Wintersport-Vorschau: Keine Pause für Shiffrin, Springen in Zakopane abgesagt

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Wintersport-Vorschau: Keine Pause für Shiffrin, Springen in Zakopane abgesagt
Mikaela Shiffrin nach ihrem 82. Weltcup-Triumph in Kranjska Gora
Mikaela Shiffrin nach ihrem 82. Weltcup-Triumph in Kranjska GoraAFP
Wir haben für euch die wichtigsten Wintersport-Events zwischen 9. und 15. Januar zusammengetragen. Spannung ist garantiert, wenngleich sich in den meisten Bewerben bereits klare Favorit*inn*en auf den großen Triumph im Weltcup gefunden haben. Wer das bei den alpinen Skifahrerinnen ist, müssen wir nicht großartig erwähnen. Oder doch? Gestatten: Mikaela Shiffrin jagt schon am Dienstag ihrem 83. Weltcup-Triumph hinterher. Für alle jene, die bei der Vierschanzentournee Skisprung-Fans geworden sind: die Wettbewerbe in Zakopane (Polen) wurden leider abgesagt.

Es gibt zwei Sorten Menschen: solche, die Schnee geradezu hassen und solche, die ihn abgöttisch lieben. Mit Wintersport ist das nicht viel anders. Naturgemäß, möchte man sagen. Die einen setzen sich Samstag und Sonntag mehrere Stunden am Stück vor den Fernseher und lassen sich wahlweise von Eurosport, ARD, ZDF oder einem ausländischen Fernsehsender berieseln. Die anderen ärgern sich, dass die heiß geliebte Sitcom zwischen November und März auf fast magische Weise aus dem Fernsehprogramm verschwunden ist.

Doch seien wir uns ehrlich: da den Überblick behalten ist schwierig. Wann findet welcher Lauf statt? Wo wird mein Lieblingsevent übertragen? Wer sind die Favoriten, für welche deutschen Sportler*innen darf ich mitfiebern? Wir nehmen euch mit auf eine kurze Wochenvorschau zu den fünf populärsten Wintersportarten.

Ski alpin

HERREN: Wengen - Super-G (Freitag, 12:30 Uhr), Abfahrt (Samstag, 12:30 Uhr), Slalom (Sonntag, 10:15 Uhr und 13:30 Uhr)

Nach den beiden technischen Bewerben im wunderschönen Adelboden halten die männlichen Skifahrer gleich die Stellung. Man bleibt in der Schweiz, dem Land der vier Amtssprachen, von Toblerone und Wilhelm Tell. Nur 30 Kilometer trennen den gefürchteten Hang von Adelboden mit jenem in Wengen. Waren am vergangenen Wochenende ausschließlich die Techniker zum Zug, sind diesmal auch die Speed-Spezialisten dabei. Eine willkommene Gelegenheit für Aleksandar Aamodt Kilde (646 Punkte) also, im Rennen um die große Kristallkugel Boden auf den Übermenschen Marco Odermatt (1.046 Punkte) gutzumachen.

Odermatt bringt primär im Super-G die nötige Qualität mit, um sich den nächsten Tagessieg zu sichern. Neben den beiden Dominatoren zählen auch der Österreicher Vincent Kriechmayr und der Kanadier James Crawford zu den Favoriten. Im Slalom hingegen ist besonders das norwegische Team hervorzuheben. Lucas Braathen hat sich mit etlichen Zauberläufen, viel Extravaganz und einer hohen Präsenz auf Social Media den Ruf eines Popstars erarbeitet. Atle Lie McGrath belegte zuletzt den zweiten Platz. Henrik Kristoffersen (28) bringt seine Routine ins Spiel. 

McGrath (links) und Braathen (rechts) nach dem Doppelsieg in Adelboden
McGrath (links) und Braathen (rechts) nach dem Doppelsieg in AdelbodenAFP

Die Events am Lauberhorn genießen traditionell Kultstatus im alpinen Skizirkus. Seit 1930 (!) finden die Rennen im Berner Oberland statt. Insbesondere die Abfahrt ist als längste Strecke im Weltcup gleichermaßen bekannt wie berüchtigt. Laktatwerte werden in die Decke schießen, sämtliche Muskeln sich gehörig verkrampfen, der schwierige Hundschopf manche Athleten mit dem Sicherheitsnetz bekannt machen. 

Aus deutscher Sicht mit dabei sind in den Speed-Bewerben (Super-G, Abfahrt) Andreas Sander, Romed Baumann, Simon Jocher (nur Super-G), Josef Ferstl, Dominik Schwaiger und der eben erst fit gewordene Thomas Dreßen (letztgenannte drei nur Abfahrt). Im Slalom ist auf jeden Fall wieder mit Linus Straßer zu rechnen - der 30-Jährige bescherte dem DSV im laufenden Winter schon zwei Podestplatzierungen. Zuletzt beim komplizierten Rennen in Adelboden. Anton Tremmel plant, den Schwung mitzunehmen und seinen 13. Platz zu bestätigen. Auch Sebastian Holzmann wird mit hoher Nummer mit dabei sein.

DAMEN: Flachau - Slalom (Dienstag, 18:00 Uhr und 20:45 Uhr) / St. Anton - Abfahrt (Samstag, 11:00 Uhr), Super-G (Sonntag, 11:30 Uhr)

Pause? Noch nie gehört. Am Sonntag feierte US-Superstar Mikaela Shiffrin ihren 82. Weltcup-Sieg. Damit steht sie auf einer Stufe mit der historisch betrachtet bislang erfolgreichsten Skifahrerin, Lindsey Vonn. Zeit zum Anstoßen oder für zünftige Feiern gab es nicht. Auch ihr Lebenspartner Kilde musste aus geografischen Gründen am Telefon gratulieren. Denn Shiffrin und ihre Mitstreiterinnen reisen direkt aus Kranjska Gora ins österreichische Flachau. Kann sich noch jemand an Hermann Maier erinnern? Der stammt aus der Gegend. Shiffrin und Co. stürzen sich darum die "Hermann Maier FIS Weltcupstrecke" hinunter.

Superstar Shiffrin wurde nach ihrem 82. Weltcup-Erfolg richtig emotional
Superstar Shiffrin wurde nach ihrem 82. Weltcup-Erfolg richtig emotionalAFP

Die wenige Zeit zur Regeneration ist mit dem TV-Programm zu erklären. In Flachau findet ein Flutlichtslalom statt, der zweite Durchgang beginnt also zur klassischen Prime-Time. Und die ist am Wochenende von anderen Events und Sendungen reserviert. Die Chance auf hohe Einschaltquoten sind dienstags deutlich höher. Profane Gründe, von denen sich echte Spitzensportlerinnen nur ungern aufhalten lassen. Weltcup-Punkte müssen eingetütet und Rekorde gebrochen werden - zumindest im Falle Shiffrins. Ihre härtesten Konkurrentinnen im Slalom heißen Petra Vlhová (Slowakei), Wendy Holdener (Schweiz), Anna Swenn-Larsson (Schweden) und ja, tatsächlich: Lena Dürr. In ihrer Lieblingsdisziplin kratzt die 31-jährige Münchenerin regelmäßig an die Weltspitze.

Wenige Tage später sind andere Qualitäten gefragt. In den Tiroler Alpen liegt die Rennpiste von St. Anton. Statt feinen Radien und kurzen Schwüngen geht es in Abfahrt und Super-G um mentale Stärke und zum Brennen bereite Oberschenkel. Wer in St. Anton bestehen will, muss eine Höhendifferenz von 677 Metern muss bezwingen. Zwar zählt die Strecke nicht zu den schnellsten, doch aber zu den technisch anspruchsvollsten im Weltcup-Kalender.

Vorjahressieger Sofia Goggia (Italien) ist als Favoritin zu nennen. Außerdem ist Corinne Suter (Schweiz) der Sieg ebenso zuzutrauen wie der Österreicherin Nina Ortlieb. Aus deutscher Sicht ist Kira Weidle (26) das heißeste Eisen - sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G.

Skispringen

HERREN: Zakopane - Großschanze - Abgesagt!

Fans des Skisprungs müssen entweder noch in den Erinnerungen an die Vierschanzentournee schwelgen oder sich den Damen widmen. Die Bewerbe im polnischen Zakopane wurden aufgrund von Rekordtemperaturen abgesagt. Nicht genügend Schnee. Macht nichts, an Absagen sind Wintersport-Fans vollkommen gewöhnt!

DAMEN: Zao - Normalschanze - Qualifikation (Donnerstag, 9:30 Uhr), Einzelwettbewerbe (Freitag 9:00 Uhr und Sonntag 8:00 Uhr), Super Team Bewerb (Samstag 9:00 Uhr/alle Zeiten MEZ)

"Super Team"? Ein seltsamer Name für einen eigentlich klugen Einfall. Etliche Nationen können nicht die üblicherweise für die Teamwettbewerbe vier nötigen Athletinnen stellen. Also wurde im "Super Team"-Wettbewerb die Teilnehmerzahl auf zwei reduziert. FIS-Renndirektor Sandro Pertile hierzu: „Wir haben die Idee mit den Trainern besprochen und es gibt ein hohes Interesse an diesem Format, das auch seitens der Zuschauer mehr Interesse an unserem Sport erzeugen kann.“ Der Weltverband FIS sammelt also Zuschauer, die teilnehmenden Teams Punkte für den Nationencup. Zwölf Mannschaften können üblicherweise teilnehmen.

In der Vorwoche machten die Skispringerinnen in Sapporo Station, die Reise ging weiter von Hokkaido aus zur Zao-Schanze in der Nähe der Großstadt Yamagata. Skisprung hat in Japan eine lange Tradition, die erfolgreichsten Sportlerinnen - wie die vierfache Weltcup-Gesamtsiegerin Sara Takanashi (zuletzt 2016/17) - gelten als echte Stars. Doof nur, dass es für das japanische Team zuletzt nur mäßig lief. Takanashi liegt in der Gesamtwertung vorläufig auf Platz zehn.

Ganz oben befinden sich zurzeit andere Frauen. Drei Springerinnen sind im laufenden Winter besonders stark unterwegs. Eva Pinkelnig (Österreich) schickt sich an, die Gesamtwertung für sich zu entscheiden. Im Alter von 34 Jahren erlebt Pinkelnig ein persönliches Hoch, teils wirkte sie unschlagbar.

Von ihrer schärfsten Konkurrentin, Katharina Althaus, trennen sie Stand 9. Januar 159 Punkte. Althaus, eine sympathische junge Dame aus Oberstdorf, Silbermedaillen-Gewinnerin von Peking, konnte den Gesamtweltcup gleichfalls noch nie für sich entscheiden. Die beiden Norwegerinnen Silje Opseth und Anna Odine Ström ebenso wenig. Trotzdem zählen sie zu den großen Titelanwärtern. Die 21-jährige Sächsin Selina Freitag spielt bei den großen Entscheidungen (noch) eine untergeordnete Rolle.

Biathlon

HERREN: Ruhpolding - Einzel (Mittwoch, 14:10 Uhr), Staffel (Freitag, 14:25 Uhr), Massenstart (Sonntag, 12:30 Uhr)

DAMEN: Ruhpolding - Einzel (Donnerstag, 14:10 Uhr), Staffel (Samstag, 14:25 Uhr), Massenstart (Sonntag, 14:45 Uhr)

Ach, wie praktisch! Damen wie Herren halten sich am selben Ort auf - ja, das ist im Biathlon so üblich, das erleichtert es der Rennleitung enorm, Mixed-Staffeln zu organisieren. Gute Nachrichten für alle Besitzer schwarz-rot-goldener Fähnchen: eine weite Reise nach Slowenien, Frankreich oder Italien bleibt den deutschen Fans erspart, das beschauliche oberbayrische Örtchen Ruhpolding beherbergt in dieser Woche den Biathlon-Weltcup.

Die Kombination aus genau treffen und schnell laufen beherrschen Skandinavier*inn*en traditionell am besten. Wobei sich in den vergangenen Jahren, eigentlich Jahrzehnten besonders die Athleten aus Norwegen hervorgetan haben. Wem der Name Johannes Thingnes Bö nichts sagt, der hat sich wohl seit 2015 keinen Wettbewerb mehr zu Gemüte geführt. Der jüngere Bruder von Tarjei Bö ist so etwas wie der Marco Odermatt der Biathlon-Welt: unschlagbar, auf dem Weg, sämtliche Rekorde mit Leichtigkeit zu brechen. Die beeindruckenden Zahlen im aktuellen Winter: elf Teilnahmen an Einzel-Wettbewerben, dabei zehn Podestplatzierungen, davon acht Siege.

Wer echte Spannung sucht, dem legen wir eher die Damen-Bewerbe nahe. Das Klassement liegt vergleichsweise eng beieinander. Zurzeit führt die Französin Julia Simon die Gesamtwertung an, dahinter folgt die Schwedin Elvira Öberg. Und auf Platz drei? Denise Herrmann-Wick. Die 34-Jährige erlaubte sich in dieser Saison manchmal unnötige Nachlader, dank herausragender Laufleistung hält die Sächsin aber mit der Weltklasse mit. Die fehlende Konstanz macht sich trotz Platz drei in der Weltcupwertung bemerkbar: von Simon trennen sie aber auch schon 174 Punkte.

Denise Herrmann-Wick beim Schießen in Pokljuka
Denise Herrmann-Wick beim Schießen in PokljukaProfimedia

Dass in Ruhpolding wenig Schnee fällt und trotzdem ganze sechs Wettkämpfe stattfinden sollen, stimmt das klimabewusste DSV-Aushängeschild traurig: "Es ist wirklich schlimm. Da blutet mir das Herz - wenn ich da bin, sehe, wie die Natur gerade erwacht, als wäre es schon Frühling. Wir zittern und fiebern alle auf den Heim-Weltcup hin. Wir hoffen, es gibt coole Bedingungen. Aber das sieht wirklich traurig aus.

Hohe Temperaturen, anhaltender Regen, ausbleibender Schneefall - der Biathlon-Weltverband IBU hat mit denselben Problemen zu kämpfen wie die FIS. Neben Herrmann-Wick zählen auch - die in dieser Saison enorm treffsichere - Vanessa Voigt sowie die Herren David Zobel und Roman Rees zum erweiterten Favoritenkreis.

Langlauf

War die Tour de Ski denn nicht anstrengend genug? Die Show muss nicht ewig weitergehen, auch Frida Karlsson darf sich eine Ruhepause gönnen. Die hat die Tour-Siegerin bei den Damen bitter notwendig: am Sonntag kollabierte die Schwedin noch im Zielbereich, bei der Siegerehrung blieb die oberste Stufe des Podiums leer. Kuriose und besorgniserregende Szenen. Gott sei Dank geht es erst Ende Januar in Ruka weiter. Dann dürfen auch Friedrich Moch und Katharina Hennig wieder ihr Können beweisen.

Frida Karlsson musste nach der Tour de Ski intensiv behandelt werden
Frida Karlsson musste nach der Tour de Ski intensiv behandelt werdenProfimedia

Nordische Kombi

HERREN: Klingenthal - Einzel (Samstag, 10:00 Uhr Springen und 13:45 Uhr Laufen / Sonntag, 10:30 Uhr Springen und 13:15 Uhr Laufen)

Nicht nur die Biathleten, auch die Kombinierer kommen in den Genuss eines Heimwettbewerbs. Im sächsischen Klingenthal dürfen sich zumindest die Herren einen kräftigen Adrenalinschub vor der WM in Planica (21. Februar bis 5. März) sichern. Julian Schmid zeigte zuletzt mit dem Tagessieg im estnischen Otepää auf - bei eisigen Bedingungen unter Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Im Oberen Vogtland sieht die Wetterlage ganz anders aus. 

Milde Bedingungen sorgten für Kopfzerbrechen, Alexander Ziron, Chef des Organisationskomitees hierzu gegenüber MDR: "Wir konnten in der Vorweihnachtszeit ausreichend technischen Schnee erzeugen, sodass die Wettkämpfe - zumindest was die Schneeauflage betrifft - gesichert sind." In Zeiten steigender Strompreise allerdings mit schlechtem Gewissen. 

Zuletzt war der beste deutsche Kombinierer Vinzenz Geiger nicht mit am Start, er fiel - wie auch Johannes Rydzek - wegen gesundheitlicher Probleme aus. Schmid sprang erfolgreich in die Bresche. Ob der ebenfalls in Estland zu einer Zwangspause verdonnerte Norweger Jarl Magnus Riibe mit am Start sein wird? Vermutlich. Neben Geiger (falls fit) und Riibe zählt auch der Österreicher Johannes Lamparter zum Favoritenkreis.

Für die Damen wie DSV-Küken Nathalie Armbruster geht es erst nächste Woche weiter.