Noch ist der FC St. Pauli in der neuen Saison ungeschlagen. Nach dem wackeligen Saisonstart mit nur vier Unentschieden in Folge war dennoch Feuer am Dach. Drei Treffer in den ersten fünf Spielen, eine harmlose Offensive - zu wenig für die hohen Ambitionen der Hamburger.
Umso schöner, dass am 6. Spieltag im Nordduell gegen Holstein Kiel ein echter Befreiungsschlag gelang. Bei strahlendem Sonnenschein, vor knapp 30.000 Fans erzielten die Kiezkicker wunderbare Buden, ein Tor schöner als das andere. Die vielen Traumtore spiegelten sich in der xG-Statistik auf kuriose Weise wider. Ein xG-Wert von 0,96, kontrastiert von einem klaren 5:1-Erfolg.
Der ehemalige Kieler Hauke Wahl sprach nach dem Schlusspfiff von einem “Brustlöser”, hob die Klasse in St. Paulis Kader hervor: “Wir haben nicht den größten Kader, aber alle Jungs, die da sind, haben unglaubliche Qualität. Jeder Spieler bei uns könnte bei anderen Zweitligisten Stammspieler sein.”
Metcalfe ersetzt den Kapitän
Das Fehlen von Kapitän Jackson Irvine (Bänderriss) spielte am vergangenen Wochenende keine große Rolle. Seine Rolle übernahm Irvines australischer Landsmann Connor Metcalfe. Der 23-Jährige erzielte den wichtigen Treffer zum 1:0 und bereitete ein weiteres Tor direkt vor. Danach gab es Sonderlob von Trainer Fabian Hürzeler: “Natürlich vermissen wir Jackson als Persönlichkeit. Aber Connor hat ein super Spiel gemacht. Ihm liegt diese Rolle.”
Auch im Heimspiel gegen Schalke 04 wird Irvine fehlen und Metcalfe stattdessen das Mittelfeld beackern. Wohl kein Thema für die Startelf, aber zumindest für einen Kurzeinsatz ist Simon Zoller. In den 32-jährigen Mittelstürmer setzt man am Millerntor große Hoffnungen. 40 Treffer in insgesamt 119 Zweitliga-Spielen dienen Zoller als Qualitätsnachweis.
Hürzeler nutzte die Spieltags-Konferenz, um vor die schwach in die Saison gestarteten Schalker zu warnen: “Sie haben sehr gute Spieler. Sie können immer ein Tor schießen.”
Das Stadion wird am Samstag (20:30 Uhr/live in der Flashscore Audioreportage) wohl ausverkauft sein, es sind kaum noch Tickets verfügbar. Nebenan findet außerdem Reeperbahn-Festival statt, die Veranstalter rechnen mit 50.000 Besuchern. Das Verkehrschaos für die anreisenden Fans ist vorprogrammiert.
Reis aktuell als Moderator, nicht als Trainer gefragt
Während St. Pauli zum Höhenflug ansetzt, hängt der Haussegen beim FC Schalke 04 gewaltig schief. Der dramatische 4:3-Heimsieg gegen den 1. FC Magdeburg war erst der zweite Saisonsieg. Anstatt in der Tabellenspitze dockt der Bundesliga-Absteiger im biederen Mittelfeld an.
In den Boulevard-Medien wird Thomas Reis bereits als “Wackeltrainer” bezeichnet, laut der “Sport Bild” sind Teile der Kabine mit Reis’ Trainingsmethoden unzufrieden. Zu hartes körperliches Training und taktische Defizite werfen ihm angeblich manche Spieler vor. Thomas Reis wunderte sich: “Alle Dinge, die thematisiert wurden, haben wir innerhalb der Mannschaft angesprochen.”
Für Unruhe sorgt vorwiegend die Diskussion um Vereinsikone Ralf Fährmann. Obwohl der 34-Jährige die Schalke 2022/23 durch eine starke Bundesliga-Rückrunde führte und seinen Kasten in zwölf Einsätzen fünfmal sauber halten konnte, wurde ihm im Sommer Marius Müller vor die Nase gesetzt. Fährmanns Berater Stefan Backs brachte das auf die Palme: “So wird eine Schalke-Legende zerstört!”
Dass sich Müller im Spiel gegen Magdeburg eine schwere Adduktorenverletzung zuzog, lässt die Rufe nach Ralf Fährmann wieder lauter werden. Der 277-fache Schalke-Spieler ist wegen einer Achillessehnen-Reizung für das Spitzenspiel am Samstag ohnehin kein Thema. Stattdessen springt der 38-jährige Michael Langer in die Bresche.
Der Österreicher wurde bereits am Samstag für Marius Müller eingewechselt und machte seine Sache ausgezeichnet, rettete den Königsblauen mit einer spektakulären Parade in der Nachspielzeit den zweiten Saisonerfolg. “Ich hab dem Michi gesagt, er ist ein junger Gott, wie er da mit 38 Jahren den Ball rausfischt. Michi lebt den Verein, er ist jeden Tag da, pusht uns nach vorne. Man gönnt Michi diese Momente. Er ein sehr, sehr feiner Kerl”, schwärmte Müller im Interview mit der “Westdeutschen Allgemeinen Zeitung” von den Fähigkeiten seines Stellvertreters.
Neben den beiden Torleuten Müller und Fährmann werden S04 auch Leo Greiml, Danny Latza, Bryan Lasme, Kenan Karaman und Kapitän Simon Terodde in Hamburg fehlen.
Zum Match-Center: St. Pauli vs. Schalke 04
Voraussichtliche Aufstellungen:
St. Pauli (3-4-2-1): Vasilj - Wahl, Smith, Mets - Treu, Metcalfe,Hartel, Ritzka - Afolayan, Saad - Eggestein
Schalke 04 (4-2-3-1): Langer - Brunner, Baumgartl, Kaminski, Ouwejan - Schallenberg, Seguin - Kozuki, Ouedraogo, Murkin - Polter
Flashscore-Prognose: Für diesen Gegner ist S04 noch nicht bereit
St. Pauli ist Schalke zurzeit taktisch weit überlegen, ist als Mannschaft deutlich gefestigter und ist vom Geschehen abseits des Platzes nicht gar so intensiv beeinflusst wie die Elf aus Gelsenkirchen. Gegen die sattelfeste Defensive der Gastgeber wird Schalke vergeblich anlaufen. Wir tippen auf einen souveränen 2:0-Erfolg für die Heimmannschaft.
