Ausschreitungen in Marseille: Frankreichs Fußball steht unter Schock - und unter Druck

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Ausschreitungen in Marseille: Frankreichs Fußball steht unter Schock - und unter Druck

Fabio Grosso wurde am Sonntag Opfer brutaler Zwischenfälle.
Fabio Grosso wurde am Sonntag Opfer brutaler Zwischenfälle.Olympique Lyonnais
Nach den schweren Zwischenfällen, die am Sonntag zur Absage des Ligaspiels zwischen Olympique Marseille und Olympique Lyon am Sonntag führten, steht der französische Fußball unter Schock - und unter ebenso großem Druck. Die nationale Regierung forderte die Vereine am Montag dazu auf, mehr Verantwortung für das Fehlverhalten ihrer Fans zu übernehmen.

Nur drei Wochen, nachdem das Ligaspiel zwischen Montpellier und Clermont Foot abgebrochen werden musste, weil ein Knallkörper auf den Rasen geworfen wurde und den Torhüter Mory Diaw verletzte, kam es in der Ligue 1 erneut zur Eskalation.

Keine Einzelfälle

Der Mannschaftsbus von Olympique Lyon wurde auf dem Weg zum Stade Velodrome in Marseille mit Steinen beworfen. Dabei wurde auch Lyon-Trainer Fabio Grosso schwer getroffen. Ein beeindruckendes Foto seines blutverschmierten Gesichts wurde am Montag auf der Titelseite der auflagenstarken Tageszeitung "L'Équipe" abgedruckt. Ein Mahnmal - und das Symbol eines weiteren Albtraums für den französischen Fußball.

Auch Grossos Asisstent Raffaele Longo wurde verletzt, zudem gerieten einige mit Lyon-Fans gefüllte Busse ebenfalls ins Kreuzfeuer. "L' Équipe" berichtete auch von rassistischen Gesängen und Gesten der Lyoner Fans im Gästebereich des Velodrome. Davon distanzierte sich der kriselnde Traditionsverein in einem Statement nachdrücklich, dennoch erwarten den siebenfachen französischen Meister empfindliche Sanktionen.

Das Spitzenspiel zwischen Marseille und Lyon konnte am Sonntag nicht ausgetragen werden.
Das Spitzenspiel zwischen Marseille und Lyon konnte am Sonntag nicht ausgetragen werden.AFP

Nachdem das Spiel offiziell abgesagt wurde, tagte der französische Ligenverband LFP zur Krisensitzung. Für den kommen die Auseinandersetzungen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Man befindet sich mitten in Verhandlungen über die Vergabe der inländischen und internationalen TV-Rechte an der Ligue 1 ab der Saison 2024/2025. Die erschreckenden Bilder sind am Verhandlungstisch natürlich eine miserable Werbung. 

Weiterhin finden die Verantwortlichen keine nachhaltige Lösung, um die Brutalität einiger Fan-Gruppierungen einzudämmen und auch friedlichen Familien ein sicheres Stadionerlebnis zu beurteilen.

Französische Minister nehmen Vereine in die Pflicht

Weil die Vorfälle am Sonntag außerhalb des Stadions stattfanden, sind die Vereine gemäß den nationalen Bestimmungen nicht zu verurteilen. Trotzdem rief die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera im Interview mit France 2 die Vereine zum Handeln auf. Die Klubs sollen auch außerhalb der Fußball-Arenen "Verantwortung für das Verhalten ihrer Fans" tragen.

Innenminister Gérald Darmanin ergänzte gegenüber BFMTV/RMC, dass die Vorfälle "inakzeptabel" seien und fügte hinzu, dass es "neun Festnahmen" gegeben habe. Er sagte auch, dass "500 Polizisten und Gendarmen mobilisiert" worden seien, um den Fans ausreichend Schutz zu gewähren. Aus seiner Sicht gebe es "kein Versagen" der Polizei, denn: "Es ist Sache des Vereins, mit seinen Fans umzugehen".

Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino schaltete sich in einer Nachricht auf Instagram ein und appellierte an die "zuständigen Behörden", dafür zu sorgen, "dass die richtigen Maßnahmen ergriffen werden."