Himar Ojeda: “Koumadje hat jetzt die Tools, um sich Tavares zu stellen”

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Himar Ojeda: “Koumadje hat jetzt die Tools, um sich Tavares zu stellen”
Himar Ojeda: “Koumadje hat jetzt die Tools, um sich Tavares zu stellen”
Himar Ojeda: “Koumadje hat jetzt die Tools, um sich Tavares zu stellen”
Profimedia
Am Donnerstag empfängt Real Madrid ALBA Berlin in der Euroleague (20:45 Uhr, live auf MagantaSport). Wir haben das Duell der Center Walter Tavares und Christ Koumadje bereits analysiert. Nun lassen wir den Förderer der beiden Riesen im exklusiven Flashscore-Interview zu Wort kommen: ALBAs spanischer Sportdirektor Himar Ojeda entdeckte Tavares einst auf den Kapverden, heute arbeitet er bei ALBA mit Koumadje zusammen. Was verbindet die beiden Big Men und wie hat sich die Rolle des Centers im Basketball gewandelt?

Vorbericht zum Euroleague-Duell zwischen ALBA und Real Madrid

Himar, Du hast Walter Tavares damals als 17-Jährigen entdeckt und auf seinem Weg in die NBA begleitet. Letztes Jahr stieß dann Christ Koumadje zu ALBA, der mit seinen 2,23 Meter an Tavares erinnert. Was haben beide Spieler gemeinsam? 

Himar Ojeda: “Natürlich verbindet sie das Potenzial durch ihre Größe. Sie haben aber auch jede Menge Raum, sich weiterzuentwickeln. Bei “Edy” hatten wir den Vorteil, dass wir bereits mit 17 anfangen konnten, mit ihm zu arbeiten. Bei Christ beginnen wir später. Beide entwickeln sich zu dominanten Spielern auf Euroleague-Niveau.” 

In der Euroleague hat so gut wie jedes Topteam einen dominanten Center in seinen Reihen. In der NBA hat dies nachgelassen, was man an den Golden State Warriors gut beobachten kann. Wie siehst Du diesen Unterschied? 

“Das ist eine Frage der Zeit und welche Vorstellungen die Coaches verfolgen. Derzeit gibt es immer mehr Small Ball, Big Men sollen super beweglich sein, werfen und switchen können. Die Zahl an Athleten explodierte, die viel mehr Fähigkeiten haben, als beispielsweise in den 60er bis 80er Jahren. Viele große Spieler damals konnten nicht rennen und waren unbeweglich. Hier gab es eine große Entwicklung, auch körperlich.  

Himar Ojeda (r.) gewann mit ALBA-Cheftrainer Israel Gonzalez die dritte Deutsche Meisterschaft in Folge.
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Wie sieht es speziell in Europa aus?

"Teams in Europa gehen jetzt in eine andere Richtung. Center werden wieder wichtiger und mehr ins Spiel eingebunden. Ein weiterer Faktor ist das Lowpost-Spiel. Aito (ehemaliger ALBA-Headcoach, Anm. d. Red.) war dieses immer wichtig. Die Schiedsrichter müssen das Lowpost-Spiel schützen. Fouls unter dem Korb oder das Stoßen mit zwei Händen müssen geahndet werden. Das würde das Spiel zurück in die Balance bringen. Ansonsten werfen die Jungs von überall. Wenn wir in der Lage sind das Lowpost-Spiel zu beschützen, werden die Center und auch die Guards wieder mehr dort agieren. Dann müssen wir uns auch keine Gedanken machen, dass noch mehr Dreier geworfen werden und wir die Dreierlinie immer weiter und weiter nach draußen verschieben müssen.” 

Du kennst die Ausbildungssysteme in Deutschland und Spanien. Willy Hernangomez wurde gerade zum MVP der Eurobasket gewählt? Wie unterscheidet sich die Förderung junger Center in beiden Ländern? 

“Alles, was bei den Profis geschieht, hat einen Effekt auf die Jugend. In Spanien passiert das bereits. Derzeit wird Aday Mara von Saragossa mit Paul Gasol verglichen. In Deutschland versuchen wir die Jugendausbildung ebenfalls zu verbessern und die großen Spieler zu fördern.”  

Alle sprechen über Victor Wembanyama, das größte Talent im europäischen Basketball. Siehst Du ihn als Center oder kann er trotz seiner Körpergröße (2,21 Meter) eigentlich jede Position einnehmen? 

“Das scheint die Evolution der Menschheit zu sein (lacht). Er ist ein extrem großer Junge, der eigentlich alles kann. Das ist gut. Wenn er alle Positionen spielen kann, ist er ein Unicorn. In der Vergangenheit wurden viele größere Spieler auf die Small Forward-Position gestellt und haben von draußen geworfen. Wembanyama entfaltet sein komplettes Potenzial und ist auch ein Faktor in der Verteidigung nah am Ring. Und er sollte auch ein offensiver Faktor im Lowpost sein. Du musst ihm das gesamte Paket mitgeben. Beispielsweise war früher Niels Giffey für ALBA ein Faktor im Lowpost. Er hat seine Spielweise gewandelt, nachdem ihn Aito als Small Forward im Lowpost spielen ließ. Wenn Giffey einen größeren, langsameren Verteidiger gegen sich hatte, ist er nach draußen gegangen und hat geworfen. Verteidigte ihn ein kleinerer Spieler, ging er in den Lowpost.” 

Als Sportdirektor scoutest Du das ganze Jahr über Spieler. Worauf achtest Du bei Big Men? 

“Generell möchte ich immer das Potenzial eines Spielers sehen. Wir haben Christ Koumadje für drei Jahre verpflichtet, obwohl er zuvor von Estudiantes und Saratow gecuttet wurde. Aber wir sehen sein Potenzial. Die Einstellung eines Spielers ist immer etwas, das mich ebenfalls überzeugt. An taktischen oder physischen Aspekten kann man arbeiten. Aber nur wenn du die richtige Einstellung hast, hart arbeitest und ein guter Typ bist, kannst du dein Potenzial entfalten.” 

Woran arbeitet ihr derzeit mit Koumadje? 

“Unser Individualtrainer Carlos Frade, unser gesamtes Coaching-Team arbeiten mit ihm. Derzeit unser wichtigster Punkt ist: Konstanz. Koumadje hatte immer wieder Pausen und Verletzungen und konnte sich dann nicht verbessern. Derzeit kann er sich kontinuierlich entwickeln. Aber es gibt immer noch viele Details, auf die er sich konzentrieren muss. Die größte Herausforderung für ihn in der Euroleague ist die Verteidigung. Nicht unter dem Korb, sondern beispielsweise beim Pick-and-Roll. Das ist eine der Sachen, an denen wir gemeinsam arbeiten. 

Am Donnerstag trifft Christ Koumadje nun auf Walter Tavares. Wird das Center-Duell entscheidend? 

“Tavares ist immer ein Faktor. Ich denke, dass Koumadje jetzt zum ersten Mal in der Form ist, um dagegenzuhalten. Bisher war es kein faires Duell. Jetzt ist der erste richtige Test für Koumadje, wie er gegen Tavares bestehen kann. Er hat jetzt genügend Tools, um sich der Herausforderung zu stellen.” 

Walter Tavares gehört zu den besten Spielern der Euroleague.
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