Darts-WM Vorschau Tag 7: Auftakt für deutsche Nummer 1 Clemens - "Mighty Mike" steigt ein

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Darts-WM Vorschau Tag 7: Auftakt für deutsche Nummer 1 Clemens - "Mighty Mike" steigt ein

Darts-WM Vorschau Tag 7: Auftakt für deutsche Nummer 1 Clemens - "Mighty Mike" steigt ein
Darts-WM Vorschau Tag 7: Auftakt für deutsche Nummer 1 Clemens - "Mighty Mike" steigt einProfimedia
An Tag sieben der Darts-WM im Alexandra Palace greift der Gigant der Szene in den vergangenen Jahren ins Turnier ein. Was Michael van Gerwen nach zwei enttäuschenden Weltmeisterschaften zu leisten im Stand ist, wird mit Spannung erwartet. Bereits zuvor steht der erste Auftritt von Gabriel Clemens ein, der auf Platz 25 der Order of Merit der aktuell bestplatzierte deutsche Spieler ist.

 

Nachmittags-Session

John O’Shea v. Darius Labanauskas

Mit 47 Jahren ist John O'Shea kein junger Spieler mehr, trotzdem absolviert er heute seine erste WM-Partie. Lange Zeit spielte der Ire nur hobbymäßig, dann auf kleineren Turnieren in Irland, bis er sich in den 2010er-Jahren bei der BDO versuchte. Nach einigen Erfolgen, unter anderem einen Sieg beim World Masters 2019, greift er seit einigen Jahren auch auf der PDC-Tour an. Erst im November spielte er zum letzten Mal gegen seinen heutigen Gegner, damals gewann er mit 6:4. Möglicherweise ein gutes Omen für den Mann aus Cork, der mit seinem 89. Platz in der Weltrangliste zu den Außenseitern des Turniers gehört.

In ähnlichen Gefilden der Order of Merit bewegt sich Darius Labanauskas, der zwar momentan auf Rang 52 geführt wird, aber nicht weit entfernt von seinem heutigen Gegner liegt. "Lucky D" erlebte seinen glücklichsten Moment im Alexandra Palace 2019, als ihn Siege gegen Ian White, Max Hopp und Steve Beaton ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft brachten. Auch wenn Michael van Gerwen dort eine Nummer zu groß war, ist es bis heute der größte Erfolg in der Karriere des 46-Jährigen. In seiner Heimat Litauen ist Labanauskas ohnehin ein Star, hat er als bester Spieler und mehrfacher nationaler Meister den Sport überhaupt erst populär gemacht. Er hofft, in diesem Jahr ähnlich positive Schlagzeilen zu schreiben, doch bereits in der ersten Runde wartet mit John O'Shea ein ebenbürtiger Gegner auf ihn.

Martijn Kleermaker v. Xicheng Han

203 Zentimeter misst der Niederländer Martijn Kleermaker, dementsprechend wird er auf der Tour "The Dutch Giant" genannt. Wie viele junge Niederländer wuchs er im Schatten von Raymond van Barneveld und Michael van Gerwen, um sich nun immer mehr auf der PDC-Tour festzuspielen. Mit dem Weltranglistenplatz 44 und der Qualifikation über die Pro Tour ist er auf einem soliden Niveau unterwegs, ohne bisher aber den ganz großen Erfolg zu feiern. Sein größtes Ausrufungszeichen setzte er an Ort und Stelle, nämlich im vergangenen Jahr. Nach Erfolgen gegen John Michael und Simon Whitlock schlug Kleermaker in einem hochklassigen Spiel den favorisierten Joe Cullen mit 4:3 und zog ins Achtelfinale ein, dort musste er sich allerdings James Wade deutlich geschlagen geben. Trotzdem dürfte der 31-Jährige aus diesem Auftritt Selbstvertrauen ziehen, um bei seinem zweiten WM-Auftritt ähnlich positiv aufzufallen.

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Obwohl Xicheng Han das Finale des chinesischen Qualifikationsturniers für die Weltmeisterschaft verlor, darf er trotzdem sein Debüt im Alexandra Palace geben. Die Begründung: Sein damaliger Gegner kann aufgrund einer Allergie nicht gegen das Coronavirus geimpft werden, woraufhin der chinesische Verband kurzerhand entschied, Han nach London zu schicken. Die unerwartete Chance will der Chinese nun am Schopfe packen und mit einem Knalleffekt auf der internationalen Bühne erscheinen. Kurios: Nur einmal nahm er bisher an einem größeren PDC-Turnier teil, nämlich im Jahr 2004 beim PDC China Cup. Dort unterlag er dem ehemaligen Weltranglistenersten und "Bad Boy" Peter Manley glatt mit 0:3, danach verschwand er für fast 20 Jahre von der Bildfläche. Heute taucht er im "Ally Pally" wieder auf und wir sind sehr gespannt, was er zu leisten im Stande ist.

Callan Rydz v. Josh Rock

Zwei der spannendsten jungen Spieler dieser Weltmeisterschaft treffen bereits in Runde zwei aufeinander. Callan Rydz begeisterte das Publikum im vergangenen Jahr unter anderem mit einem 4:0-Erfolg gegen Nathan Aspinall. In einem sensationellen Run erreichte er bei seiner erst zweiten WM-Teilnahme das Viertelfinale, wo er Peter Wright unterlag. Auch wenn die Saison 2022 nicht immer hundertprozentig überzeugend von "The Riot" war, ist er durch seinen schnellen Wurfrhythmus einer der unterhaltsamsten Spieler auf der Tour. Mit seinen erst 24 Jahren hat der Mann aus Newcastle den Großteil seiner Karriere noch vor sich, trotzdem ist er bereits jetzt ein Kandidat für die weiteren Runden.

Die aktuelle Form von Callan Rydz und Josh Rock vor ihrem direkten Aufeinandertreffen.
Die aktuelle Form von Callan Rydz und Josh Rock vor ihrem direkten Aufeinandertreffen.Flashscore

Bei so gut wie jedem anderen Spiel wäre Callan Rydz mit diesen Eigenschaften der aufsehenerregende Youngster, doch im Duell mit Josh Rock ist er kurioserweise der Platzhirsch und "Rocky" der Herausforderer. Mit erst 21 Lebensjahren und wenig Erfahrung auf großer Bühne im Rücken kommt der Nordire mit der Euphorie, in der ersten Runde den Spanier José Justicia recht ungefährdet mit 3:1 geschlagen zu haben. Rock hat ein herausragendes Jahr 2022 hinter sich, sodass er trotz der starken Weltmeisterschafts-Auftritte seines Gegners bei der vergangenen Auflage bereits als Favorit in das Spiel geht.

Dave Chisnall v. Andrew Gilding

Die Nummer 12 der Setzliste steigt in das Turnier ein. Dave Chisnall ist ein routinierter Spieler auf der Tour, der etliche Pro Tour-Turniere gewonnen hat und auch bei den PDC-Majors durchaus Erfolge vorzuweisen hat. Was ihm noch fehlt, ist der ganz große Wurf bei einer Weltmeisterschaft. Der größte Erfolg der Karriere war das Erreichen des Halbfinals bei der WM 2021, als er dem Platzhirsch Michael van Gerwen im Viertelfinale zu null nach Hause schickte. Im Halbfinale unterlag er dem Schotten Gary Anderson, trotzdem war es für Chisnall der endgültige Durchbruch auf der PDC-Bühne. Als gesetzter Spieler und gefürchteter Gegner ist er seitdem bei quasi allen Turnieren dabei, im Jahr 2022 erreichte er beispielsweise das Finale bei den Masters, das er aber gegen Joe Cullen verlor. Die Weltmeisterschaft 2023 wäre für "Chizzy" ein guter Moment, ganz oben anzugreifen. 

Auch in diesem Jahr im erweiterten Kreis der Mitfavoriten: Dave Chisnall.
Auch in diesem Jahr im erweiterten Kreis der Mitfavoriten: Dave Chisnall.Profimedia

Dieses Vorhaben beginnt in der zweiten Runde mit einem Duell gegen Andrew Gilding. Der 52-Jährige setzte sich in der ersten Runde mit viel Mühe gegen Robert Owen durch. "Goldfinger", der in diesem Jahr seine Leistungen deutlich steigern konnte und einige Experten schon von einer "Renaissance" seines Spiels sprechen ließ, konnte die in ihn gesetzten Erwartungen im Erstrundenmatch nicht erfüllen, auch wenn er am Ende froh sein wird, die Auftakthürde gemeistert zu haben. Im Duell mit Dave Chisnall ist der in Suffolk geborene Engländer Außenseiter.

Abend-Session

Mervyn King v. Danny Baggish

Dass eine Darts-Karriere nicht mit Profilaufbahnen anderer Sportarten vergleichbar ist, beweist Mervyn King. Während der Corona-Pandemie verdiente er sich als Lieferfahrer für Amazon sein Geld, weil ihm die Einnahmen fehlten. Der 27. der Weltrangliste kommt in schwacher Form ins Alexandra Palace, nachdem ihm in der Saison 2022 die großen Erfolge fehlen. Zwei Faktoren sprechen dennoch für King: Erstens wäre da die große Erfahrung des 56-jährigen Routiniers, der bereits seit über 40 Jahren Darts spielt und insgesamt sieben Titel auf der Pro Tour vorzuweisen hat. Der zweite Mutmacher ist der letzte Auftritt von "The King" bei der Weltmeisterschaft. Im vergangenen Jahr schlug er Ryan Joyce, Steve Lennon und Raymond Smith und erreichte das Viertelfinale. Dort war gegen James Wade nichts zu holen, doch ein erneutes Vorstoßen in die Runde der letzten Acht wäre ein großer Erfolg für den Engländer aus Norfolk.

In der zweiten Runde trifft King auf den US-Amerikaner Danny Baggish. In Runde eins konnte dieser sich etwas überraschend im nordamerikanischen Duell gegen den "Ginja Ninja" Matt Campbell durchsetzen, trotzdem bleibt er gegen Mervyn King der Außenseiter. Vertrauen wird Baggish auf seine sehr gute Checkout-Quote von 45%, mit der er seinen Gegner am Sonntag zur Verzweiflung brachte. Diese Effizienz ist entscheidend, um auch gegen King eine Chance zu haben.

Gabriel Clemens v. William O'Connor

Als Nummer 25 der Order of Merit ist Gabriel Clemens der höchstgesetzte deutsche Teilnehmer bei der Weltmeisterschaft. Der 39-Jährige hat ein durchwachsenes Jahr hinter sich. Starke Auftritte wie zwei erreichte Pro Tour-Finals oder das gemeinsam mit Martin Schindler erreichte Viertelfinale beim World Cup of Darts wechselten sich mit Enttäuschungen wie dem direkten Aus beim World Grand Prix oder der Erstrundenniederlage auf der European Tour in München ab. Der Mann aus Saarwellingen will die WM-Erfolge der Ausgabe 2021 wiederholen, bei der unter anderem den damaligen und heutigen Titelverteidiger Peter Wright aus dem Turnier nahm. Damals scheiterte er trotz sieben Matchdarts am Polen Krzyzsztof Ratajski, in diesem Jahr will er erneut in die entscheidenden Runden vorstoßen.

Die deutsche Nummer eins Gabriel Clemens will gegen William O'Connor in die dritte Runde einziehen.
Die deutsche Nummer eins Gabriel Clemens will gegen William O'Connor in die dritte Runde einziehen.Profimedia

Die letzten drei direkten Duelle mit William O'Connor hat Clemens gewonnen, doch in diesem Jahr dürfte es schwerer werden. Der Ire lieferte in seinem Erstrundenmatch gegen die aufstrebende Beau Greaves einen starken, soliden Auftritt ab und scheint sich auch mit der Rolle des vom Publikum ausgepfiffenen Spielers gut arrangiert zu haben. Mehr noch: Er kam demonstrativ selbstbewusst mit einer irischen Flagge in London auf die Bühne und stellte sich mit dem Gesicht vor die Fans. Mit seinem anschließenden Spiel am Oche beruhigte er das Publikum nach und nach, sodass die anfängliche Ablehnung am Ende in Respekt überging. Das Spiel gegen den Deutschen Clemens ist aus unserer Sicht komplett offen.

Michael van Gerwen v. Niels Zonneveld/Lewy Williams

Ganze sieben Jahre lang war Michael van Gerwen Erster der Weltrangliste, absoluter Rekord auf der PDC-Tour. Der führende Spieler der 2010er-Jahre ist dreimaliger Weltmeister, hat unzählige Major-Titel gesammelt und gilt als leuchtendes Beispiel dafür, dass man mit unbändigem Willen alles erreichen kann. In den vergangenen Jahren wirkte "Mighty Mike" aber nicht mehr unschlagbar, bei der WM 2021 schied er ohne Satzgewinn gegen Nathan Aspinall aus, bevor ihm ein Jahr später ein positiver Corona-Test während der Weltmeisterschaft einen Strich durch die Rechnung machte. Auch wenn "MvG" in diesem Jahr mit 72,6% die niedrigste Siegquote seit 2011 aufweist, gewann er die Premier League und scheint langsam wieder auf dem Weg nach oben zu sein. Unabhängig von Einzelresultaten: Solange Michael van Gerwen im Turnier ist, zählt er zu den absoluten Favoriten. 

So auch in Runde zwei der diesjährigen Weltmeisterschaft, in der er auf den walisischen Newcomer Lewy Williams trifft. Der an Weltranglistenposition 70 gesetzte Williams hatte sich in der ersten Runde gegen Niels Zonneveld aus den Niederlanden durchgesetzt und dabei keinen Zweifel an seiner guten Form gelassen. Mit 3:0 schickte er seinen Kontrahenten von der Bühne, obwohl dieser nur sechs Plätze schlechter gelistet ist. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass der 20-jährige "Price of Wales" bei seiner ersten WM-Teilnahme dem hohen Favoriten gefährlich werden kann.

Stephen Bunting v. Leonard Gates

Weltmeister ist der Mann aus Liverpool schon, 2014 konnte Stephen Bunting den Titel beim kleineren Verband BDO sichern. Auf der PDC-Tour blieb der ganz große Erfolg des 37-jährigen Engländers bisher aus, auch wenn er immerhin drei Turniere auf der Pro Tour gewinnen konnte. "The Bullet" hat ein sehr schwieriges Jahr hinter sich und ist bei allen Majors in den ersten Runden ausgeschieden, auch wenn sein Average mit 94,87 nicht schlecht aussieht und sich der Wert im Vergleich zu den vergangenen Jahren gesteigert hat. Hoffnung macht für den immer lächelnden Engländer zudem die Weltmeisterschaft vor zwei Jahren, als er überraschend bis ins Halbfinale vorstoßen konnte. Damals schaltete er Ryan Searle, James Wade und Krzyzsztof Ratajski aus, bevor er knapp an Gerwyn Price scheiterte. In der dritten Runde könnte in diesem Jahr Dave Chisnall warten, sollte dieser sich im Duell mit Andrew Gilding oder Robert Owen durchsetzen.

Stephen Bunting will bei dieser WM seine gute Leistung aus dem Jahr 2021 wiederholen.
Stephen Bunting will bei dieser WM seine gute Leistung aus dem Jahr 2021 wiederholen.Profimedia

Zuvor steht für Bunting aber die Zweitrundenpartie gegen Leonard Gates an. Der US-Amerikaner setzte sich in seiner Auftaktpartie gegen den mit großen Hoffnungen gestarteten Niederländer Geert Nentjes durch und zeigte dabei nicht nur am Oche eine gute Figur. Der schon beim Walk-On strahlende Gates legte auf der Bühne als erstes eine Tanzeinlage hin, die in dieser Form selbst Dimitri van den Bergh Konkurrenz machte. Die positive Energie brachte er vor allem im ersten Satz auch in sein Spiel ein, in dem er Nentjes keine Chance ließ. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr merkte man dem auf der WM-Bühne unerfahrenen Gates an, dass er auf einmal etwas zu gewinnen hatte. Trotz Nervenflatterns und sieben vergebenen Matchdarts gewann Gates am Ende hochverdient mit 3:1. Schafft er es, die Euphorie vom Montag mit in sein Zweitrundenmatch zu tragen, ist für den 52-Jährigen aus San Antonio in Texas auch gegen Bunting eine Überraschung möglich.