In manchen Familien ist die Situation sogar noch komplizierter: Ein Geschwisterteil spielt für die "neue" Nation, während das andere für das Land seiner Herkunft spielt. Werfen wir einen Blick auf die berühmten Fußballbrüder, die verschiedene Länder auf der internationalen Bühne vertreten.
Kevin Prince und Jerome Boateng: Eine Familienfehde bei der Weltmeisterschaft
Die vielleicht berühmtesten Brüder, die sich jemals mit verschiedenen Nationalmannschaften gegenüberstanden, sind Kevin-Prince und Jerome Boateng. Beide wurden in Berlin geboren, beide hatten den gleichen, ghanaischen Vater, aber unterschiedliche Mütter (in beiden Fällen Deutsche). Sie spielten für Deutschland in den Jugendnationalmannschaften, doch als die A-Nationalmannschaft anstand, entschied sich der eineinhalb Jahre ältere Kevin-Prince für das Land seines Vaters.
Er kam auf 15 Einsätze für Ghana. Kurz nach seinem 21. Geburtstag gab Jerome sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft. Er absolvierte insgesamt 76 Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft und gewann die Weltmeisterschaft 2014, bei der die Deutschen in der Gruppenphase auf Ghana trafen – das Spiel 2:2 endete.
Beide Boateng-Brüder spielten für ihre jeweiligen Mannschaften.
Kevin-Prince und Jerome haben noch einen älteren Bruder George. Alle drei sind Absolventen von Hertha BSC. George hat es jedoch nicht in den Profifußball geschafft.
Inaki und Nico Williams: Basken mit ghanaischen Wurzeln
Inaki Williams wurde als Sohn ghanaischer Eltern in Bilbao im Baskenland in Nordspanien geboren. Den größten Teil seiner Kindheit verbrachte er im nahe gelegenen Osasuna, wo auch sein Bruder Nico zur Familie stieß. Beide wurden später in die Fußballakademie von Athletic Bilbao aufgenommen, einem Verein, der dafür bekannt ist, dass nur Basken oder in der Region geborene Fußballer für den Klub spielen dürfen.
Inaki und Nico spielen jetzt gemeinsam für Athletic in der LaLiga. Beide haben die Jugendnationalmannschaften ihrer spanischen Heimat durchlaufen und sich sogar bis in die erste Mannschaft hochgearbeitet. Der ältere Bruder Inaki kam jedoch nur einmal zum Einsatz und entschied sich später, das Land seiner Eltern zu vertreten. Nico wurde 2022 im Alter von 20 Jahren zum ersten Mal in die spanische Nationalmannschaft einberufen und wird sie auch weiterhin vertreten.
Die Familie Pogba: drei Brüder und zwei Nationalmannschaften
Paul Pogba, Weltmeister 2018 mit Frankreich und langjähriger Schlüsselspieler bei Juventus und Manchester United, wurde 1993 in Lagny-sur-Marne in der Nähe von Paris geboren. Seine Eltern stammen beide aus Guinea und kamen mit zwei weiteren Söhnen nach Frankreich, den Zwillingen Florentin und Mathias, die in Conakry, der Hauptstadt des westafrikanischen Landes, geboren wurden.
Florentin und Mathias spielten ebenfalls Fußball auf professioneller Ebene und vertraten Guinea. Stürmer Florentin bestritt 31 Spiele für sein Heimatland, während Stürmer Mathias fünf Länderspiele absolvierte.
Florentin Pogba verbrachte den größten Teil seiner Karriere bei Saint-Etienne, spielte aber auch für andere französische Vereine wie Sedan und Sochaux.
Mathias Pogba spielte hauptsächlich in den unteren englischen Ligen, in der zweiten schottischen Liga und in der Eredervise bei Sparta Rotterdam.
Die Zouma-Brüder: die zentralafrikanischen Geschwister, die alle Innenverteidiger spielen
Der Nachname Zouma ist vor allem durch den West-Ham-Verteidiger Kurt Zouma bekannt, der zudem 11-facher französischer Nationalspieler ist. Er wurde in Lyon geboren, ebenso wie seine beiden Brüder, der ältere Lionel und der jüngere Yoan. Ihre Eltern sind aus der Zentralafrikanischen Republik nach Frankreich eingewandert. Alle drei Brüder sind Innenverteidiger.
Lionel spielte auch international Fußball und vertrat (wenn auch nur einmal) sein Herkunftsland, die Zentralafrikanische Republik.
Lionel verbrachte die meiste Zeit seiner Karriere bei Sochaux in Frankreich, wo er in der Ligue 1 spielte. Yoan spielt in den unteren Ligen Englands.
Die Xhaka-Brüder bei der Europameisterschaft
Taulant und Granit Xhaka sowie ihr jüngerer Bruder Agon wurden in der Schweiz geboren, wohin ihre Eltern – Kosovo-Albaner – in den frühen 1990er Jahren ausgewandert waren. Der ältere Taulant vertrat die Schweiz in allen Jugendauswahlen, wechselte aber in die albanische A-Nationalmannschaft.
Er verbrachte seine gesamte Karriere bei Basel in seinem Heimatland Schweiz. Granit begann ebenfalls dort, wechselte dann zu Borussia Mönchengladbach und verbrachte sieben Spielzeiten bei Arsenal, bevor er im Sommer zum Titelanwärter Bayer Leverkusen wechselte. Agon, der jüngste des Brüdertrios, ist ebenfalls Fußballer, hat es aber nicht bis ins Profilager geschafft.
Thiago Alcantara und Rafinha: Vertreten sie Spanien, Brasilien oder Italien?
Ein weiteres berühmtes Brüderpaar ist der spanische Nationalspieler Thiago Alcantara, der derzeit für den FC Liverpool spielt, und der ehemalige Mittelfeldspieler Rafinha vom FC Barcelona. Der brasilianische Mittelfeldspieler machte sich vor allem bei Barcelona und Paris Saint-Germain einen Namen. Ihr Vater ist Mazinho, der Weltmeister von 1994 mit Brasilien, und ihre Mutter Valeria ist eine ehemalige brasilianische Volleyballspielerin.
Thiago wurde in Italien geboren, wo Mazinho für Lecce und Fiorentina spielte. Nach seinem Wechsel zum brasilianischen Verein Palmeiras wurde sein Bruder Rafael Alcantara, genannt Rafinha, geboren.
Doch schon bald führten Mazinhos andere Verpflichtungen (bei Valencia, dann bei Celta Vigo und Elche) zum Umzug der Familie nach Spanien. Sowohl Thiago als auch Rafinha verbrachten die meiste Zeit ihrer Kindheit dort. Schließlich wurden beide in Barcelonas Akademie, der berühmten La Masia, erzogen. Da Thiago gebürtiger Brasilianer ist, in Italien geboren und in Spanien aufgewachsen ist, konnte er sich aussuchen, für welches der drei Länder er Fußball spielen wollte. Am Ende entschied er sich für Spanien.
Rafinha, der in Sao Paulo geboren wurde, spielte zunächst in den unteren Jugendnationalmannschaften für Spanien, wechselte dann aber nach Brasilien. Seine größte Motivation für den Wechsel war die Möglichkeit, das Gastgeberland bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro zu vertreten, und das hat sich ausgezahlt - die Brasilianer gewannen bei den Spielen eine Goldmedaille.