Bayer schlägt auch Leipzig – Traum von Königsklasse geht weiter
Leverkusen präsentierte sich über 90 Minuten hinweg unverschämt effizient. Leipzig gelang es nur anfangs, mit tiefstehender Fünferkette die Konterstärke der Heimmannschaft zu unterbinden. Marco Rose entschied sich, den gelb gesperrten David Raum durch eine taktische Umstellung zu ersetzen: Benjamin Henrichs wurde von der rechten auf die linke Schiene beordert. Dort sollte er ein etwaiges Tempodefizit gegenüber Jeremie Frimpong aufwiegen. Nicht immer erfolgreich.
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Erste Halbzeit: Leipzig am Drücker – Hlozek trifft
RB startete mit viel Elan und kontrollierte in der ersten halben Stunde den Ballbesitz. Bei teils strömenden Regen entschloss sich Josko Gvardiol aus großer Entfernung abzuziehen (3. Minute). Ein Flatterball, der lediglich zwei Meter am Kasten vorbeizog. Kurz darauf musste B04-Torhüter Hradecky erstmals eingreifen. Aus spitzem Winkel rettete er erfolgreich gegen Timo Werner.
Leverkusen fand in der Offensive lange nicht die richtigen Lösungen. Auf hohes Pressing verzichtete die Elf von Xabi Alonso – womöglich auch, um offensichtliche Fitnessmängel nach durchzechter Heimreise aus Belgien zu kaschieren. Kaum hohes Pressing, stattdessen lauerte man auf Konter – und das aus gutem Grund. Laut Statistik schaltet kein Bundesliga-Team besser um als Bayer.
In der 28. Minute war das ausnahmsweise nicht klar ersichtlich. Nach Eckstoß für Leipzig erwischte man die Gäste kalt, stellte rasch Überzahl im gegnerischen Abwehrdrittel her. Kerem Demirbay jedoch zu zögerlich: Klostermann klärte erfolgreich. Ein aussichtsreicher Konter, der deutlich mehr einbringen hätte können.
Vier Minuten später nahm sich Piero Hincapie ein Herz. Aus gut 30 Metern zog der Ecuadorianer ab und erwischte Janis Blaswich beinahe auf dem falschen Fuß. Der Leipzig-Torhüter verschätzte sich gewaltig und hatte Glück, dass die Kugel bloß an die Querlatte klatschte. Den großen Schock hob man sich noch auf.
Adam Hlozek kippte mit seinem Treffer den Spielverlauf endgültig: Scharfe Flanke von Diaby, Direktabnahme mit dem schwachen Linken, gegen die Laufrichtung von Blaswich. Fünftes Saisontor für den 20-jährigen Tschechen – und ein ganz wichtiges.
Zweite Halbzeit: Später Strafstoß sorgt für Entscheidung
Zur Halbzeit reagierte Marco Rose, wechselte Christopher Nkunku für den sehr aktiven, aber glücklosen Kevin Kampl ein. In der Hoffnung auf mehr Kreativität. Tatsächlich erhöhte Leipzig spürbar das Tempo. Weiterhin mühte man sich aber an der sich in Kampflaune befindenden Bayer-Defensive ab. So blieb Roses Mannschaft lange fast ausschließlich aus der Distanz gefährlich.
Xabi Alonsos Team beschloss, der augenscheinlichen Ermüdung nach harten Duellen in der Europa League Respekt zu zollen. Man zog sich noch tiefer in die eigene Hälfte zurück – und vertraute auf die Torhüterkünste von Lukas Hradecky. Zahlreiche Schüsse wehrte der Finne souverän ab. Dass RB trotz eines xG-Wertes von 2,58 keinen Treffer erzielen konnte, lag zu einem Großteil am sicheren Rückhalt.
Lediglich in der 65. Minute bekam er Probleme. Timo Werner versuchte, eine frühe Hereingabe von Simakan aufs Tor zu bringen. Hradecky musste den Ball abklatschen lassen. Glück für Leverkusen, dass auch Jonathan Tah in dieser Situation hellwach war. Seine Klärungsaktion verhinderte den Ausgleich. Erneut konnten sich die Gäste nicht für eine beherzte Aktion belohnen.
Die Tore, die man nicht macht, bekommt man eben: eine alte Weisheit, die sich an diesem frühen Sonntagabend bewahrheiten sollte. Regelmäßig startete Leverkusen Konter über den schnellen Jeremie Frimpong. Das sollte in der 83. Minute eine riesige Torchance und in der 85. Minute indirekt die Vorentscheidung zur Folge haben. Dominik Szoboszlai konnte Frimpong nur noch mit einer Grätsche am Abschluss hindern. Ohne zu zögern, zeigte Schiedsrichter Schlager auf den Punkt. Klares Foul von Szoboszlai. Er war bereits gelb verwarnt, bekam deshalb die Ampelkarte zu sehen.
Nadiem Amiri gewann das direkte Duell gegen Janis Blaswich. Leipzigs Schlussmann hatte die Finger noch am Ball, konnte diesem aber nicht die entscheidende Richtungsänderung mitgeben. Ein Zwei-Tore-Rückstand, ein Mann weniger, nur noch wenige Minuten auf der Uhr: der Stecker war nun endgültig gezogen. In der Nachspielzeit rettete Willi Orban in höchster Not gegen Jeremie Frimpong. Fast das 3:0.
RB Leipzig verpasste es, sich für eine gute Leistung zu belohnen. Leverkusen blieb im 13. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage. Auf die fünftplatzierten Leipziger rückte man bis auf vier Punkte heran.