Geniestreich von Musiala, Ausschluss für Kimmich - Bayern siegen gegen tapfere Wölfe

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Geniestreich von Musiala, Ausschluss für Kimmich - Bayern siegen gegen tapfere Wölfe
"Walk of shame" - Wolfsburg-Verteidiger Bornauw (grünes Trikot) marschiert vorüber an der Jubeltraube des Gegners
"Walk of shame" - Wolfsburg-Verteidiger Bornauw (grünes Trikot) marschiert vorüber an der Jubeltraube des GegnersAFP
Der FC Bayern gewann mit 4:2 (3:1) beim VfL Wolfsburg und eroberte dadurch die Tabellenführung zurück. Kingsley Coman traf doppelt, Thomas Müller erzielte in der 19. Minute das 3:0. Dennoch gaben sich die Gastgeber nicht auf, kämpften sich insbesondere nach der gelb-roten Karte gegen Joshua Kimmich in Minute 54 weiter gegen die zweite Heimniederlage der Bundesliga-Spielzeit 22/23 an. Ein Geniestreich von Jamal Musiala zog den Wölfen endgültig die Zähne.

Geübte Bundesliga-Zuseher hatten es bereits befürchtet, als der 1. FSV Mainz 05 im DFB-Pokal nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen wurde: Die Schonfrist ist vorüber, der deutsche Rekord- und Serienmeister wieder voll im Saft. Die nationale Medienlandschaft hatte nach der in aller Öffentlichkeit geführten Suche nach einem passenden Ersatz für Skitourengeher Manuel Neuer, Gnabrys Ausflug nach Paris, die Entlassung von Toni Tapalovic Blut gerochen.

Leon Goretzka (re.) im Duell mit Felix Nmecha
Leon Goretzka (re.) im Duell mit Felix NmechaAFP

Als böten diese Themen nicht genügend Zündstoff, erwischte der FC Bayern einen denkbar unglücklichen Start ins neue Jahr. Gegen Leipzig, Köln und Frankfurt spielte man nur 1:1 - doch so rasch die Krise in die Säbener Straße gekommen war, so schnell war sie wieder verschwunden.

Wobei ein altes Dilemma der Bayern weiterhin für Sorgenfalten bei Julian Nagelsmann sorgt. Während der FC Bayern seit Saisonbeginn die erste Hälfte grundsätzlich dominiert, folgt nach dem Seitenwechsel zuverlässig der Leistungsabfall. Wäre nach 45 Minuten Schluss, befänden sich die Bayern klar - nämlich mit 12 Punkten Vorsprung - auf Titelkurs. Weil ein Fußballspiel 90 Minuten dauert und - um ein Zitat von Gary Lineker - am Ende eben nicht immer die Bayern gewinnen, sieht die Realität sehr anders aus.

Trotz des alles in allem verdienten 4:2-Erfolgs in Wolfsburg, hatte der FCB zwischenzeitlich arg um die Tabellenführung bangen müssen. Hätte man sich beim Gastspiel in Niedersachsen einen Punkteverlust erlaubt, stünde erneut Union Berlin an der Tabellenspitze.

Blitzstart der Bayern

Wie dem auch sei, als Thomas Müller in Minute 19 per Kopf bereits das 3:0 erzielte, schien alles seine Wege zu gehen. Zwar hatte sich der VfL Wolfsburg in der Anfangsphase überaus mutig präsentiert, agierte mit hohem Pressing und fand in der dritten Spielminute durch Jonas Wind auch die erste Chance des Spiels vor. Den Bayern bereitete das keine Sorgen, Julian Nagelsmann hatte sich für das Spitzenspiel einen klaren Plan zurechtgelegt.

Thomas Müller durfte nach Spielende drei Punkte bejubeln
Thomas Müller durfte nach Spielende drei Punkte bejubelnAFP

Weil Choupo-Moting wegen einer Magen-Darm-Erkrankung kurzfristig ausgefallen war, bot er Thomas Müller als Sturmspitze auf. Auf der Doppelsechs agierte Joshua Kimmich als defensiver, Leon Goretzka als offensiver Part. Der rechte Flügel mit Cancelo und Sané wurde systematisch überladen, um auf der gegenüberliegenden Seite Raum zu erzeugen. Weil Schienenspieler Baku es häufig verpasste, die nötige Abwehrarbeit zu verrichten, kamen die Gäste dann durch intelligente Spielverlagerungen zu zahlreichen guten Abschlüssen. 

In der 9. Minute war zudem das Glück ganz auf der Seite von Kingsley Coman. Der anstelle von Choupo-Moting in die Startelf gerutschte Franzose entschloss sich, nach innen zu dribbeln und den Ball aufs lange Eck zu zirkeln. Ein Versuch, der meist ohne Erfolg bleibt. Weil Sturmspitze Thomas Müller auch in seinem 427. Bundesliga-Einsatz Dinge tut, die nur Thomas Müller tut, landete der Ball trotzdem im Netz. Klug verstellte er Casteels die Sicht, der erfahrene Wölfe-Schlussmann begann zu zögern -- lenkt Müller den Ball noch in eine andere Richtung? Die Bayern-Legende tat es nicht, Casteels hatte zu spät reagiert, die Bayern gingen 1:0 in Führung. 

Nur fünf Minuten später profitierte Coman von den bereits angedeuteten Seitenwechseln. Cancelo brachte den Ball zur Mitte, Coman war von seinen Gegenspielern übersehen worden. Mit viel technischer Präzision schickte der Flügelstürmer den Ball ins Netz. Fünf Minuten später traf Müller per Kopfball, Kimmich hatte eine Freistoßflanke zur Mitte gebracht. Niko Kovac sah sich zu einer Reaktion gezwungen, stelle von Dreier- auf Viererkette um. Jakub Kaminski kam anstelle von Abwehrspieler Maxence Lacroix in die Partie (30.). Lacroix ließ in den Kabinengängen seiner Wut freien Lauf, zerstörte vor lauter Ärger über die schwache Leistung und anschließende Auswechslung beinahe das Interieur der Volkswagen Arena. 

Kingsley Coman erzielte die ersten beiden Bayern-Treffer
Kingsley Coman erzielte die ersten beiden Bayern-TrefferProfimedia

So sehr sich Lacroix frustete, die taktische Maßnahme fruchtete, der Joker stach. Kaminski verkürzte kurz vor der Pause auf 1:3. Nach der Pause präsentierten sich die Wölfe weiterhin mutig. Sowohl Ridle Baku als auch Mattias Svanberg (51.) vergaben hochkarätige Tormöglichkeiten. In der 54. Minute ließ sich zudem Nationalspieler Kimmich zu einem dummen Foul verleiten. Bereits im ersten Durchgang hatte er sich eine unnötige Verwarnung eingehandelt, als er Svanberg vor den Augen des Schiedsrichters einen heftigen Rempler mitgab. Das Foul, welches zur gelb-roten Karte führen sollte, hatte Wolfsburg-Kapitän Arnold klug provoziert. Im 220. Bundesligaspiel handelte sich der gebürtige Rottweiler seinen ersten Ausschluss ein.

Nagelsmann stellte auf eine Fünferkette um, die Bayern agierten in Unterzahl tief in der eigenen Hälfte. Jamal Musiala waren die taktischen Vorgaben in Minute 73 egal. Im direkten Duell gegen fünf Wolfsburger war er einfach nicht vom Ball zu trennen, entschied sich mehrmals gegen einen Pass auf die Mitspieler, zog stattdessen mit viel Tempo aufs gegnerische Tor. Mit einem präzisen Abschluss ins Eck erzielte Deutschlands Wunderkind das 4:1 und sorgte für die endgültige Entscheidung.

Wolfsburg kam dennoch zu einigen Halbchancen - die Truppe von Niko Kovac präsentierte sich aber weiterhin sehr ineffizient. Teils war auch Yann Sommer schlicht und einfach unüberwindlich. Svanberg verkürzte nochmals, erzielte das 2:4 in Minute 81. Wenig später ließ sich auch Yannick Gerhardt als Torschütze feiern - das Schiedsrichterteam verweigerte dem Treffer jedoch die Anerkennung. Ridle Baku hatte Goretzka bei der Vorarbeit zu Fall gebracht.

Niko Kovac zeigte sich nach Spielende unzufrieden. Nicht der gezeigten Leistung, sondern des unglücklichen Spielverlaufs wegen: "Was soll ich sagen? Du verlierst hier 2:4 gegen Bayern München. Da würde eigentlich jeder sagen: 'Das ist standesgemäß.' Aber heute habe ich das nicht so gesehen. Das Ergebnis spiegelt den Spielverlauf - beziehungsweise die Art und Weise, wie wir heute Fußball gespielt haben - nicht wider. Aber wir müssen das so hinnehmen, wie es ist."