Recap zum Großen Preis von Jeddah: FIA-Farce bei Verstappens Aufholjagd

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Recap zum Großen Preis von Jeddah: FIA-Farce bei Verstappens Aufholjagd
Beim Großen Preis von Saudi-Arabien fuhr Sergio "Checo" Perez zu seinem fünften Karrieresieg.
Beim Großen Preis von Saudi-Arabien fuhr Sergio "Checo" Perez zu seinem fünften Karrieresieg.
AFP
Das zweite Formel 1-Rennen der Saison hat den zweiten Rennsieger hervorgebracht. Sergio Perez – der am Ende als strahlender Sieger aus seinem RB19 stieg – kommt wie Auftaktsieger Verstappen aus dem Team von Red Bull. Der Niederländer hingegen startete eine furiose Aufholjagd, die am Ende auf dem zweiten Platz endete.

Sergio Perez hatte den Start beim Großem Preis von Saudi-Arabien zwar komplett verschlafen, doch das brachte den Mexikaner nicht aus der Bahn. Zu augenscheinlich war die Überlegenheit des Red Bull-Boliden gegenüber dem restlichen Starterfeld. Fernando Alonso hatte in Kurve eins bereits die Führung übernommen, musste aber schnell einsehen, dass Perez auf die Renndistanz im besseren Auto saß.

Spielend leicht konnte der Pole-Setter aus dem vergangenen Jahr den Aston Martin auf der Start-Ziel Gerade nach vier Runden wieder überholen. Von da an fuhr Perez der Konkurrenz Sekunde um Sekunde davon, keiner seiner unmittelbaren Verfolger konnte seine Pace mitgehen. Alonso hatte sich zudem eine Strafe von fünf Sekunden eingehandelt, da er nicht korrekt in der Startbox gestanden hatte. Bei einem Mann seiner Erfahrung ein grober Schnitzer, der später noch zu einigem Hin-und-Her führen sollte.

Verstappens Aufholjagd und die schicksalhafte Runde 17

Weit hinten in der Startaufstellung standen Max Verstappen (15.) und Charles Leclerc (12.). Verstappen hatte einen Defekt der Antriebswelle im Qualifying zu verkraften, wodurch er keine schnelle Runde setzen konnte und aus dem letzten Drittel des Feldes starten musste. Leclerc hatte eine Gridstrafe erhalten, weil er bereits die dritte Steuerelektronik der Saison in seinem Boliden nutzte.

Beide Topfahrer machten sich sofort an die Aufholjagd und pflügten durchs Feld. Mit ihrem enormen Tempo schluckten der Red Bull und der Ferrari Fahrer um Fahrer auf den Geraden - insgesamt keine spektakulären Manöver jedoch wirkungsvolle. Bereits nach neun Runden stand Leclerc auf Rang sieben, Verstappen war Zehnter.

Runde 17 sollte eine ereignisreich werden: Leclerc stand bereits auf Rang vier, Verstappen pirschte sich von hinten immer näher an den Monegassen heran. Schnell wurde ersichtlich, dass der Ferrari keine Chance gegen den Red Bull haben würde und so legte Leclerc einen Boxenstopp ein, bevor der Niederländer auf der Strecke an ihm vorbeiziehen konnte. Der versuchte Undercut half nicht viel. Nicht nur, weil Verstappen viel zu schnell für den Ferrari war und so den taktischen Zug der Italiener nicht covern musste, sondern weil auch in Runde 17 das Safety Car auf die Strecke kam.

Lance Stroll musste in Kurve 13 sein Auto abstellen, er hatte einen Defekt. Der Kanadier stellte seinen Boliden dennoch sehr gut ab und konnte ihn in der Auslaufzone von Kurve 13 sogar hinter der TecPro-Barriere parken. Nun kam die FIA ins Spiel: aus unerfindlichen Gründen schickten sie das Safety-Car auf die Strecke.

Später kam die Begründung: Man habe nicht gewusst, wo sich Stroll auf der Strecke befand und ging so auf Nummer sicher. Eigentlich hätte in diesem Moment ein Virtual Safety-Car ausgereicht, um die Fahrer etwas abzubremsen und die Unfall- und Kollisionsgefahr mit Strolls Boliden rund um Kurve 13 zu eliminieren.

Es gab in der Vergangenheit einige Rennen, in denen ähnliche Zwischenfälle ohne ein virtuelles Safety-Car gelöst wurden und das Rennen ohne Unterbrechung fortgesetzt wurde. In diesem Fall – was einem Desaster gleichkommt – allerdings nicht.

Verstappen und weitere Fahrer wussten die Safety-Car-Phase zu nutzen, arbeiteten ihren Boxenstopp ab. Der Stopp bei einem Safety-Car lässt die Fahrer sehr viel weniger Zeit verlieren als beispielsweise Leclerc, welcher unter Rennbedingungen seine Reifen gewechselt hatte. Ein weiterer Nebeneffekt: Das Feld rückte wieder eng zusammen. Statt 25 Sekunden Rückstand auf Perez, hielt sich Verstappen nur noch fünf Sekunden hinter dem Mexikaner auf. 

Verstappen profitierte vom schwindeligen Verhalten der FIA
Profimedia

Für Verstappen kam das Safety-Car also zum absolut richtigen Zeitpunkt. Perez, der zuvor schon wie der sichere Sieger aussah, hatte den Niederländer doch wieder am Hals. Zwischen Verstappen und dem Führenden lagen zwar noch zwei Autos, die sollten jedoch kein großes Problem für den zweifachen Weltmeister darstellen.

5,7 Sekunden Rückstand zur Spitze hatte Verstappen, nachdem er Alonso in Runde 23 überholt hatte. Perez schaffte es jedoch sehr stark gegen den pushenden Verstappen zu verteidigen und hielt den Abstand lange aufrecht. Der Niederländer konnte nur eine Sekunde abknabbern uns musste schließlich einsehen, dass er den Sieg seinem Teamkollegen überlassen musste.

FIA mit viel Einfallsreichtum

Spannend wurde es dann noch um den dritten Platz. Fernando Alonso fuhr mit knapp fünf Sekunden Vorsprung vor George Russell in seine letzten Runden. Im Hintergrund hatte die FIA allerdings die nächste fragwürdige Entscheidung schon parat. Alonso, der seine Fünf-Sekunden-Strafe bei seinem Boxenstopp in Runde 17 abgesessen hatte, sollte eine weitere Strafe erhalten, Begründung: "Failing to serve the penalty correctly".

Regeltechnisch ist es den Mechanikern nämlich nicht erlaubt, den Boliden des Fahrers für die Dauer der Zeitstrafe zu berühren. Ein Mechaniker hatte allerdings den Wagenheber am Heck des Aston Martins schon angesetzt, ehe die Strafe abgelaufen war.

Für die FIA Grund genug für eine harte Bestrafung. Alonso fuhr zwar als Dritter über die Ziellinie und bekam bei der Siegerehrung auch den Pokal für den Drittplatzierten überreicht – musste ihn jedoch wenig später an George Russell abtreten, der auf Rang vier gelandet war. Die FIA hatte Alonso nachträglich zehn Sekunden aufgebrummt.

Alonso erlebte ein echtes Wechselbad der Gefühle...
Profimedia

Seltsam ist die Entscheidung vor allem, weil die minimale Berührung dem Boxen-Team nicht einmal einen echten Vorteil brachte. Zehn Strafsekunden? Das ist äußerst kleinkariert. Dadurch verhinderte die FIA auch ein Jubiläum. Sie entzog Alonso nicht irgendein Podium, sondern das 100. in seiner Karriere. Und nun kommt die große Pointe:

Kurze Zeit später machte man eine Rolle rückwärts – und ernannte doch wieder Alonso zum Drittplatzierten. Aston Martin hatte vergleichbare Fälle vorgelegt, in denen keine Strafe ausgesprochen worden war. Alonso war nach dem riesigen Chaos also Dritter. Russell, der sich riesig über seinen nachträglichen dritten Platz gefreut hatte, ging wieder leer aus. 

... allerdings eines mit Happy End.
AFP

Noch fragwürdiger wird die Linie der FIA und der Stewards, wenn man Szenen des Saisonauftaktes zum Vergleich heranzieht. Esteban Ocon erhielt in Bahrain zwei aufeinanderfolgende Zeitstrafen, weil die Crew seine Reifen bei Zeitstrafen zweimal in Folge zu früh berührten. Ocons Beispiel diente nicht als Präzedenzfall. Nachdem man linear zu Ocon Alonso bestraft hatte, wurde die Strafe wieder zurückgezogen. 

Wieder was dazugelernt

Ein Rennwochenende liegt hinter uns, das nicht nur einigen Diskussionsstoff, sondern auch neue Erkenntnisse lieferte.

Erstens: Red Bull fährt der Konkurrenz ohne Probleme davon. Gut, eigentlich wussten wir das schon.

Zweitens: Aston Martin ist ein steter Anwärter aufs Podium

Drittens: Die FIA sollte ihre Regeln schleunigst überdenken, eventuell anpassen und bei der Anwendung des Safety-Cars besonnener agieren.

Überholmanöver des Tages: Lance Stroll

Stroll lieferte das spektakulärste Überholmanöver des Tages. In der ersten Runde in Kurve 13 zischte er über die Außenseite an Carlos Sainz vorbei.

Ironie des Schicksals: es handelte sich – aufmerksame Leser haben es bereits bemerkt – um dieselbe Kurve, in welcher Stroll später seinen Boliden abstellen musste.