Aber jetzt fühle ich mich hier zu Hause und weiß genau, was von mir erwartet wird. Mit der Ankunft des neuen Trainers -- der uns sofort erklärt hat, was er von uns sehen will -- hat sich auch viel verändert. Mittlerweile haben wir ihn kennengelernt, und das zahlt sich eben aus."

Bellingham unumstrittener Leistungsträger

Keine Frage, am Sonntag (17:30 Uhr/live auf DAZN und im Flashscore Audioreport) treffen einige der talentiertesten Spieler Europas aufeinander. Sowohl Leverkusen als auch Dortmund haben sich darauf spezialisiert, im In- und Ausland nach jungen, entwicklungsfähigen Spielern zu suchen. Etliche heutige Weltklasse-Spieler trugen einst die Farben der Werkself oder der Dortmunder Borussia. Spieler wie Kai Havertz, Jadon Sancho oder Erling Haaland sammelten wichtige Erfahrungen auf ihrem Weg in die Weltspitze. Aushängeschilder der Gegenwart sind allen voran Florian Wirtz und Jude Bellingham.

Am Sonntag kommt es zum direkten Duell der beiden Spitzenspieler. Dortmund-Trainer Edin Terzić setzte zuletzt vorzugsweise auf eine 4-1-4-1 Formation, mit Bellingham auf der halbrechten Position im zentralen Mittelfeld. Auf der Sechser-Position setzt Terzić wahlweise auf Can oder Özcan - beide Spieler haben die primäre Aufgabe, für Bellingham abzusichern, ihm spielerische Freiheit zu gewähren. Welch hohe Stellung Bellingham im taktischen System des BVB innehat, macht den Engländer zu mehr als einem Top-Talent. Längst ist er absoluter Leistungsträger im schwarz-gelben Trikot. 

Terzić bezeichnete Bellingham jüngst als "ältesten 19-Jährigen, den ich kenne". Ein schöner Satz, der seine Vorzüge gegenüber gleichaltrigen Spielern klar herausstreicht. Seine Ballbehandlung ist spektakulär und Material für Video-Reels in Sozialen Netzwerken - doch in seinen Aktionen ist der junge Dortmunder nicht auf Effekt, sondern Effizienz ausgerichtet. Wenngleich Übersteiger und Rabona im fixen Repertoire von Bellingham zu finden sind, bevorzugt er alles in allem eine äußerst geradlinige Spielweise. 

Bellingham (19) ist unverzichtbarer Bestandteil der Dortmunder Mannschaft
Bellingham (19) ist unverzichtbarer Bestandteil der Dortmunder MannschaftAFP

Jude Bellingham hat sich im Vergleich zur Vorsaison wirksam verbessert. Das beweisen sämtliche Statistiken. In der abgelaufenen Spielzeit kam er in 32 Einsätzen auf 44 Schüsse - zwölf davon gingen in Richtung Tor, nur dreimal traf er ins Netz. Obwohl er in der laufenden Saison erst bei halb so vielen Einsätzen steht, erzielte Bellingham bereits vier Treffer. Zuletzt das wichtige 1:0 im Heimspiel gegen den FC Augsburg. Von 33 Schüssen gingen wiederum zwölf auf den gegnerischen Kasten. Eine deutliche Steigerung also. 

Auch sein Passspiel hat Bellingham im Laufe der letzten Monate auf ein neues Level gehoben. Setzte der WM-Teilnehmer in der Vergangenheit vorzugsweise auf kurze Pässe ohne all zu großes Risiko, wagt er immer öfter waghalsige Spielverlagerungen. Im Vorjahr kamen rund 65 % seiner langen Zuspiele an, 22/23 sind es bereits 71 %. Als würde das nicht genügen, beteiligt sich der Engländer immer häufiger an Defensivaktionen. Im Vorjahr war er an 52 Zweikämpfen direkt beteiligt - in der aktuellen Saison liegt er bei 50 geführten Zweikämpfen. Wir erinnern uns: bei 16 Einsätzen weniger.

Harry Kane sagte über ihn: "Er hat keine Schwächen". Weil Bellingham sich nicht auf seinem Talent ausruht, sondern laufend daran arbeitet, seine Schwachpunkte auszumerzen, ohne seine Stärken zu vernachlässigen. Beim knappen 2:1-Sieg gegen Mainz 05 am Mittwoch war sein Fehlen deutlich zu spüren gewesen. Bellingham saß eine Gelbsperre ab, im Mittelfeld setzte Trainer Terzić daher auf Emre Can und Salih Özcan. Zwei kampfstarke Spieler, die aber im Spielaufbau längst nicht dieselben Qualitäten aufweisen wie der von Real Madrid umworbene Bellingham. Mit Müh und Not sicherte Giovanni Reyna dem BVB durch den Siegestreffer in der Nachspielzeit den nächsten Zittersieg. 

Wacklige Dortmunder Defensive

Auch beim 4:3 gegen Augsburg waren die Nerven der Dortmunder Fans arg strapaziert worden. Nach dem Führungstreffer durch Bellingham leistete sich eine verunsichert wirkende Defensive peinliche Fehler. Nico Schlotterbeck schenkte mit einem schlampigen Pass den Fuggerstädtern den Ball, Özcan kam in weiterer Folge nicht in den Zweikampf. Wenngleich Dortmund in der Offensive unfassbare Qualitäten besitzt, sorgen amateurhafte Schlampigkeiten im Abwehrdrittel für unnötige Gegentore. "Typisch Dortmund", ätzen Moderatoren und gegnerische Fans gerne.

Ein Blick auf die zuletzt gezeigte Performance macht skeptisch. Während es beim BVB trotz sechs von sechs möglichen Punkten leicht kriselt, präsentierte sich Leverkusen nach der Winterpause defensiv deutlich abgeklärter. "Wir verteidigen besser, der Abstand zwischen den Spielern ist kleiner, wir können uns besser helfen. Das gibt uns mehr Balance und Stabilität", zeigte sich Xabi Alonso vor dem Spitzenspiel am Sonntag zuversichtlich.

Zweimal eingewechselt, zweimal der entscheidende Torschütze: Edeljoker Gio Reyna
Zweimal eingewechselt, zweimal der entscheidende Torschütze: Edeljoker Gio ReynaAFP

Dass Dortmund zweimal glücklich gewinnen konnte und dementsprechend einen recht komfortablen Vorsprung auf die Werkself hält, gibt dem Duell eine gewisse Extraprise, wie auch BVB-Coach Terzić auf der abschließenden Pressekonferenz unterstrich: "Das wird ein entscheidendes Spiel. Am Montag werden wir wissen, wo der Weg hinführt. Sind wir die Mannschaft, die komplett mittendrin ist? Oder sind wir die Mannschaft, die sich wieder herankämpfen muss?

Das Personal: Bayer Leverkusen

Bayer Leverkusen hofft auf eine Rückkehr von Torjäger Patrik Schick. "Er fühlt sich besser, wir sind sehr zufrieden", sagte Trainer Xabi Alonso. Schick leidet an Adduktorenproblemen, sein formstarker Landsmann Adam Hložek wird ihn ersetzen. Für Charles Aránguiz (Wade) kommt das Spiel gegen den BVB noch zu früh.

Voraussichtliche Aufstellung (4-2-3-1):

Hrádecký - Frimpong, Tah, Tapsoba, Bakker - Andrich, Amiri - Diaby, Wirtz, Hudson-Odoi - Hložek

Das Personal: Borussia Dortmund

Dortmund kann wieder mit Marco Reus planen. Der Offensivspieler nahm nach seiner Erkrankung erstmals am Donnerstag wieder am Mannschaftstraining teil. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass er am Sonntag zur Verfügung steht", so Trainer Terzić. Voraussichtlich wird Reus zunächst auf der Ersatzbank Platz nehmen. Auf jeden Fall nicht dabei sein werden die langzeitverletzten Außenverteidiger Thomas Meunier und Mateu Morey. Sebastién Haller ist nach seiner leidvollen Hodenkrebs-Erkrankung mittlerweile auch Thema für die Startelf, zwischen ihm und Moukoko wird es zu einem engen Kampf um den Platz im Sturmzentrum kommen.

Voraussichtliche Aufstellung (4-1-4-1):

Kobel - Ryerson, Süle, Schlotterbeck, Guerreiro - Can - Adeyemi, Bellingham, Brandt, Malen - Haller