Recap 27. Spieltag: Bayern und BVB im Gleichschritt – Schalke bekommt die Rote Laterne

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Recap 27. Spieltag: Bayern und BVB im Gleichschritt – Schalke bekommt die Rote Laterne
De Ligt zieht ab
De Ligt zieht abAFP
Der 27. Spieltag sorgte für gute Neuigkeiten. Zumindest für alle Freunde von Spannung im Titel- und Abstiegskampf: Bayern und Dortmund konnten beide gewinnen, wodurch die beiden Titelanwärter nur durch zwei Punkte voneinander getrennt sind. Im Tabellenkeller wurde fleißig aufgeräumt. Statt Stuttgart ist nun Schalke 04 das Ligaschlusslicht. War die 2:0-Pleite in Hoffenheim schon der erste verhängnisvolle Schritt Richtung Abstieg? 

Freiburg vs. Bayern 1:0

Der FC Bayern war in Freiburg auf Revanche aus. Unter der Woche hatte der Sport-Club die Triple-Träume der Münchener jäh beendet. Doof, weil Thomas Tuchel eben dafür an die Säbener Straße geholt wurde – um möglichst viele Titel klarzumachen. Allgemein gilt: Niederlagen fühlen sich für die Roten immer wie eine Majestätsbeleidigung an. Frag nach bei Joshua Kimmich.

Nachdem der FCB knapp, aber vollkommen verdient mit 1:0 gewonnen hatte, machte sich Kimmich ans Feiern. Und zwar direkt vor der gegnerischen Fankurve. Nicht gentlemanlike, angesichts der aufgeschaukelten Emotionen aber auch etwas verständlich. Einen klitzekleinen Tumult später entschuldigte sich Kimmich charmant. Danach war alles vergessen. Die Bayern verteidigen die Tabellenspitze.

Joshua Kimmich provozierte nach dem Abpfiff die Breisgauer Fans
Joshua Kimmich provozierte nach dem Abpfiff die Breisgauer FansAFP

Dabei hatte es lange nicht gut ausgesehen. Zwar dominierte der Titelfavorit, hatte alles unter Kontrolle – Freiburg allerdings beugte sich nicht dem gegnerischen Druck, sondern verteidigte alles weg, wagte sogar den einen oder anderen Konter. Ritsu Doan traf kurz vor der Halbzeitpause gar den Pfosten. Ein Traumtor von Matthijs de Ligt beendete das Münchener Bangen. In der 51. Minute nahm er sich einfach mal ein Herz und setzte den Ball aus großer Entfernung knallhart in den Winkel. Wichtig, weil Dortmund im Parallelspiel keine Punkte liegen ließ. 

Dortmund vs. Union 2:1

Die Rückkehr von Karim Adeyemi in die Dortmunder Startelf sorgte für viel neuen Schwung. Das Zusammenspiel mit Raphael Guerreiro – der ausnahmsweise auch als Linksverteidiger brillierte – und Halbraumspieler Julian Brandt klappte hervorragend. Ein Sieg gegen Union war Pflicht, wollte man nicht endgültig den Anschluss an die Tabellenspitze verlieren.

Wie zu erwarten war, dominierte die Borussia das Spiel mit Ball, die Gäste aus Köpenick wollten mit ihrer üblichen Spielweise zum Punktegewinn kommen. Donyell Malen erzielte den ersten schwarz-gelben Treffer (28.), Kevin Behrens nutzte eine Unachtsamkeit in Dortmunds Defensive aus und erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich (61.). Es brauchte Youssoufa Moukoko, um den Signal Iduna Park in Ekstase zu versetzen.

Superjoker Moukoko
Superjoker MoukokoProfimedia

Fünf Minuten auf dem Platz, erst sein dritter Pflichtspieleinsatz nach mühsamer Regenerationszeit: Schon war Moukoko zur Stelle. Als er den bis dahin starken Union-Torhüter Rönnow umkurvte, wussten die BVB-Fans: Wir bleiben Titelkampf, wir können diese Saison auf dem ersten Platz abschließen. Die Hoffnung lebt.

Hoffenheim vs. Schalke 2:0

Der FC Schalke übernahm erstmals seit dem 22. Spieltag wieder die Rote Laterne. Im zweiten Spiel ohne Moritz Jenz kassierten die Gelsenkirchener ihre zweite Niederlage. Tausende königsblaue Fans traten die Reise nach Sinsheim an, in der Hoffnung, die ungeliebte TSG wieder in den Abstiegsstrudel ziehen zu können. 

Man machte ein streckenweise starkes Spiel, das glücklichere Ende hatte aber Hoffenheim für sich – weil Alex Kral ein Eigentor fabrizierte (22.) und Ihlas Bebou wiederholt vom Elfmeterpunkt aus antreten durfte.

Bebou schickte Schalke ins Tal der Tränen
Bebou schickte Schalke ins Tal der TränenProfimedia

Den ersten Versuch parierte Fährmann. Allerdings hatte er sich zu früh von seiner Linie fortbewegt. Beim zweiten Versuch verwertete Bebou eiskalt (70.). Pellegrino Matarazzo blieb zum dritten Mal hintereinander siegreich.

Bochum vs. Stuttgart 2:3 

Ähnlich wie Schalke galt auch der zweite abstiegsbedrohte Revierklub zur Winterpause als unrettbar. Ähnlich wie Schalke überraschte der VfL Bochum mit einem zwischenzeitlichen Formhoch und erarbeitete sich eine recht angenehme Ausgangsposition im Abstiegsrennen. Beim 2:3 gegen Stuttgart machte die schwächste Defensive der Liga (60 Gegentore nach 27 Spielen) ihrem Ruf wieder alle Ehre.  

Bei sämtlichen Gegentreffern stellte sich Bochum tollpatschig an, auch Torhüter Manuel Riemann geriet einmal mehr in den Fokus mancher Kritik. Ein VfL-Fan nahm sich Riemanns schwache Tagesleistung besonders zu Herzen. Er reagierte mit persönlichen Beleidigungen und aggressivem Verhalten, was nicht zu entschuldigen ist. Bochums Schlussmann sich provozieren und suchte die Konfrontation.

Es bleibt abzuwarten, was die Untersuchungen zur Causa Riemann ergeben
Es bleibt abzuwarten, was die Untersuchungen zur Causa Riemann ergebenProfimedia

Der Großteil der Fans wandert gemeinsam durch dick und dünn. Einige Hitzköpfe erschweren den nervenaufreibenden Abstiegskampf zusätzlich. Wie dem auch sei: Der VfB Stuttgart gewann 3:2, gab den letzten Tabellenplatz ab und bestätigt seine gute Entwicklung unter dem neuen Trainer Sebastian Hoeneß. Der erneut auf eine Dreierkette umstellte.

Hertha vs. Leipzig 0:1

Neben Schalke und Bochum kannte der 27. Spieltag noch einen dritten großen Verlierer. Hertha BSC verlor trotz engagiert Leistung 0:1 gegen RB Leipzig. Nach einem Freistoß von Szoboszlai stand Amadou Haidara genau am richtigen Fleck (39.) – Sandro Schwarz musste das fünfte sieglose Ligaspiel in Folge verdauen.

So sieht wohl innere Leere aus
So sieht wohl innere Leere ausProfimedia

Schwarz dürfte aber weiterhin sicher im Sattel sitzen. Vielleicht zum ersten Mal in der Vereinshistorie hat sich die Alte Dame dazu entschlossen, dem Trainer auch in harten Zeiten den Rücken zu stärken. Die blau-weiße Saison ist von Höhen und Tiefen geprägt. Eine kontinuierliche Steigerung existiert, wenngleich sie sich weiterhin nicht in den Ergebnissen ausdrückt. Sollte man auch nächstes Jahr erstklassig spielen, würde sich die Geduld des Vereinsvorstands aber bezahlt gemacht haben.

Leverkusen vs. Frankfurt 3:1

Im Vorfeld der Begegnung zwischen Leverkusen und Frankfurt hatte Oliver Glasner erklärt: "Wir haben Mittel gefunden, wie wir gewinnen können. Das ist ganz klar das Ziel." Im Kampf um den Anschluss an die Top vier wären drei Punkte heilsam gewesen, dank eines 2:0-Pokalerfolgs über Union Berlin hatte man viel Selbstvertrauen getankt. Allerdings zertrümmerte Amine Adli in der 10. Minute sämtliche Hoffnungen Glasners. Er enteilte der SGE-Abwehr und ließ auch Torhüter Trapp keine Abwehrchance.

Durch den frühen Rückstand musste die Eintracht ins Risiko gehen. Ein Geschenk für die schnelle Bayer-Offensive, ein Geschenk auch für Florian Wirtz. Der 19-jährige Nationalspieler brillierte als Spielmacher, bereitete sowohl das 1:0 als auch das 2:0 durch Moussa Diaby vor. Frankfurts Defensiv wirkte im Kopf und auf den Beinen deutlich langsamer als Leverkusen. 

Diaby brachte die Werkself endgültig auf Siegeskurs
Diaby brachte die Werkself endgültig auf SiegeskursProfimedia

In der zweiten Halbzeit kam der Mut zurück zur SGE. Zwischenzeitlich verkürzten die Hessen, in der Schlussphase wiederholten sich die Defensivfehler aus der ersten Hälfte. Azmoun besorgte den Endstand von 3:1, sorgte für den fünften Leverkusen Erfolg in Serie. In dieser Verfassung hat die Elf von Xabi Alonso realistische Chancen, noch einen CL-Rang zu erobern. 

Mainz vs. Bremen 2:2

In Mainz regierte 85 Minuten König Ordnung, dann brach Anarchie aus. Werder hatte sich für einen ungewöhnlich defensiven Ansatz entschieden, was der in den vergangenen Wochen häufig erlebten Mainzer Spielfreude vorläufig ein Ende setzte. Lange ereignete sich in der ausverkauften Mewa Arena so gut wie gar nichts. Dann erzielte Ludovic Ajorque das 1:0.  

Der Jubel über das vermeintliche Siegestor währte nicht lange. Jens Stage unterbrach den Freudentaumel zwei Minuten später mit dem Ausgleich. In der Nachspielzeit war dann Nelson Weiper mit dem 2:1 zur Stelle (90.+3), Goalgetter Füllkrug besorgte noch mal zwei Minuten später den Endstand. Chaos pur also.

Was für eine emotionale Achterbahnfahrt!
Was für eine emotionale Achterbahnfahrt!Profimedia

Mit dem Ergebnis konnte Werder halbwegs gut leben. Wegen anhaltender Verletzungssorgen waren die letzten Spiele eher schwierig. Insbesondere, weil Ole Werner immer wieder auf die Abstiegssaison vor zwei Jahren angesprochen wurde. Aktuell stehen die Hanseaten bei 32 Punkten, im Normalfall ist der Aufsteiger durch und kann anfangen, für die nächste Bundesliga-Saison zu planen.

Mönchengladbach vs. Wolfsburg 2:0

Während das Mittelmaß für Bremen zurzeit ein Ideal darstellt, ist es sowohl für Mönchengladbach als auch Wolfsburg eher eine Zumutung. Die Ambitionen beider Mannschaften sind groß. Europa heißt der Sehnsuchtsort. Am Sonntag bestimmte Gladbach das Geschehen, überrumpelte die Gäste aus Niedersachsen, gewann 2:0.

Ein überzeugender Sieg? Nicht ganz. Trotz Weißer Weste und dem ersten Dreier seit 18. Februar gab es einige Kritikpunkte, vorwiegend in der Defensive. Nathan Ngoumou – der Torschütze zum 1:0 – kann hierbei als anschauliches Beispiel dienen. Im Angriffsdrittel machte der 23-jährige Franzose vieles richtig, bewegte sich mit viel Tempo und Raffinesse über den Rasen. Sein Abwehrverhalten ließ hingegen Raum für Wünsche. Häufig brach Wolfsburg über seine Seite durch.

Eine Mönchengladbacher Jubeltraube
Eine Mönchengladbacher JubeltraubeProfimedia

Daniel Farke ersetzte ihn folgerichtig in der 69. Minute durch Hannes Wolf. Ngoumou hatte seinen Job erledigt, zum ersten Mal für die Borussia getroffen: in der Schlussphase war der Gladbacher Trainer mit Wolf besser beraten.

Insgesamt war Farke mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden: "Wenn du durch eine ergebnistechnisch etwas schwierige Phase gehst, ist das Vertrauen und die Leichtigkeit nicht so da und du musst dir mit anderen Mitteln erst mal ein Ergebnis erarbeiten und einfach griffig, energetisch und kompakt sein. Das haben wir heute gemacht."

Augsburg vs. Köln 1:3

Dem 1. FC Köln gelang in Augsburg ein kleiner Befreiungsschlag: Mit einem 3:1-Sieg gelang es der Truppe von Steffen Baumgart, das Abstiegsgespenst kurzzeitig zu vertreiben. Nach sechs Spielen, in denen nur ein Treffer gelang, konnte Köln wieder das schöne Gesicht zeigen. Skhiri erzielte das 1:0 nach einer klugen Freistoßvariante über Chabot, Eric Martel debütierte als Bundesliga-Torschütze, weil er bei eigenem Einwurf hellwach war und mit viel Risiko in die Tiefe ging.

Ruben Vargas verkürzte zwischenzeitlich, Linton Maina beendete das Zittern der Domstädter in Minute 59. Nach Baumgarts Empfinden war "der Sieg nicht unverdient". Ein xG-Verhältnis von 2,05 zu 1,02 zugunsten der Gäste unterstreicht diesen Eindruck.

Spieler der Woche: Florian Wirtz (Leverkusen)

Er ist zurück. Florian Wirtz ist nach überstandenem Kreuzbandriss wieder in Spitzenform. Xabi Alonso weiß, was er am 19-jährigen Riesentalent hat und gibt ihm die nötigen Freiräume, um solche Zuckerpässe aus dem Fußgelenk zu zaubern wie vor dem 1:0 und 2:0 gegen Eintracht Frankfurt.

Nach 79 Minuten ging Florian Wirtz vom Feld, bis dahin verzauberte er die BayArena mit Traumpässen
Nach 79 Minuten ging Florian Wirtz vom Feld, bis dahin verzauberte er die BayArena mit TraumpässenProfimedia

Im 15. Pflichtspiel seit seiner Rückkehr gab Wirtz bereits acht Torvorlagen, erzielte zudem drei Treffer. Ganze fünf Großchancen kreierte Wirtz gegen die SGE. Kein Spieler war an diesem Wochenende in besserer Verfassung.

Tor der Woche: Matthijs de Ligt (Bayern)

Ab in den Winkel damit! Bayern biss sich an den kompakten Freiburgern lange die Zähne aus. Ob Gnabry per Kopf, Mané aus vielversprechendem Winkel, Sané alleinstehend vor Mark Flekken: der Ball wollte einfach nicht den Weg ins Tor finden. Matthijs de Ligt zeigte seinen prominenten Offensivkollegen, wie man es auch machen kann.

In der 51. Minute waren dem Niederländer sämtliche Expected-Goal-Werte vollkommen egal. Er zog aus gut 20 Metern Entfernung einfach mal ab. Und verhinderte somit etliche Negativschlagzeilen und ließ die Bayern vor dem schwierigen Auswärtsspiel in Manchester nochmals drei Punkte eintüten.