Die zurückliegende Woche verlief sowohl für Stuttgart als auch Leverkusen anders als geplant. Der VfB wollte sich bei Hertha BSC aus dem Abstiegssumpf befreien und auch im fünften Bundesliga-Spiel unter Sebastian Hoeneß ungeschlagen bleiben.
Nichts da. Was man auch offensiv anbot, wie man sich auch über den Platz bewegte: Die Berliner verteidigten ihr Tor mit Mann und Maus, gingen trotz weitaus weniger Ballbesitz als Sieger vom Platz und retteten eine 2:1-Führung über die Zeit.
Bewährungsprobe für Hoeneß
Stuttgart befindet sich mitten im Abstiegskampf und würde ohne Heimsieg über Bayer 04 zwei Spieltage vor Schluss auf einem direkten Abstiegsplatz verharren.
Kein ideales Szenario für einen finanziell angeschlagenen Traditionsverein. Die kurze Euphorie nach Hoeneß' Ankunft im Schwabenland ist bereits verpufft.
Dass der frischgebackene 41-Jährige die junge und zweifellos talentierte Mannschaft auf ein neues Level heben, ihr auch gegen nominell stärkere, taktisch versierte Mannschaften das richtige Rezept mit auf den Weg geben kann – wäre noch zu beweisen.
Nach viel zu vielen trostlosen Spielen unter Bruno Labbadia war es nicht schwer, für neuen Wind zu sorgen.
Catenaccio kann so schön sein
Leverkusen zeichnet sich unter Xabi Alonso in erster Linie durch eine solide Verteidigung aus. Das Hinspiel im Europa League-Halbfinale stellte unter Beweis, dass Bayers Abwehrarbeit fast auf demselben Niveau abläuft, wie bei der knappen Niederlagen gegen die von José Mourinho gecoachte Roma.
Alonso gelang es, auch pure Defensivarbeit sexy wirken zu lassen. Wenn Pellegrini Frimpong tunnelt, Odilon Kossounou aber sofort zu Hilfe eilt und die Pille zum Einwurf klärt – bietet das ästhetischen Mehrwert.
Das wahre Alleinstellungsmerkmal von B04 bleibt aber die unfassbare Konterstärke. Durch die 1:2-Niederlage vergangenen Freitag riss zwar die Erfolgsserie von 14 ungeschlagenen Pflichtspielen in Serie – der zwischenzeitliche Ausgleich durch Amine Adli bewies aber erneut, dass Leverkusen jederzeit dazu in der Lage ist, durch wunderschöne Umschaltaktionen zügig und anstandslos vor das gegnerische Tor zu gelangen.
Sebastian Hoeneß steht darum vor einer Mammutaufgabe. Das bewährte Konzept – die Offensive zu überladen und über die Schienenspieler Sosa und Vagnoman den Ball zur Mitte zu bringen und hinten auf ein fehlerfreies Spiel hoffen – wird gegen Leverkusen wenig nutzen.
Gegen die individuell haushoch überlegenen Leverkusener ist eine ausgeklügelte Defensivstrategie unbedingt nötig. Bislang blieb man nur bei Hoeneß' Debüt gegen den Zweitligisten Nürnberg ohne Gegentreffer.
Den Laden hinten dicht halten: das muss für den VfB am Sonntag (15:30 Uhr, live auf DAZN und in der Flashscore Audioreportage) aber oberste Devise sein. Ansonsten droht die nächste bittere Klatsche.
Zum Match-Center: Stuttgart vs. Leverkusen
Team-News: Vorzeitiges Saisonende für Andrich und Kossounou – Stuttgart ohne Mavropanos
Einer ohnehin löchrigen Stuttgarter Defensive wird es ohne den am Schienbein verletzten Abwehrchef Konstantinos Mavropanos überaus schwerfallen, über 90 Minuten hinweg die Null zu halten.
Dass Dan-Axel Zagadou wieder zur Verfügung steht, wiegt diesen Verlust nur bedingt auf. Vakant bleibt die zweite Mittelstürmer-Option neben Enzo Millot. Als Alternativen bieten sich Chris Führich, Silas und Tiago Tomas an.
Letztgenannter wird den Verein außerdem zum Saisonende verlassen. Die hohe Kaufoption in Höhe von 15 Millionen Euro rechtfertigte der Portugiese bislang nicht, er wird zu Sporting Lissabon zurückkehren.
Xabi Alonso musste nach der EL-Partie gegen die Roma zwei extrem bittere Ausfälle beklagen. Sowohl Robert Andrich (Knöchelbruch) als auch Odilon Kossounou (Hüftverletzung) können diese Saison nicht mehr ans Fußballspielen denken. Beide waren in den vergangenen Wochen unumstrittene Leistungsträger in der Defensive.
Fraglich ist hingegen Senkrechtstarter Jeremie Frimpong nach einem erlittenen Pferdekuss. Xabi Alonso wird in Hinsicht auf das Rückspiel gegen Rom auf Nummer sicher gehen und die Partie mit Timothy Fosu-Mensah beginnen.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Stuttgart (3-4-2-1): Müller – Anton, Zagadou, Ito – Vagnoman, Endo, Haraguchi, Sosa – Silas, Millot – Guirassy
Leverkusen (3-4-2-1): Hradecky – Tapsoba, Tah, Hincapie – Fosu-Mensah, Palacios, Amiri, Bakker – Diaby, Wirtz, Adli
Flashscore–Prognose: Qualität setzt sich durch
Stuttgart steht für Spektakel, Leverkusen für spielerische Raffinesse. Auch ohne einige Stammkräfte ist Bayer für den VfB aktuell zu stark und wird sich knapp, aber absolut verdient mit 2:1 durchsetzen.