Darts-WM Vorschau Tag 10: Aspinall v. Rock und Price v. "Barney" - Auch Clemens gefordert

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Darts-WM Vorschau Tag 10: Aspinall v. Rock und Price v. "Barney" - Auch Clemens gefordert
Darts-WM Vorschau Tag 10: Aspinall v. Rock und Price v. "Barney" - Auch Clemens gefordert
Darts-WM Vorschau Tag 10: Aspinall v. Rock und Price v. "Barney" - Auch Clemens gefordertProfimedia
Die Darts-WM im Londoner Alexandra Palace kehrt aus der Weihnachtspause zurück und hat am Dienstag gleich einige Kracher im Programm. Wunderkind Josh Rock fordert Nathan Aspinall und zwischen Gerwyn Price und Raymond van Barneveld kommt es zum Duell zweier Weltmeister. Gabriel Clemens trifft nach seinem Sieg gegen den Iren O'Connor auf Jim Williams und muss dabei zum ersten Mal bei dieser WM im Best-of-7-Modus ran.

 

Nachmittags-Session

Dimitri van den Bergh v. Krzysztof Ratajski

Seit Mitte des Jahres scheint der Belgier Dimitri van den Bergh wieder der Alte zu sein. Nach einem kurzen Tief zu Beginn von 2022 spielt der 28-Jährige ein gutes zweites Halbjahr und konnte seine aufsteigende Form auch in der zweiten Runde unter Beweis stellen. Er schlug den Phillipiner Lourence Ilagan, der zuvor Rowby-John Rodriguez aus dem Turnier genommen hatte, klar in drei Sätzen. Obwohl "The Dreammaker" sein ganzes Potenzial gegen den Asiaten gar nicht zeigen musste, spielte er einen guten 97er-Average und legte eine Checkout-Quote von 57% auf. Das sind Werte, mit denen man auch im weiteren Verlauf des Turniers eine Chance hat. Der World Matchplay-Gewinner von 2020 will zum dritten Mal in seiner Karriere das Viertelfinale bei einer Weltmeisterschaft erreichen. Sollte er heute gewinnen, ginge es im Achtelfinale entweder gegen seinen Landsmann Kim Huybrechts oder Titelverteidiger Peter Wright. Motivation genug also für Van den Bergh, von dem wir bei dieser tanz-intensiven WM weitere Einlagen auf der Bühne sehen wollen.

Dimitri van den Bergh beim Erfolg in der zweiten Runde gegen den Phillipiner Lourence Ilagan.
Dimitri van den Bergh beim Erfolg in der zweiten Runde gegen den Phillipiner Lourence Ilagan.Profimedia

Drei Plätze unter Dimitri van den Bergh befindet sich derzeit Krzysztof Ratajski in der Order of Merit der PDC. Der Pole ist ebenfalls in guter Form, überstand er doch in seinem Auftaktmatch den Druck des couragierten Youngsters Danny Jansen. Ratajski spielte in diesem Match seine ganze Erfahrung aus: Ein solider Average und doppelt so viele 140+-Aufnahmen wie sein Kontrahent führten dazu, dass Jansens Euphorie nicht wirklich aufkommen konnte. Im Allgemeinen befindet sich der 45-Jährige nicht in der erfolgreichsten Phase seiner Karriere, sprangen in diesem Jahr doch keine Titel und keine tiefen Läufe in den Majors bis in den November heraus. Ausgerechnet bei den Players Championship Finals, die durch ihre terminliche Lage im November traditionell als Generalprobe für die Weltmeisterschaft dienen, fand der "Polish Eagle" seine Form dann aber etwas zurück und erreichte immerhin das Achtelfinale. Durchaus möglich, dass er mit dem zurückerlangten Selbstvertrauen den gleichen Erfolg bei der WM wiederholen und ebenfalls in die Runde der letzten 16 einziehen kann.

Nathan Aspinall v. Josh Rock

Verkehrte Welt vor dem Drittrundenduell von Nathan Aspinall. Obwohl der 31-Jährige in der zweiten Runde die unangenehme Hürde Boris Krcmar recht souverän übersprang und sein Gegner in Runde drei nur auf Platz 47 der Weltrangliste steht, geht "The Asp" nicht unbedingt als Favorit in das Spiel. Einer der Gründe dafür ist, dass Aspinall das letzte Duell gegen seinen heutigen Kontrahenten im Oktober beim European Championship verloren hat. 2019 und 2020 stand der Engländer bereits im Halbfinale der Weltmeisterschaft, in diesem Jahr spielte er mit einem 97er-Average in der Partie gegen Krcmar noch nicht überragend, aber durchaus überzeugend. Gerade seine Checkout-Quote von 37% bietet aber durchaus Angriffsfläche für den Gegner. Aspinall muss diese Schwäche überwinden, wenn er gegen den aufsehenerregenden Youngster bestehen will.

Die Rede ist von Josh Rock. Der 21-Jährige ist das Wunderkind des Dartsports und legt eine Entwicklung hin, bei der keiner so genau weiß, wann und wo sie bei diesem Turnier enden wird. Nachdem er in Runde eins den Spanier José Justicia mit 3:1 bezwang, fertigte der Nordire in seinem zweiten WM-Spiel überhaupt den ebenfalls hoffnungsvollen Callan Rydz mit 3:0 nach weniger als 30 Minuten ab. Rydz, der bei der vergangenen Ausgabe im Alexandra Palace die Neuentdeckung war, kam zu keiner Zeit ins Spiel und "Rocky" ließ dem an 21 gesetzten Engländer keine Chance. Dabei spielte er laut eigener Aussage noch nicht mal sein A-Game: "Den wahren Josh Rock haben wir noch nicht gesehen", sagte der Durchstarter bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Rydz. Obwohl sein heutiger Gegner Nathan Aspinall viel erfahrener ist, große Titel gewonnen hat und auch in entscheidenden Situationen die nötige Ruhe hat, ist es nicht undenkbar, dass der Enthusiasmus und der Willen des erfolgshungrigen Rock für den Einzug in die nächste Runde reichen könnten.

Jonny Clayton v. Brendan Dolan

Etwas unter dem Radar läuft Jonny Clayton bisher bei dieser Weltmeisterschaft. Und das, obwohl er seine Auftakthürde mit einem 3:0 gegen den aufstrebenden Niederländer Danny van Trijp sehr souverän übersprang. Clayton zeigte in diesem Spiel einen Klassenunterschied auf, spielte mit einem fast dreistelligen Average knapp 20 Punkte mehr als sein Gegner im Schnitt und traf jeden zweiten Versuch auf die Doppelfelder. Clayton, der kurz vor der Weltmeisterschaft mit 48 Jahren und nach vielen Jahren des "Doppellebens" seinen Ausbildungsberuf als Stuckateur aufgegeben hat, um sich komplett dem Sport zu widmen, scheint bereit, mit einem tiefen Run bei dieser Weltmeisterschaft den ganz großen Wurf zu schaffen. Sollte er das heutige Spiel gewinnen, wartet im Achtelfinale mit Josh Rock oder Nathan Aspinall allerdings ein ähnliches Kaliber. Möglicherweise kann Clayton Profit daraus schlagen, dass er durch seine kontrollierte Ausstrahlung nicht das ganz große Medieninteresse auf sich zieht. Unterschätzen darf man ihn deshalb aber ganz sicher nicht.

Jonny Clayton beim Sieg über Danny van Trijp am Tag vor Heiligabend.
Jonny Clayton beim Sieg über Danny van Trijp am Tag vor Heiligabend.Profimedia

Claytons Gegner am Dienstagabend heißt Brendan Dolan. Der 49-Jährige konnte im Laufe des Jahres immerhin einen Titel auf der Pro Tour gewinnen, bei den Majors war aber zumeist in den Anfangsrunden Schluss. "The History Maker", der diesen Spitznamen nach dem ersten TV-Neundarter im Double In/Double Out-Modus verpasst bekommen hat, spielt im Average circa fünf Punkte weniger pro Aufnahme als sein heutiger Gegner. Auch im Zweitrundenspiel gegen den Niederländer Jimmy Hendriks brauchte Dolan mit 87 Punkten im Schnitt und einer Doppelquote von 40% keine herausragende Leistung, um zu gewinnen. Wenn alles normal läuft, ist der Nordire der klare Außenseiter im Duell mit Jonny Clayton. Oder anders formuliert: Ein nordirisches Duell mit Josh Rock im Achtelfinale wäre aus mehrerlei Gründen eine Überraschung.

 

Abend-Session

Jim Williams v. Gabriel Clemens

Für die vermutlich größte Überraschung der zweiten Runde sorgte Jim Williams mit seinem Sieg gegen James Wade. Nach der Partie, in der Williams mit circa 90 Punkten pro Aufnahme im Schnitt sogar unter seinem Jahresaverage blieb, zeigte sich der 38 dementsprechend auch nicht überschwänglich: "Ich habe mich nicht gut gefühlt und sehr wackelig gespielt, manchmal habe ich den Fokus verloren. Ich war überrascht, dass auch James nicht sein normales Niveau erreicht hat, und habe mich deshalb vielleicht etwas zu sehr angestrengt, wodurch ich gezwungen wirkte", sagte Williams. Trotzdem sei das natürlich "der größte Sieg in meiner Karriere", so der Waliser. Das einzige direkte Duell mit seinem heutigen Gegner gewann Williams, daher dürfte er trotz den vorhandenen Verbesserungspotenzials mit breiter Brust in das Drittrundenduell gehen. 

Überraschender Sieger in Runde zwei: Jim Williams bei seinem Erfolg über den Top-gesetzten James Wade.
Überraschender Sieger in Runde zwei: Jim Williams bei seinem Erfolg über den Top-gesetzten James Wade.Profimedia

Dort wartet mit Gabriel Clemens die deutsche Nummer eins auf ihn. Der Saarländer hat sich in Runde zwei sehr überzeugend gegen den Iren William O'Connor durchgesetzt und gönnte seinem Kontrahenten nicht einen Satzgewinn. Clemens spielte dabei einen fast drei Punkte höheren Average als im Jahresdurchschnitt 2022. Möglich also, dass er nach einem durchschnittlichen Jahr auf der Tour genau rechtzeitig zur Weltmeisterschaft in Top-Form gekommen ist. Der Mann aus Saarwellingen, der 2021 bereits im WM-Achtelfinale stand, will auch in diesem Jahr den Schritt in die Runde der letzten 16 gehen. Im Spiel gegen Jim Williams ist der 39-Jährige Favorit, auch weil er in der Order of Merit fast 50 Plätze über dem Waliser steht. Aber Achtung: Auch in Runde zwei war Williams der klare Außenseiter gegen James Wade und setzte sich am Ende durch, Gabriel Clemens sollte also gewarnt sein.

Gerwyn Price v. Raymond van Barneveld

Das Spitzenspiel der dritten Runde findet derweil zwischen Gerwyn Price und Raymond van Barneveld statt. Die momentane Nummer eins der Order of Merit hat sich die Spitzenposition mit guten Leistungen im ablaufenden Kalenderjahr zurückerobert, befindet sich also in Top-Form. Der walisische Weltmeister von 2021 setzt dabei wie immer auf viele geworfene 140er und viel ausgestrahlten Siegeswillen auf der Bühne. Gegen Luke Woodhouse griff diese Taktik im Auftaktmatch nur in Teilen: Price warf einen für ihn unterdurchschnittlichen Average von 93 und traf nur jedes dritte Doppelfeld, so musste er dem Außenseiter zumindest einen Satz abgeben. Der Sieg war am Ende trotzdem ungefährdet und Price wird sich nicht beirren lassen, will er doch den Gewinn der Sid Waddell Trophy von vor zwei Jahren bei dieser Ausgabe wiederholen.

Was die Weltmeisterschaftstitel angeht, kann Raymond van Barneveld mithalten. Im Jahr 2007 sicherte sich der Niederländer den Pott, obwohl er sich zu seiner "großen" Zeit dauerhaft mit dem übermächtigen Phil Taylor herumschlagen musste. Es ist nicht abwegig zu sagen, dass van Barneveld der größte Darts-Spieler aller Zeiten hätte werden können, wenn es Phil Taylor nicht gegeben hätte. Nach einigen Jahren der sportlichen Dürre und einem zwischenzeitlichen Rücktritt inklusive Comeback hat sich "Barney" auf der Tour zurückgekämpft und steht in diesem Jahr voll im Saft. Nach dem Erstrundensieg gegen den jungen Ryan Meikle kommt der 55-Jährige mit Rückenwind, geht aber trotz seiner Erfahrung als klarer Außenseiter ins Duell mit dem "Iceman".

Peter Wright v. Kim Huybrechts

Im letzten Spiel des Abends ist dann auch der Titelverteidiger im Einsatz: Für Peter Wright geht es bei seinem Drittrundenmatch darum, nach einem ersten schwerfälligen Auftritt gegen Mickey Mansell richtig im Turnier durchzustarten. Der Engländer Mansell hatte nicht das Niveau, um den Weltmeister zu fordern, was sich auch in Wrights Leistung bemerkbar machte. Die Checkout-Quote von 39% ist für den Schotten nicht akzeptabel, der Average von unter 90 Punkten nahe an der Selbstaufgabe. Diese Zahlen wird "Snakebite", der einmal mehr durch ein ausgefeiltes Grinch-Kostüm auf der Bühne des Alexandra Palace auf sich aufmerksam machte, deutlich verbessern müssen, denn in Runde drei wartet ein anderes Kaliber auf den 52-Jährigen.

Dieses Kaliber heißt Kim Huybrechts und hat in der zweiten Runde den südafrikanischen Überraschungsteilnehmer Grant Sampson ausgeschaltet. Sampson hatte bei seinem Debüt im "Ally Pally" den favorisierten Keane Barry bezwungen und war dementsprechend ohne Druck ins Duell mit dem Belgier gegangen, doch Huybrechts spielte seine Erfahrung aus und gewann glatt mit 3:0. Ähnlich wie bei Wright täuschen aber auch hier die Zahlen ein wenig: Sein Gegner Grant Sampson spielte mit nicht mal 70 Punkten im Average nicht auf WM-Niveau, so reichte Huybrechts ein Schnitt von weit unter 90 Punkten pro Aufnahme zum Einzug in Runde zwei. Das Aufeinandertreffen mit Peter Wright ist also das Duell zweier Spieler, die bei der diesjährigen Weltmeisterschaft noch deutlich Luft nach oben gelassen haben. Trotzdem geht der schottische Ex-Weltmeister als klarer Favorit ins Rennen.